Kumpel Michi`s Flieger kam pünktlich an, und auch der Farm – Borgward lief zuverlässig 140 Km, so dass ich Michi auch pünktlich abholen konnte. Zurück ging der Weg gleich über Gravelroads, so daß Michi gleich ein Gefühl dafür kriegen würde, wie die nächsten Tage verlaufen würden. Da Borgis Verdeck defekt und zusammengerollt auf dem Kofferraum lag, musste Michi erst mal in Sonnenmilch getaucht werden. Denn auf 1700 Metern Höhe die afrikanische Sonne ohne Wolken, das ist `ne ganz schöne Packung für einen Bremer, der aus dem nordischen Winterwetter hier aufschlägt.
Auf der Farm schraubten wir noch 2 Tage an den Borgis, und dann ging es schon los.
Unser erstes Ziel war der Waterberg, wo wir in der alten Polizeistation am Fuße des Berges jeder ein vorzügliches Kudu-Steak verspeisten.
Nicht so vorzüglich war der Game-Drive, den wir am nächsten Tag im Waterberg – Nationalpark absolvierten. Wir sahen nur Tiere, die man sowieso am Rande der Straße sieht, wenn man durchs Land fährt. Naja, wir sahen die Kosten dafür als Entwicklungshilfe vor Ort, und hakten die Sache ab. Und passend zum Waterberg kam auch so viel Wasser von oben, das die Lehmpiste sich wieder zur Schlammpiste wandelte, und Borgi wieder 50 Kilo schwerer wurde. Irgendwie hatte ich da noch vom Vorjahr was in Erinnerung.
Hinter Otjiwarongo hatte Michi eine Geparden-Farm im Netz gefunden. Da wollten wir jetzt hin. Die Piste dahin war auch sogar schon wieder abgetrocknet. Allerdings gab es jetzt immer wieder Querrinnen, welche vom Wasser in die Straße gespült wurden. Die Kunst war nun, bei 80 Km/h zu schätzen, ob man abbremsen musste, oder die Rinnen mit 80 nehmen konnte.
Aber dieses Spiel kannten Michi, der Borgi und ich ja schon eine ganze Weile, und zu 90 % trafen die Schätzungen ins Schwarze. Über die anderen 10 % reden wir jetzt nicht.
Zur Geparden – Farm ist zu sagen, Michi war begeistert, ich enttäuscht.
(Nähere Angaben bei Bedarf.)
Am Telefon hatte man Michi erzählt, dass die Farm einen Camping-Platz hätte, als wir dann da waren, wusste davon niemand etwas.
Aber das sind eben auch die afrikanischen Unwägbarkeiten, mit denen man leben muss.
Wir machten also die Farmrundfahrt mit, mit einem uralten Toyota-Landcruiser Bj 42. So einen hatte ich auch mal, und freute mich schon auf die Fahrt. Aber, o Graus, der Wagen lief wie ein Sack Nüsse. Darauf angesprochen zuckte der Fahrer nur mit den Achseln. Von Geparden hatte er wirklich Ahnung, aber Autotechnik…. Ich guckte mal unter die Motorhaube, weil ich hoffte, das nur die Zündfolge vertauscht war, aber zwei Kerzen waren ohne Funktion, und das ließ sich ja nicht so auf die Schnelle ändern. Der Fahrer versprach aber, sich die defekten Kerzen zu merken, und in der Werkstatt Bescheid zu sagen.
Aber bei 4,2 Litern Hubraum ist auch genug Leistung da, wenn nur 4 Zylinder arbeiten, um die Fuhre über die Farm zu ziehen. Und dass ich bei diesem Motorlauf körperlichen Schmerz empfand, interessierte ja keinen.
Die Farm hatte übrigens doch einen Campingplatz, einen sehr schönen sogar, nur wissen die Leute das nicht. Auf der Rückfahrt bogen wir, noch auf dem Farmgrundstück, vom Hauptweg ab, und folgten einem kleinen Pfad, der auf einen Hügel führte. Hier fanden wir einen Stellplatz in absoluter Stille, mit wunderbarer Aussicht, und verbrachten eine ungestörte Nacht.
Am nächsten Morgen wurde der kleine Berg noch bestiegen, und dann ging`s weiter.
Die Piste ging jetzt überwiegend bergab, was Geschwindigkeiten über 80 zuließ.
Einmal wurden wir kurz aufgehalten, weil Borgi mit komischen Geräuschen vermeldete, das sich sein Kühler auflöste. Wir „reparierten“ das Ding mit einem Zurrgurt, und weiter ging die wilde Fahrt. Eigentlich wollten wir gleich weiter in den Norden, aber Michi brauchte noch verschiedenes Elektronik – Zubehör, ohne dass der Mann von heute nicht leben kann.
Deshalb fuhren wir die paar Kilometer wieder zurück nach Otjiwarongo.
Diese Kabel und Sicherungen waren schnell gefunden, und deshalb gingen wir noch schnell in einen Spar-Supermarkt, um einige Leckereien zu holen.
Zufrieden mit mir und der Welt, schlenderte ich, an meiner Lindt-Schokolade nagend, auf den Borgi zu, als mein Blick auf das rechte Vorderrad fiel. Das Ding stand so schräg, wie damals die Hinterräder der getunten Käfer oder NSU.
Der erste Gedanke war natürlich : Radmuttern lose ! Auf der Piste könnte man diese Geräusche schon mal überhören, aber die letzten Kilometer waren wir auf ruhigem Asphalt gefahren. Das Rad war auch fest, nichts wackelte. Aber bei so viel negativem Sturz musste irgendwas gebrochen sein. Ein Blick unters Auto zeigte, das oben die Bremstrommel extrem an der Ankerplatte schliff, unten klaffte ein Spalt von fast 2 Zentimetern. Trotzdem fuhr das Auto, und es gab keine mahlenden Geräusche.
Wir beschlossen also, die Reparatur nicht hier auf dem Supermarkt-Parkplatz anzugehen, sondern uns zum nächsten Campingplatz zu schleppen. Wir fanden einen in 3 Kilometer Entfernung, es war nicht der schönste dieser Reise, aber wir standen im Schatten und hatten einen Pool, den wir auch sofort genossen.
In der Zwischenzeit hatte sich die Achse abgekühlt, und wir konnten sie auseinander reißen.
Immer mehr Teile wurden abgebaut und erwiesen sich als
unversehrt. Sogar Bremse und Bremstrommel konnten wiederverwendet werden. Auch dieRadlager waren in Ordnung.Alles Teile, die ich mitgehabt hätte. Aber der Stutzen, auf dem die Radlager liefen, der war kurz davor, komplett abzubrechen.Wäre die Piste 10 oder 20 Kilometer länger gewesen, hätte es uns ins Aus katapultiert.Ein abgebrochenes Vorderrad bei 80 hätte unangenehm werden können.Aber wie mein Kumpel Erwin immer sagte, etwas Glück gehört immer dazu !