Taxi nach Windhoek.

  • Kumpel Michi`s Flieger kam pünktlich an, und auch der Farm – Borgward lief zuverlässig 140 Km, so dass ich Michi auch pünktlich abholen konnte. Zurück ging der Weg gleich über Gravelroads, so daß Michi gleich ein Gefühl dafür kriegen würde, wie die nächsten Tage verlaufen würden. Da Borgis Verdeck defekt und zusammengerollt auf dem Kofferraum lag, musste Michi erst mal in Sonnenmilch getaucht werden. Denn auf 1700 Metern Höhe die afrikanische Sonne ohne Wolken, das ist `ne ganz schöne Packung für einen Bremer, der aus dem nordischen Winterwetter hier aufschlägt.


    Auf der Farm schraubten wir noch 2 Tage an den Borgis, und dann ging es schon los.


    Unser erstes Ziel war der Waterberg, wo wir in der alten Polizeistation am Fuße des Berges jeder ein vorzügliches Kudu-Steak verspeisten.
    Nicht so vorzüglich war der Game-Drive, den wir am nächsten Tag im Waterberg – Nationalpark absolvierten. Wir sahen nur Tiere, die man sowieso am Rande der Straße sieht, wenn man durchs Land fährt. Naja, wir sahen die Kosten dafür als Entwicklungshilfe vor Ort, und hakten die Sache ab. Und passend zum Waterberg kam auch so viel Wasser von oben, das die Lehmpiste sich wieder zur Schlammpiste wandelte, und Borgi wieder 50 Kilo schwerer wurde. Irgendwie hatte ich da noch vom Vorjahr was in Erinnerung.
    Hinter Otjiwarongo hatte Michi eine Geparden-Farm im Netz gefunden. Da wollten wir jetzt hin. Die Piste dahin war auch sogar schon wieder abgetrocknet. Allerdings gab es jetzt immer wieder Querrinnen, welche vom Wasser in die Straße gespült wurden. Die Kunst war nun, bei 80 Km/h zu schätzen, ob man abbremsen musste, oder die Rinnen mit 80 nehmen konnte.
    Aber dieses Spiel kannten Michi, der Borgi und ich ja schon eine ganze Weile, und zu 90 % trafen die Schätzungen ins Schwarze. Über die anderen 10 % reden wir jetzt nicht.
    Zur Geparden – Farm ist zu sagen, Michi war begeistert, ich enttäuscht.
    (Nähere Angaben bei Bedarf.)
    Am Telefon hatte man Michi erzählt, dass die Farm einen Camping-Platz hätte, als wir dann da waren, wusste davon niemand etwas.
    Aber das sind eben auch die afrikanischen Unwägbarkeiten, mit denen man leben muss.
    Wir machten also die Farmrundfahrt mit, mit einem uralten Toyota-Landcruiser Bj 42. So einen hatte ich auch mal, und freute mich schon auf die Fahrt. Aber, o Graus, der Wagen lief wie ein Sack Nüsse. Darauf angesprochen zuckte der Fahrer nur mit den Achseln. Von Geparden hatte er wirklich Ahnung, aber Autotechnik…. Ich guckte mal unter die Motorhaube, weil ich hoffte, das nur die Zündfolge vertauscht war, aber zwei Kerzen waren ohne Funktion, und das ließ sich ja nicht so auf die Schnelle ändern. Der Fahrer versprach aber, sich die defekten Kerzen zu merken, und in der Werkstatt Bescheid zu sagen.
    Aber bei 4,2 Litern Hubraum ist auch genug Leistung da, wenn nur 4 Zylinder arbeiten, um die Fuhre über die Farm zu ziehen. Und dass ich bei diesem Motorlauf körperlichen Schmerz empfand, interessierte ja keinen.
    Die Farm hatte übrigens doch einen Campingplatz, einen sehr schönen sogar, nur wissen die Leute das nicht. Auf der Rückfahrt bogen wir, noch auf dem Farmgrundstück, vom Hauptweg ab, und folgten einem kleinen Pfad, der auf einen Hügel führte. Hier fanden wir einen Stellplatz in absoluter Stille, mit wunderbarer Aussicht, und verbrachten eine ungestörte Nacht.
    Am nächsten Morgen wurde der kleine Berg noch bestiegen, und dann ging`s weiter.
    Die Piste ging jetzt überwiegend bergab, was Geschwindigkeiten über 80 zuließ.
    Einmal wurden wir kurz aufgehalten, weil Borgi mit komischen Geräuschen vermeldete, das sich sein Kühler auflöste. Wir „reparierten“ das Ding mit einem Zurrgurt, und weiter ging die wilde Fahrt. Eigentlich wollten wir gleich weiter in den Norden, aber Michi brauchte noch verschiedenes Elektronik – Zubehör, ohne dass der Mann von heute nicht leben kann.
    Deshalb fuhren wir die paar Kilometer wieder zurück nach Otjiwarongo.
    Diese Kabel und Sicherungen waren schnell gefunden, und deshalb gingen wir noch schnell in einen Spar-Supermarkt, um einige Leckereien zu holen.
    Zufrieden mit mir und der Welt, schlenderte ich, an meiner Lindt-Schokolade nagend, auf den Borgi zu, als mein Blick auf das rechte Vorderrad fiel. Das Ding stand so schräg, wie damals die Hinterräder der getunten Käfer oder NSU.




    Der erste Gedanke war natürlich : Radmuttern lose ! Auf der Piste könnte man diese Geräusche schon mal überhören, aber die letzten Kilometer waren wir auf ruhigem Asphalt gefahren. Das Rad war auch fest, nichts wackelte. Aber bei so viel negativem Sturz musste irgendwas gebrochen sein. Ein Blick unters Auto zeigte, das oben die Bremstrommel extrem an der Ankerplatte schliff, unten klaffte ein Spalt von fast 2 Zentimetern. Trotzdem fuhr das Auto, und es gab keine mahlenden Geräusche.



    Wir beschlossen also, die Reparatur nicht hier auf dem Supermarkt-Parkplatz anzugehen, sondern uns zum nächsten Campingplatz zu schleppen. Wir fanden einen in 3 Kilometer Entfernung, es war nicht der schönste dieser Reise, aber wir standen im Schatten und hatten einen Pool, den wir auch sofort genossen.
    In der Zwischenzeit hatte sich die Achse abgekühlt, und wir konnten sie auseinander reißen.






    Immer mehr Teile wurden abgebaut und erwiesen sich als


    unversehrt. Sogar Bremse und Bremstrommel konnten wiederverwendet werden. Auch dieRadlager waren in Ordnung.Alles Teile, die ich mitgehabt hätte. Aber der Stutzen, auf dem die Radlager liefen, der war kurz davor, komplett abzubrechen.Wäre die Piste 10 oder 20 Kilometer länger gewesen, hätte es uns ins Aus katapultiert.Ein abgebrochenes Vorderrad bei 80 hätte unangenehm werden können.Aber wie mein Kumpel Erwin immer sagte, etwas Glück gehört immer dazu !

  • Davon hatten wir nun reichlich gehabt, und die Freude darüber ließ den Ärger über die Panne verpuffen.
    Jetzt musste ein Plan her, wie die Reparatur von statten gehen sollte.
    Es war Samstag-Mittag und die Werkstätten hatten zu. Auch war ich skeptisch, ob man Dinge schweißen sollte, die schon im originalen Zustand nicht gehalten haben.
    Okay, dem Teil konnte man auch keine Schuld geben. Hier rächten sich nun 20 Jahre permanente Überladung auf afrikanischen Pisten. Und die 10 % falsch eingeschätzten Rillen. Aber hey, es hatte 120 000 Kilometer gehalten.
    Das schlimmste aber war, dass ich dieses Teil nicht dabei hatte. Es war ja auch noch nie, an keinem meiner Borgis abgebrochen.
    Aber nun half alles Zetern nicht, ein Plan musste her! Michi lief zurück ins Dorf um einen Mietwagen klar zu machen, während ich das Werkzeug zusammenräumte und den Wagen richtig aufbockte und alles verstaute.
    Es dauerte etwas länger bis Michi zurück kam und mit der Nachricht, das in Otjiwarongo am Samstag um 16.00 Uhr kein Mietwagen mehr aufzutreiben war.
    Also musste Plan B her. Wir heuerten George an, einen Taxifahrer mit einem VW Polo mit Kofferraum. Ihn konnten wir überzeugen, uns zurück nach Windhoek und zur Farm zu bringen.
    Um 17.00 Uhr begann der wilde Ritt, und wir hatten schon ein komisches Gefühl, Borgi ohne Bewachung, ausgerechnet in Otjiwarongo, der kriminellsten Stadt Namibias, stehen zu lassen. Der Kofferraum des Polo war voller Werkzeug, Getränken und dem nötigsten, was alles in die „Uschi Schibulla – Tasche passte. In dunkler Nacht erreichten wir die Farm, deren Bewohner uns trotz der späten Stunde noch mit Nahrung versorgten, worüber wir sehr glücklich waren, denn Freßzeug hatten wir schlichtweg vergessen.
    Am nächsten Tag begann unser persönlicher Sonntag um 6.00 Uhr.
    Um 6.30 saßen wir am 522er und rissen die Vorderachse auseinander. Wir hatten beschlossen, gleich an beiden Seiten das defekte Teil auszubauen, denn wer konnte denn wissen, ob die andere Seite von Borgis Vorderachse nicht auch schon Haarrisse hatte.
    Um 11.00 rief uns die Tochter des Hauses zum Frühstück, da hatten wir die benötigten Teile schon in der Kiste.
    Essen, Smalltalk, Werkzeug zusammenräumen, Container schließen, und duschen. Und schon stand um 13.30 George wieder mit seinem Polo vor dem Tor.
    Um 17.00 erreichten wir wieder unseren Campingplatz in Otjiwarongo, und stellten zu unserer Freude fest, das Borgward in unserer Abwesenheit nicht aufgebrochen und geschlachtet worden war.
    Wir machten uns daran, Vorbereitungen für das morgige Schrauberfest zu treffen.
    Dazu gehörte unter anderem den benötigten großen Simmering aus dem Teilefundus zu suchen, Pappdichtungen zu schneiden und Werkzeug bereitzulegen.
    Und schon war es Abend, und wir mussten uns der Nahrungszubereitung hingeben. Im Gespräch mit einem jungen Pärchen aus Deutschland, welches das Land mit einem Mietwagen bereiste, klang der Abend dann aus.
    Der nächste Tag begann bei Sonnenaufgang, und wir schraubten die Achse wieder zusammen. Um 14.00 Uhr konnten wir den Zündschlüssel drehen, und Otjiwarongo verlassen. Auch so kann ein langes Wochenende aussehen.
    Unser nächstes Ziel war nun eine Farm in landschaftlich wunderschöner Gegend, auf der man eine Höhle besichtigen konnte.
    Diese Exkursion gestaltete sich als recht abenteuerlich, da die Höhle noch genau in dem Zustand war, in dem sie vor 102 Jahren entdeckt wurde.
    Wege, Handläufe, Markierungen oder gar Licht sind Dinge, die man nur in Europa braucht.
    Wir waren drei Mann und drei Taschenlampen, und der Führer kraxelte mit uns in die hintersten Winkel dieses Erdlochs. Mir kam das Lied von den Phudys in den Sinn: Als wir in den Leib der Erde drangen, schieden wir nicht mehr die Nacht vom Tag,….
    In der Höhle herrschten permanent 25°, aber sehr hohe Luftfeuchtigkeit und, gefühlt, sehr wenig Sauerstoff. Zwei Stunden zwängten wir uns durch ein Labyrinth aus Gängen und größeren Räumen, und wir waren Beide froh, als wir endlich, mit durchgeschwitzter und Lehmverschmierter Kleidung die Sonne wiedersahen.
    Nach einer ausgiebigen Dusche auf der Farm und einem Käffchen für Michi starteten wir den Boliden. Ziel war Etosha.
    Und weil wir pfiffig waren, fuhren wir abends nicht gleich in den Park, und übernachteten für teures Geld zwischen anderen lärmenden Touristen, sondern suchten uns 12Km vorher einen einsamen Farmweg, auf dem wir, nur von den Stimmen der Natur umgeben, eine ungestörte Nacht verbrachten.
    Früh um 9.00 standen wir am Parktor, machten einen kurzen Abstecher ins östlichste Camp Namutoni, und fuhren gleich weiter, auf der Pad am Rande der großen Salzpfanne.
    Da wir uns in der Regenzeit befanden, und es hatte in den vergangenen Tagen schon gut geregnet, war uns klar, dass wir nicht an Wasserlöchern auf die Tiere warten mussten. Der Regen hatte überall frisches Grün hinterlassen, und überall in der Gegend befanden sich nun große und kleine Tümpel. Kein Tier war also mehr gezwungen, ein angelegtes Wasserloch aufzusuchen.
    Wir mussten uns also mit dem Getier begnügen, das wir auf unserem Weg zufällig sahen.
    In erster Linie waren wir diesmal nur durch den Park gefahren, um Kilometer auf langweiliger Teerpad zu sparen. Und wie immer, wenn man nichts erwartet, wird man meistens angenehm überrascht. Zebras, Kudus, Giraffen, Springbockherden, 2 Nashörner, eine Herde Elefanten, und zwei Löwenrudel waren die Ausbeute von 2 Tagen.
    Solange brauchten wir nämlich, um den Park komplett von Ost nach West zu durchqueren.
    Am ersten Tag hatten wir noch im Camp Halali eine Mittagspause gemacht, und dabei den dortigen Pool ausgiebig genutzt. Übernachtet wurde dann in Okakuejo, wo man in den letzten 20 Jahren den Park auch immer verlassen musste.
    In diesem Jahr nun wurde erstmalig der Weg ganz nach Westen geöffnet, ein neu geschaffenes Tor, das Galton Gate, war jetzt für den Publikumsverkehr geöffnet, was wir natürlich sofort ausprobierten, denn wir waren Beide noch nie in diesem Teil des Parks.
    Um es kurz zu machen, es ist der langweiligste Teil des Parks, in meinen Augen. Michi konnte sich auch dafür begeistern, aber der kann sich ja auch für die eintönigen Landschaften der Mongolei begeistern.
    Immerhin entdecken wir eine tote Giraffe und ein halbes Elefantenskelett. Eigentlich darf man ja in solchen Parks nicht aussteigen, aber wie soll man dann vernünftige Fotos machen ?
    Den ganzen Tag über waren uns auf dieser Strecke 3 Autos begegnet. Trotzdem sicherte immer einer von uns auf dem Autodach, während der andere fotografierte.
    Ich hatte gerade die letzten Knochenfotos auf der Chipkarte, als Michi ein Auto vermeldete.
    Dank sehr schneller Bewegungen unsererseits saßen wir wieder im Auto, als der Wagen neben uns hielt. Zwei namibische Polizisten erkundigten sich, ob alles in Ordnung wäre, weil wir hier stehen, wo doch gar keine Tiere zu sehen wären. Wir erklärten ihnen, dass da hinten ein Elefantenskelett liegen würde, und wir ja ganz starke Teleobjektive hätten.
    Ich weiß nicht, ob sie den Braten rochen, aber sie fuhren weiter, ohne etwas zu sagen.
    Um 16.00 erreichten wir den Ausgang des Parks und düsten von da aus gleich weiter nach Kamanjab. Hier gibt es ein schönes Camp, Oppicoppi, in dem Overlander umsonst stehen können. Die deutschen Gründer dieses Camps hatten in ihrer Jugend selber Afrika mehrere Jahre mit dem eigenen Wagen bereist, und haben deshalb ein Herz für Selberfahrer.
    In Kamanjab gab es nun die letzte Gelegenheit, unsere Vorräte zu ergänzen. Der Supermarkt war nun kein Supermarkt deutschen Zuschnitts, sondern das Warenangebot hatte sich natürlich den Bedürfnissen der hiesigen Bevölkerung angepasst. Wir durchstöberten jede Ecke des Ladens, und ehe wir uns versahen, hatten wir Beide unsere Körbe voll. Wie wir nun alles im Auto einsortierten, stellte ich fest, das Michi ein Glas mit Mecklenburger Rollmöpsen gekauft hatte! In dem Laden gab es alles, von der 75 Watt Halogenlampe in 24 Volt, über Campingstühle, Holzkohle, Werkzeug, Millipapp, alle anderen Lebensmittel, Kleidung, u.s.w. Eben alles, was man zum Leben braucht. Und Michi kauft Rollmöpse ! Je länger ich mit ihm auf Tour war, umso unheimlicher wurde er mir manchmal.
    Wir starteten nun endlich ins Off-Road Abenteuer. Der Doros-Krater war unser Ziel. Eine menschenleere Gegend, atemberaubende Landschaften, und als Wege waren nur noch Fahrspuren vorhanden. Dem ollen Borgi wurden wieder mal Dinge zugemutet, die ich ihm nach dem Van Zyls-Pass eigentlich nicht mehr antun wollte. Aber so ist es ja öfter, Wunsch und Wirklichkeit klaffen manchmal weit auseinander. Ohne Michi`s „Reisegehirn“ hätten wir den richtigen Weg zum Krater wahrscheinlich ewig gesucht. Aber in dieser Kiste war wirklich jede Fahrspur aufgezeichnet, auf der ein Auto fahren konnte.
    Wir hatten im Laden auch Eiswürfel gekauft, und damit unsere Kühlkiste gefüllt. Es dauerte bei dieser Affenhitze nur 24 Stunden, bis aus den Eiswürfeln Wasser wurde. Immerhin Eiswasser ! Das blieb dann immerhin nochmal 48 so kühl, dass man von kalten Getränken sprechen konnte.
    Am Abend, schlugen wir an einer grandiosen Stelle am Fuß des Kraters mit einem phänomenalen Blick in die weite Landschaft unser Lager auf, es gab Kartoffeln, Gem-Gem und Senatsreserve der Geschmacksrichtung Schwein, und als wenn das nicht schon der kulinarische Höhepunkt überhaupt wäre, drückte sich Michi noch zwei Rollmöpse in den Hals.
    Auf meiner Gänsehaut hätte man Zitronenschalen raspeln können.

  • Die Sonne war, farbig wie bestellt, untergegangen und sehr schnell hüllte uns Dunkelheit ein. Es war die Zeit des Neumonds, und dadurch waren die Sterne umso besser sichtbar.
    Michi, als nimmermüder Fotograf, konnte nun nicht einfach in seinem Stuhl sitzenbleiben und genießen, er musste noch experimental-Fotos machen. Zu diesem Zweck lief er in seinen Badelatschen immer zwischen Auto und Stativ hin und her.
    Auch ich lungerte, völlig sorglos in Badeschlappen, auf meinem Campingstuhl rum, bis ich auf die Idee kam, unsere Lampe mal vom Tisch auf den Fußboden zu stellen. Es dauerte keine 5 Minuten, und das Licht hatte einen ziemlich großen Skorpion angelockt.
    Einen von der Sorte: Kleine Zangen, dicker Stachel. Wer keine Kraft in den Zangen hat, muss viel und schnell wirksames Gift haben !
    Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn einer von uns in der Dunkelheit auf dieses Insekt getreten wäre, und als letzte Reaktion der dicke Stachel den Weg ins Fußfleisch gefunden hätte.
    Wir stellten übereinstimmend fest, dass wir für diese Gegend das falsche Schuhwerk anhatten, Michi stellte die fotografischen Arbeiten ein, und wir genossen die Sterne vom Dachzelt aus.
    Am nächsten Vormittag machten wir uns an den Aufstieg zum Kraterrand.
    Den Blick in den Krater empfand ich persönlich als etwas enttäuschend, aber der Rundum-Blick entschädigte für die Kraxelei in der heißen Sonne.
    Sogar der Fake- Krater des Brukkaros im letzten Jahr hatte mehr nach Krater ausgesehen als dieser hier.
    Aber Michi war auch von diesem Krater begeistert. Ich glaube, da kommt dann seine Waldorf-Prägung durch.
    Wir genossen eine Stunde lang die Aussicht, und machten uns dann in der Mittagssonne an den Abstieg.
    Wie angenehm war es dagegen, wieder im Schatten eines Borgwardverdeckes zu sitzen, und den „kühlenden“ Fahrtwind zu genießen. Wobei, bei 10, 20 Stundenkilometern kann man von Fahrtwind ja nicht wirklich sprechen, aber mehr ließ der Weg einfach nicht zu.
    Die Landschaft entschädigte allerdings dafür. An einer besonders schönen Stelle hielten wir an um alte Feuchtigkeit abzugeben und frische Feuchtigkeit aufzunehmen. Als ich so in die Kühlkiste griff, und mir eine kalte Milch gönnte, war mir, als wenn der Milchkarton nach Fisch riechen würde. Sowas kommt schon mal vor, wenn man das Wasser in der Kühlbox tagelang nicht wechselt, aber hier war es doch eigentlich ganz neu. Eine entsprechende Frage an Michi gerichtet, wurde mit der Antwort kommentiert, er hätte das Fischglas wieder richtig zugemacht. Na gut.
    Einer lieben Gewohnheit folgend, gucke ich bei solchen Stopps auch immer mal unters Auto.
    Und siehe da, meine gute Laune schlug augenblicklich um in weniger gute Laune. Borgi hatte wieder mal die tragende Lage seiner Vorderfeder geknackt.
    Das war jetzt das vierte oder fünfte Mal in 20 Jahren, und normalerweise ist der Wechsel auch nicht so der Akt, aber hier, im Nichts, ohne Schatten und in Affenhitze, hatten wir beide keine große Lust auf diese Reparatur.
    Ich erinnerte mich, dass ich schon zweimal gar nicht gemerkt hatte, das die Feder geknackt war, und noch wer weiß wie viele Kilometer Piste gefahren war, und die kleine 8ter Schraube in der U-Klammer hatte das Ding gehalten.
    Wir kamen überein, dass wir diese Notlaufeigenschaften ein weiteres Mal auf die Probe stellen wollten. Michis Reisegehirn zeigte an, das unser Tagesziel, ein Camp des Rhino-Trust, in 25 Km Entfernung liegen würde. In der Hoffnung, dass der Weg nicht mehr ganz so schlimm sein würde, fuhren wir also weiter. Aber wie es oft so ist, hoffen und harren hält Manchen zum Narren !
    Der Weg blieb nicht nur gleich schlecht, er wurde sogar noch schlechter. Oft führte er durch trockene Flussbetten, in die die Wassermassen aber fatale Stufen und Kanten gefräst hatten.
    Wie auf rohen Eiern wurde Borgi nun durch die Szenerie bewegt, immer mit dem Hintergedanken, das nach unschönen Geräuschen die Achse plötzlich in Längsrichtung unterm Auto liegt. Aber, was soll ich sagen, Borgi tat uns den Gefallen, bis zum Camp durchzuhalten. Wieviel Freude eine 8ter Schraube machen kann, wenn sie hält. Hier, im Camp, gab es nicht viel, aber einen großen Baum, der genügend Schatten spendete, um die Reparatur in Ruhe anzugehen, und Duschen, um den Dreck danach wieder vom Körper zu kriegen.
    Und da wir nun schon mal dreckig waren, krempelten wir gleich noch den Hinterreifen von der Felge und setzten einen neuen Schlauch ein. Der Alte hatte die Prozedur des Luftablassens nicht überstanden, die aber nötig gewesen war, um die schwere Kiste durch den Weichsand diverser Flussbetten zu bringen.
    Nach getaner Arbeit bekamen wir auch wieder einen Blick für die Schönheit dieses Fleckchen Erde, auf dem wir uns befanden, und beschlossen spontan, hier noch einen Dümpeltag einzulegen.
    Wir erkundeten zu Fuß das Tal, in dem das Camp lag, wunderten uns über Gesteinsformationen und sahen uns Nashornschädel an.
    Wir stellten fest, dass mittlerweile alle Dinge in der Kühlkiste sehr nach Fisch rochen, und Michi musste feststellen, dass er das Rollmopsglas wohl doch nicht richtig geschlossen hatte.
    Jedenfalls war es wieder komplett voll Wasser, ein reger Austausch hatte stattgefunden.
    Alles, aber wirklich alles in der Kiste roch nach altem Fisch aus Mecklenburg. Auch der Kiste selber haftete der Geruch trotz Spüli und heißer Dusche einige Tage an, so dass jetzt 5 Meter im Umkreis von Borgi Rollmopsverbot herrscht. Für alle Zeiten !
    Dann aber ging es weiter. Das Meer war unser Ziel, und langsam, ganz langsam, wurde auch der Weg wieder besser, so dass man irgendwann wieder von einer normalen Gravel-Road sprechen konnte. Die Landschaft, die wir nun durchquerten, erinnerte uns an den Film : Der Marsianer, den wir beide im Flieger gesehen hatten. So wie hier könnte es auch auf dem Mars aussehen. Übereinstimmend fanden wir es gut, dass wir hier nicht ständig diese Anzüge tragen mussten, sondern einfach nur die, wenn auch staubige, Luft atmen brauchten. Wir beschlossen, uns nicht zu einer Marsmission anzumelden !
    Dafür meldeten wir uns in Swakopmund bei Freunden von mir zum Besuch an. So verbrachten wir 2 Nächte und 3 Tage in der Stadt, in der sogar Plastik rostet, tankten kühle, salzige Luft, Sprit und ergänzten Vorräte. Ab hier befinden wir uns schon wieder auf dem Rückweg, 3 Wochen sind nicht lang. Um den Rückweg angenehm zu gestalten, statteten wir der Spitzkoppe mal wieder einen Besuch ab. Hier stimmt die Temperatur wieder, und die Landschaft ist wie immer bombastisch.
    Am nächsten Tag geben wir Borgi die Sporen und sind am Abend wieder auf der Farm.
    Einen Tag ordnen wir unsere Dinge, dann geht Michis Flieger.
    Ich habe noch eine Woche um Borgis Wunden zu lecken. Dabei stellt sich heraus, dass eine Woche diesmal nicht ausreicht, womit der nächste Urlaub schon wieder verplant wäre.
    Rahmenrisse sind aufgetaucht, der Vorderachsflansch der anderen Seite will vorsorglich getauscht werden, die Bremsschläuche wollen auch getauscht werden, der HBZ soll einen Vorratsbehälter bekommen, und die Vorderfedern werden endlich mal verstärkt. Und die Erfahrung lehrt, dass bei so viel Schrauberei immer noch das eine oder andere Problem zusätzlich auftaucht.
    Hört sich erstmal viel an, aber wenn man bedenkt, dass der Wagen jetzt seit 20 Jahren diese Torturen aushalten muss, kann man ihm nicht böse sein.

    Die Fotos werden in den nächsten Tagen nach und nach eingestellt.


    Gruß Jozi.

  • Tzzzzzzz ..., Rollmöpse..... :wacko: :urg::D
    :lol:
    Toller Bericht!


    Gruß
    Stefan

    Deutsch ist wirklich eine schwere Sprache. :wacko:
    -Tagsüber: ...................... - Abends:
    Der Weizen. ------------------ Das Weizen.
    Das Korn. --------------------- Der Korn.
    :saint::lol:


  • Wenn man genau hinsieht, stand das Rad schon bei diesem Stopp schief. Doch da wurde unsere Aufmerksamkeit noch von dem Kühler beansprucht, dessen Rahmen sich auflöste.






    Zu dem Zeitpunkt kann man das nur "das Glück der Unwissenden" nennen.



    Eben noch Restaurierungsobjekt, jetzt Schlachtekuh.



    Das schöne ist ja, das in diesem Fall die Teile des 522er`s auch an den B 2000 passen.




    Unser Taxi kam pünktlich und brachte uns problemlos zurück nach Otjiwarongo.



    Erst frühstücken, dann bauen.



    On the road again...


    Gruß Jozi.

  • Toller Bericht. Tolle Erlebnisse und Erfahrungen! Und tolle Bilder!
    Aber so was kann man auch daheim erleben. Bei mir haben sich mal die Schrauben des Achsstummels auf der Vorderachse gelöst, zum Glück habe ich das gemerkt, bevor die ganz los waren. Und das trotz Blechsicherung. Und ich hatte das nicht zerlegt bei der Restaurierung Jahre zuvor, war US-Army Instandsetzung. Wäre sicher nicht Lustig gewesen, das linke Vorderrad bei 80+ km/h auf der Autobahn zu verlieren. Aber alles gut ausgegangen, kein bleibender Schaden.
    Gruß
    Wolf

  • Hier mal ein paar Fotos von der Gegend, in der wir übernachten mussten.






    Wenn es in der Regenzeit eine gewisse Menge Niederschlag gibt, kommt ein Pilz, den Termiten züchten, ins wilde Wachstum. Das ganze Jahr sieht man nichts davon, aber bei Regen sprießt der Pilz schneller als die Termiten ihn abbauen können, und tritt dann am Fuße der Termitenhügel an die Oberfläche. Entweder man findet ihn dann selber, oder die Locals verkaufen einem die Dinger.




    Und die Dinger sind richtig lecker.




    Auf dieser Farm gibt es eine Höhle, und die wollten wir uns am nächsten Tag ansehen.


    Gruß Jozi.


  • Der Eingang verriet uns irgendwie, dass hier nicht jeden Tag Touristen herkommen.



    Jeder nur eine Lampe...!





    Von diesem Herrn stammen übrigens einige Bilder hier in diesem Bericht.



    Wenn ich den erwische, der mich so nass und schmutzig gemacht hat.....



    Wieder am Tageslicht folgen wir dem Weg nach Etoscha.



    Gruß Jozi.

  • In erster Linie wollten wir nur deshalb durch Etoscha fahren, um den Weg abzukürzen. Gravelroad ohne Zäune versprach einfach mehr Sehwerte als auf Teerpad durch Farmland.
    Da ohnehin Regenzeit war, bewegten sich die Tiere im ganzen Park, da sie ja nun nicht mehr auf die Wasserlöcher angewiesen waren.
    Also erwarteten wir auch nicht so viele Sichtungen und legten uns auch nirgends auf die Lauer.
    Dafür war die Ausbeute nicht schlecht.
    Aber man musste auch ein Auge dafür haben.



    Sieht jemand das Tier ?





    Da denkt man, auf Gravelroads gibts keine Zebrastreifen, und dann sowas :




    Während wir die einen beobachten...



    ...beobachten uns die anderen.






  • Regenzeit in Etoscha. Gestern noch so,



    nach einer Nacht und einem Tag so:




    Wer, zum Teufel, seid ihr denn...




    ...hier seht ihr mal, was ich von euch halte.



    Da ist Michi durchgedreht.



    Morgen geht`s weiter.
    Gruß Jozi.

  • tolle Tiere.... sowas bekommst halt bei uns nur im Zoo!


    Danke fürs zeigen... Betty

    immer wieder ein neuer... :S
    ich kann mich gar nicht entscheiden :idee:
    mit welchem wir heut fahren... :heul:
    ich liebe sie alle!!!! :thumbsup: :H: :juhu:

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