Unterschied grundüberholt und instandgesetzt/ Motor

  • Hallo Leute,


    zum Thema Motor habe ich eine allgemeine Frage. Immer wieder höre/ lese ich von instandgesetzten Motoren, z.B. MAT 4 von der BW.

    Nun war in einem Gespräch die Rede von einem grundüberholten Motor MAT 4.


    Was ist da der Unterschied und weiß jemand zufällig was gemacht wurde?


    Gruß Alex

  • "Instandgesetzt" heißt nicht mehr oder weniger als "funktionierte ordnungsgemäß beim Verpacken". Sicher neu abgedichtet usw., aber sonst muss nicht viel gemacht worden sein, kann die alte Kurbelwelle mit den alten Lagern sein solange kein Fehler da war bleibt alles beim Alten..


    Grundüberholt heisst vollständig zerlegt und - beim Kat - wahrscheinlich z.B. mit neuen Zylindern neu aufgebaut.


    Jens

  • Moin Jens,


    danke für die Info.


    Bedeutet dies, das bei der Grundüberholung auch neue Teile (z.B. Generator) die noch nie verbaut waren, verwendet werden? Oder sind diese auch nur soweit

    ersetzt worden wie erforderlich?



    Gruß Alex

  • Ich denke nein, bei einer Grundüberholung machst du das neu wo du glaubst es geht dem Ende zu. Ein Generator ist kein typisches Verschleißteil. Der hält 300000 und mehr km. Regler neu, Kohlen neu, vielleicht noch die Lager, fertig. Beim Anlasser: Ritzel, Magnetschalter, Wapu: Lager, Abdichtung. Iwie so, dass wieder für Jahre Ruhe ist.

    Viele Grüße Marcus

  • Das ist insgesamt "ein weites Feld" ... der Generator ist ja seinerseits eine Baugruppe. Da kann es auch passieren, dass es für den Instandsetzer, wenn er gleichzeitig Hersteller ist, günstiger ist das Teil durch ein Neuteil aus der Serie zu ersetzen als den Schrott zu überholen.

    Wenn der Motor eigentlich die übergeordnete BG "Triebwerk" ist, also einbaufertig mit Nebenaggregaten, kann der Motorenmensch sich die BG aus der Logistikkette holen. Da bekommt er, was da ist. Von Neuteil bis funktionsfähig geprüft....


    Jens

  • Nun, da hilft ja meist ein Blick in die technische Vorschriftenwelt der Armee weiter, solange wir uns über Bundeswehrfahrzeuge unterhalten. Wird aber vermutlich im Ausland auch nicht viel anders gesehen werden.


    "MES 4" (oder früher noch 5) steht für "Materialerhaltungsstufe 4" und bedeutet Hauptinstandsetzung (5 = Depotinstandsetzung, später zusammengelegt). Das heißt, dass ein Fahrzeug routinemäßig, also nach Zeitintervall oder nach Betriebsstundenanzahl oder auch nach Laufleistung zur Instandsetzung abgegeben wird, egal, ob es sich dabei im klassischen Sinne um eine Schadensinstandsetzung handelt oder nicht. Hauptinstandsetzung bedeutet grundsätzlich Zerlegung in sämtliche Hauptbaugruppen, die dann wiederum je nach Kapazität auch an zivile Auftragnehmer zur weiteren Überholung abgegeben werden. Verschleißteile werden grundsätzlich durch neue ersetzt und im übrigen Instandsetzung nach Bedarf. Also z.B. Karosserieschäden etc. Später dann alles wieder zusammengebaut und fertig. Damit ist auch klar, dass so gut wie nie ein in der MES 4 ausgebauter Motor wieder in das Fahrzeug zurückkommt, sondern es wird einer aus dem Regal gegriffen. Genauso bei allen anderen Baugruppen, dieh keine Seriennummer haben (Antriebe, Lenkgetriebe usw.). Hauptinstandgesetzte Fahrzeuge erhalten zudem einen kompletten neuen Farbanstrich.


    Der Begriff "instandgesetzt" ist der allgemeine, deutlich ungenauere Begriff dafür, wenn man eben nicht weiß, was gemacht wurde. Alle Fahrzeuge der Bw werden "instandgesetzt", ob nach MES 2, 3 oder eben 4. Bei 4 "zerfällt" ein Gerät/Fahrzeug usw. in seine Baugruppen und Einzelteile. Da die Bw aber durch ihre wenigen 5 ehemaligen Heeresinstandsetzungswerke (HIW) oder heutigen 3 HIL-Werke niemals die Kapazitäten aufbauen konnte, um den gesamten Fuhrpark selbst durch die MES 4/5 zu schleusen, entstanden halbstaatliche Unternehmen, weil man bestimmte Aufträge (KWK-Gesetz!) nicht einfach an zivile Firmen abgeben konnte. Bekannt davon dürften sein die "Industrie-Werke Saar" (IWS) als ehemaliges Auto Union Werk, das überhaupt nur gegründet wurde, um das Hauptwerk in Ingolstadt von der "Instandsetzungsflut" der MES 4/5-Arbeiten zu entlasten, "Fahrzeugwerke Ichendorf" (FWI), als ursprünglich britisches Panzerwerk usw. Darüber hinaus gab es zivile Anbieter, die sich auf bestimmte unkritische Baugruppen spezialisiert haben, wie z.B. das "Autohaus Lange" für die Überholung von Lenkgetrieben und Radantrieben. Alles mal am Beispiel des Lkw 0,25t gl dargestellt, als einem der mit über 35 Dienstjahren mit am längsten genutzten Fahrzeugtyp.


    Gruß, Wolf

  • Moin,

    diese Bezeichnungen von Instandsetzung sind entweder begrenzte Reparaturkriterien von Armeen oder Fantasieprodukte in der Privatwirtschaft.

    Ich habe jahrelang mit Austauschmotoren nach DIN gehandelt, kenne die alten Vorschriften aus den 80ern und bin mit den neuen Kriterien von heute nicht vertraut.


    Für die Bezeichnung „Austauschmotor nach DIN“ gab es genau einzuhaltenen Kriterien. Alles andere waren/sind Kinkerlitzchen. Austauschmotor heißt nicht Müller tauscht mit Meier, sondern es müssen diverse Regularien erfüllt werden um diese ehemalige DIN zu erlangen. Das Ergebnis ist ein Aggregat was eigentlich neuwertig ist. Dabei handelt es sich um den Rumpfmotor ohne periphäre Aggregate.

    Wer mit dem Argument „Austauschmotor“ wirbt muß auch die Vorgaben erfüllen. Militärische Bezeichnungen und Kriterien müssen aus den Vorschriften zu ersehen sein. Es gibt dort mit Sicherheit keine Grauzonen.

    Gruß Jens


    „Wenn du weißt wo du bist kannst du sein wo du willst“

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