Fließregel in der Trinkwasserversorgung

  • Hallo,


    laut "Fließregel" muss in der Trinkwasserinstallation immer das unedlere Material vor dem edlen verbaut sein.


    Nun hat mir ein Techniker der Firma SANHA aber gesagt, es wäre kein Problem, in ein System mit verzinkten Stahlrohren Edelstahlrohre einzubauen, sofern diese über Messingfittinge mit den verzinkten Rohren verbunden währen.

    Also so: verzinktes Stahlrohr > Messingfitting > VA-Rohr > Messingfitting > verzinktes Stahlrohr > Fließrichtung>

    Die Messingfittinge währen DER "Korrosionsretter". Und das verstehe ich nicht.


    Okay, Messig und Edelstahl sind in der Spannungsreihe fast auf gleicher Ebene, das mag sein, dass das nicht relevant ist. Aber beide sind deutlich edler als Zink und Eisen. Was soll daran also ein Korrosionsretter sein?


    LG,

    Kristian

  • Darf es noch zusätzlich ein halber Meter Kupferrohr in der Leitung sein ?? :T


    Mal im Ernst: so eine Leitung baut man nicht!! :no:

    In ein paar Jahren ist die Leitung undicht und du kannst alles wieder rausreißen.

    Hab das selbst mehrfach in Häusern mit solchem Flickwerk gesehen.


    Gruß Bernhard

  • Macht tatsächlich kaum Sinn wie schon beschrieben.


    Du wirst immer einen Strom zwischen den Materialien haben. Das sauberste wäre eine Potenzialtrennung der Leitungen

    über Kunststoff, aber das muss man dann auch überall gewährleisten. Die Systeme dann einzeln auf PA-Schiene erden.

    Langfristig korrodiert dir auch da der Stahl weg, aber eben Langsamer weil über die Gesamte Rohrfläche und nicht nur den Stoß

    am Gewindeübergang.


    Ich kenne Installateure die in alten Häusern mit Stahl verzinkt auch nur mit Stahl verzinkt instand setzen, wenn nicht das ganze

    System erneuert wird, eben aus den genannten gründen.


    Anderer seit, wenn man sich mal 40 Jahre alte Eckventile (Messing) in verzinktem Rohr ansieht ist das keine Katastrophe.

  • Moin zusammen,


    in meinen 25 Jahren als Installateur und inzwischen Vertreter der Saniärindustrie wurde es immer folgendermaßen gehandhabt.

    Verzinktes Stahlrohr nach möglichkeit ganz entfernen. Von hier ausgeschwemmte Eisen und andere Metallteile können zu Korrosion an folgenden verbauten Bauteilen führen.

    Wenn das nicht möglich ist wurde ein Filter verbaut mit einem anschließenden Trennstück eines neutralen Materials.

    Wir haben dafür in der Praxis entweder ein reines Kunstoffrohr oder ein Verbundrohr ( wir nutzten Geberit Mepla) genutzt.

    Nutzt man Edelstahlrohr ist dies erstmal grundsätzlich kein Problem.

    Aaaber…

    Der Filter muss trotzdem zwingend verbaut werden und die Übergänge sollten mit Rotgussübergängen als Trennstück erfolgen.

    Der Filter muss weiter verbaut sein da die Rostanteile die sich aus dem verzinkten Rohr ablösen als „Edleres“ Metall anzusehen sind, und in der folgenden Edelstahlleitung zu Korrosion bzw Lochfraß führen können.

    Dieses Phänomen gab es zu hauf bei Edelstahltrinkwasserspeichern die an verzinkte Leitungen angeschlossen wurden, und nach ein paar Jahren Lochfraß hatten.

    Das einfachste und kostengünstigste ist mit einem Verbundrohrsystem und Filter zu arbeiten.

    Problematisch sind heute auch gewisse Trinkwasserqualitäten.

    Wir beobachten hier bei unseren Produkten immer häufiger eine stattfindende Entzinkung ( Messing Legierungen)von Bauteilen die dann zum versagen dieser oder auch Lochfraß führen.

    Jede Trinkwasserinstallation ist quasi eine Minigalvanik. Darum muss dieser Proßes unterbrochen und oder so stark gemindert werden um Schäden abzuwenden.

    Gruß


    Robert

  • Reine Kunstoffrohre sind da die absolute Ausnahme.

    Die wurden früher als klebbare Variante in großen Objekten verarbeitet. Hier ging es dann allerdings nur um den Produktpreis. Eine 80mm,120mm oder halt noch größereTrinkwasserleitung in Kunstoff war erheblich günstiger als vergleichbares in Kupfer oder verzinktem Stahlrohr. Diese werden heute eigentlich nur noch im Schwimmbadbau genutzt. Nachteil dieser PVC Leitung sind die Empfindlichkeit gegen mechanische Beschädigungen oder Druckschläge. Außerdem altert der Kunstoff halt auch…

    Dann gab es auch Systeme die ähnlich den ersten reinen Kunstoffrohren aus dem Fußdodenheizungsbau. Die wurden vor Jahrzenten gerne in Fertighäusern aus Holland verbaut. Hatten aber das Problem der Diffusionoffenheit und Versprödung.

    Die Verbundrohre die später kamen waren halt formstabiler und diffusionsdicht.

    Letzlich ist es eine Glaubensfrage ob Kunstoff, Edelstahl , verzinkte Leitung ( diese wäre ja nach wie vor erlaubt) oder Kupfer.

    Ich habe in der Regel auf Kupfer zurückgegriffen aus der Erfahrung in Notdiensten.

    Kunde ruft Heiligabend an. Leckstelle im Bad Flur oder irgendwo. Also Leckstelle gesucht freigestemmt und dann Heiligabend um 19.00 mal eben schnell zumindest provisorisch abdichten.

    Kupfer kein Problem Lötgeschirr raus zulöten und fertig.

    Rest im neuen Jahr..

    Verzinkte Stahlleitung einfach eine Reperaturschelle drum oder Edelstahlschraube mit Gummiunterlage ins Loch und fertig.

    Rest im neuen Jahr.

    Edelstahl entweder mit Silberlot zulöten oder auch ne Reparaturschelle drum und fertig.

    Rest im neuen Jahr.

    Kunstoffrohr oder Verbundrohr…..

    Da wird schwieriger…

    Passende System im Betrieb vorhanden???

    Passen die Fittinge und Pressbacken??

    Da gibts zig Systeme die nicht untereinander Kompatibel sind..

    Und auch Hersteller die es nicht mehr auf dem Markt gibt wo es dann echt kniffelig werden kann ohne total zu pfuschen( so was wurde dann von uns nur durchgeführt unter der Bedingung alles raus oder wir sind weg)

    Natürlich meistens nichts passendes da…

    Also losfahren und befreundete Firmen abklappern…

    Frau anrufen das Heiligabend oder welcher Feiertag auch immer mal wieder nix wird….

    Das sind aber halt nur meine Erfahrungswerte…

    Welches System genommen wird ist halt ne Glaubenssache…

    Ich bin da halt nur pragmatisch veranlagt und immer für einfache nachhaltige Lösungen die sich auch in paar Jahrzehnten noch instandsetzen lassen.


    Gruß


    Robert

  • Der Filter muss trotzdem zwingend verbaut werden und die Übergänge sollten mit Rotgussübergängen als Trennstück erfolgen.

    Hallo Robert,


    auf Antworten von einem Praktiker wie Dir habe ich gehofft, vielen Dank!


    Der fettmarkierte Teil in dem Zitat klingt eigentlich wie die Aussage des SANHA-Technikers. Ich verstehe aber nicht, warum das nicht gegen die Fließregel spricht, schließlich habe ich ein edleres Material vor einem weniger edlen (und/oder mittendrin). Warum gilt die Fließregle nicht für Messing/Rotguss?


    In der Praxis sieht das dann mal so aus.




    Ich weiß hier noch nicht, ob hier schlecht eingedichtet wurde, oder tatsächlich ein Korrosionsschaden vorliegt, verbauen würde ich so etwas privat trotzdem nie. Hier hätte ich eine verzinkte Verschraubung vorgesehen und ein verzinktes Rohr eingesetzt, so wäre es dasselbe System geblieben.


    LG,

    Kristian

  • Weiß jetzt nicht, wie der Rest der Verrohrung bei dir ausschaut. Aber ich liebe Installateure, die alles zusammen Stecken und Durchpressen und nirgends ein Trennmöglichkeit via Verschraubung installiert haben, um Bauteile ,einfach Austauschen zu können . Ist aber wohl Geschäftsfördernd, wenn jedesmal Presswerkzeug zum Einsatz kommen muss.

    gruss nobi

  • Moin,

    das Messing Trennstück gilt in der Fließregel als metallisch neutral. Es ist somit problemlos so wie gezeigt zu verbauen.

    Ich hätte das T-Stück so wie es auf dem Bild aussieht mit ausgetauscht. Schlecht eingehanft ist fast unmöglich. Eine Hanfnaht so schlecht zu machen das sie undicht ist ist fast unmöglich …

    Könnte es sein das dort Schwitzwasser auf dem T-Stück steht?

    Oder das T-Stück ist doch vom Zahn der Zeit etwas angegriffen.

    Verschraubungen in Rohrleitungen zu setzen ist heute eher unüblich. Diese werden eigentlich nur verbaut um einzelne Bauteile wie Filter Druckminderer oder Speicher anzuschließen und einzeln tauschen zu können.

    Rohrstrecken an sich immer ohne Verschraubung.

    Der Preis einer Verschraubung ist höher als eine Muffe einzupressen ( Material und Lohnkosten)Und wenn die Rohrstrecke Defekte aufweist muss eh mehr gemacht werden.

    Gruß

    Robert

  • Ich könnte da jetzt noch meine Frau (Chemikerin) zuholen, aber mein Lehrmeister sagte immer wenn ich bei sowas nachbohrt einfach: Iss halt so😂😂😂

    Genauer kann ich es so nicht aufklären oder ich muss am Wochenende noch einmal bisschen Fachliteratur wälzen.

    Hier mal eine ziemlich gute Ausführung dazu …

    Genau genommen sind es ja keine Messing sondern Rotgussteile über die wir hier reden.

    Interessant wird es ab Seite 7.

    Besser kann ich es leider auch nicht erklären.


    https://www.kemper-group.com/fileadmin/contents/kemper/02_geschaeftsbereiche/2b_guss/content/Prospekte/werkstoffinfo_rotguss_10_11.pdf


    Dann sollte das T-Stück und am besten soviel wie möglich von der alten Leitung ausgetauscht werden…


    Gruß


    Robert

  • Hallo, Kristian, zum neutralen Messing ist es doch einfach als Legierung von Kupfer und Zink.

    Das Problem bei verzinkten Rohren ist wohl eher das Alter, seit geschätzten 30 Jahren verlegt es wohl niemand, d.h. sie sind schon bis zu 60 Jahre alt oder mehr, und entsprechend vergammelt. Wenn da etwas verändert wird, fangen sie gleich an zu rosten, wo das Gewinde frei gelegt wurde. Hatte ich zweimal im Sommer, das erste Mal über Rotguss (25cm) auf Kupfer ist die Muffe weg gerostet. Der zweite Fall auf Kunststoffrohr kommt immer noch kaum Wasser durch, da muss ich noch dran.

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