Immer dasselbe...
Man soll Vorschriften und Gesetze einhalten, darf sie aber erst lesen, wen man dafür zahlt.
Das gilt für alles, was im Verkehrsblatt veröffentlicht wird.
Ich finde, der Zugang zu Gesetzen und Verordnungen muss kostenfrei möglich sein.
OK. In der Vor-Internet-Aera musste man sich auch die Gesetze in Buchform kaufen.
Aber das würde heute auch anders gehen, wenn man nur wollte...
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Moin,
Gesetze und Verordnungen sind frei zugänglich, nur handelt es sich hier um etwas anderes.
Die Verordnung (StVO) gibt vor, daß Ladung zu sichern ist. Dies hat nach den allgemein gültigem Stand der Technik zu erfolgen. Hier kommt dann die VDI 2700 ins Spiel, welche diesen technischen Stand juristisch belastbar definiert. Im Bereich Ladungssicherung kommt alternativ meist noch eine entsprechende DIN EN-Norm hinzu, welche bei der allgemeinen Lasi noch höhere Anforderungen stellt und bei den Ordnungsbehörden noch eher für die Bemessung herangezogen wird, da sie ja EU-weit gilt (was bei der VDI-Norm nicht der Fall ist).
Vorteil dabei ist, dass keine gestzgebenden Verfahren notwendig sind, wenn sich die Technik oder die Anforderung verändert.
Alternativ kann auch immer ein erfolgreicher, durch einen Experten erstellter und dokumentierter Fahrversuch als Ersatz herangezogen werden. Dies wird im gewerblichen Bereich gerne genutzt, wenn es z.B. bei Herstellern zu günstigeren Transportmöglichkeiten führen kann oder entsprechende Regelwerke nur rudimentär existieren (z.B. Transport von FIBC [Big-Bags])
Diese technischen Richtlinien kosten dann allerdings Geld, wobei das offiziell den Aufwand für den Druck ausgleichen soll. Von einer kostengünstigen Bereitstellung als pdf will der Beuth-Verlag komischerweise nichts wissen. Im übrigen sind die VDI-Richtlinien im Verglich zu den DIN-Normen noch sehr günstig.
Bei den DIN-Normen gibt es einen Trick, wer sich in einer Uni-Bibliothek einschreibt kann diese dort zumindest lesen (und vielleicht Auszugweise kopieren?).
Was die Arbeitskreise angeht, die solche Richtlinien erstellen/prüfen, so sind das Fachleute, die ihre Kenntnisse durch Studium und/oder Praxis erworben haben. Der Großteil wird von den Arbeitgbern für diese Tätigkeit entsprechend frei gestellt. Die Mitwirkung bei VDI oder DIN sind ehrenamtlich und ohne Erstattung irgendwelcher Aufwände (Man bekommt i.d.R. Kaffee und Mittagessen bei Präsenzveranstaltungen). Das sind dann online-Meetings von mehreren Stunden oder auch mal Präsenz-Treffen von 1-2 Tage. Darum ziehen sich derartige Aktionen auch manchmal bei komplexen Themen über Jahre. Für die VDI 2700 Blatt 18 (Säcke, FIBC) bin ich schon seit gefühlt 10 Jahren mit dabei und das Blatt ist aktuell im Gründruck (also für evtl. Einsprüche veröffentlicht (da ist es noch günstiger).
Daraus abzuleiten, dass sie von gewerblichen Mitarbeitern erstellt nur für das Gewerbe gelten ist schlichtweg falsch. Sie gelten auch für private Fahrten wie die StVO . Wer mich kennt, weiß dass ich in unserer Szene gerne mal entsprechende Kommentare auf Treffen von mir gebe, wenn ich den vollen IBC ungesichert auf einer Ladefläche sehe...
Was die Lasi-Seminare angeht, werdet ihr wahrscheinlich bei dem, was Ihr euch für 500 Euro ausguckt, kein Wort über den Fahrzeugtransport hören. Ausgenommen es ist wirklich mit diesem Schwerpunkt ausgeschrieben.
Ich habe letztes Jahr in einer 5-Tagesschulung den zertifizierten Trainer/Berater Ladungssicherung gemacht (knapp 3T€) und kann mich nicht erinnern, daß dieses Thema groß im Fokus stand (die Gurte und Aufnahmekräfte natürlich schon). Darum bemühe ich mich auch, mich aus der fachlichen Diskussion hier raus zu halten, da ich auch die aktuellen Blätter 8.x nicht im Zugriff habe. Wenn ich mal wieder in der Firma in Bremen bin, kann ich mal reinschauen, das dauert aber...
Im übrigen geht es den Kontrollorganen in der Regel wie Euch, es gibt bei denen auch nur einen begrenzten Kreis der Ahnung hat, auch wenn der Kreis derjenigen, die diese Vorspielen größer sein mag. Im Notfall Kontrolle über sich ergehen und protokollieren lassen und im Nachhinein mit einem Anwalt gegenan gehen, wenn man sich sicher ist nichts falsch gemacht zu haben.
Was Anti-Rutsch-Matten unter den Reifen angeht, müsste ich in der Norm erst einmal schauen, wie hoch der Gleitreibwert von normalen Reifen ist. Da es aber Anti-Rutschmatten gibt, die Werte deutlich über 1 erzielen, können wohl wirklich stärkere Wirkungen als ohne erzielt werden. Ob sie bei der jeweiligen Sicherung eines Fahrzeuges wirlich nötig sind, kann nur der Experte errechnen. Einen Ordnungshüter kann man damit aber schon verunsichern bzw. die sichere Lasi vor Ort oder später vor dem Richter untermauern. Grade bei Fahrzeugen brauche ich ja nur 4 kurze Stücke...
Unsere Schätzchen müssen wir auch auf den alten PKW-Anhängern so sichern, dass sie den Kriterien einer ordentlichen Lasi entsprechen. Das wird halt nur nicht entsprechend der Vorgaben für Lochbleche gehen, wenn wir keine Lochbleche haben. Auch wird es kaum ältere Anhänger geben, die genormte und dokumentierte Zurrpunkte besitzen. Letzendlich kann man nur von Erfahrungswerten ausgehen und muss diese notfalls belegen oder durch einen Experten bestätigt bekommen können.
Zuletzt muss ich mal sagen, dass ich schon wesentlich ruhiger auf der Autobahn unterwegs sein werde, wenn ich keine Transporte mehr sehe, wo die Gurte über die Fahrzeuge geworfen oder nur jeweils ein Gurte vorne und hinten durch die Maulkupplungen gezogen werden.