Einsatzverpflegung 1972

  • Mir ist eine Liste mit den einzelnen Komponenten der damals sogenannten „Einsatzverpflegung“ aus dem Jahre 1972 in die Hände gekommen. Das waren Konserven und andere haltbare Lebensmittel, die verwendet wurden, wenn keine Frischverpflegung geliefert werden konnte. Jede Verpflegungsgruppe führte ein oder mehrere Tagesverpflegungssätze solcher Einsatzverpflegung mit.


    Die Reihenfolge bei der Verwendung von Verpflegungsmitteln war grundsätzlich:

    1. Frischverpflegung, geliefert direkt über die Standortverwaltungen oder über Verpflegungsausga-bestellen. Brotlieferung über zivile Bäckereien oder durch Feldbäckereien der Bundeswehr

    2. War eine Versorgung mit Frischverpflegung nicht mehr möglich oder wegen der Art des Einsatzes der Truppe zeitweise nicht zweckmäßig, wurde auf die Einsatzverpflegung zurückgegriffen, die von den Feldküchen zuzubereiten war. Brotversorgung durch eingelagertes lagerfähiges Brot aus den Feldbäckereien (in Folie haltbar oder als Dosenbrot).

    3. Wenn keine Versorgung durch Feldküchen möglich war, wurden EPa ausgegeben, die vom Soldaten selbst zuzubereiten waren. Auch hier führte jede Verpflegungsgruppe einen bis drei Tagesverpflegungssätze EPA mit. Bei Truppenteilen, die weit verstreut eingesetzt waren, z.B. Fernmelder oder Feldjäger, war meistens in den Alarmkalendern die Ausgabe von bis zu drei EPa pro Soldat ab Beginn eines abgesetzten Einsatzes vorgesehen. Auch hier wurde die Brotration entweder als Dosenbrot oder in Folie eingeschweißt abgegeben.

    4. Schließlich erhielt jeder Soldat ab einer bestimmten Alarmmaßnahme noch eine Notration (Eiserne Ration), bestehend aus hochkonzentrierter Trockennahrung in drei Geschmacksrichtungen. Das waren so eine Art Karamellbonbons, die langsam gelutscht werden sollten. Die Notration durfte nur auf Befehl angebrochen werden oder wenn der Soldat von seiner Truppe getrennt war. Die Zusammensetzung der Notration wurde einige Male geändert.


    Bei länger dauernder Versorgung mit den grundsätzlich sehr hochwertigen Verpflegungsmitteln nach Nummer 2. und 3. musste zusätzlich auf jeden Fall die Versorgung mit Vitaminen gesichert werden, entweder durch Ausgabe von Frischobst und Frischgemüse oder durch Vitaminpräparate. Besonders wichtig war hier die Vitamin C-Versorgung, z.B. mit Ascorbinsäuretabletten.


    Wenn ich mir viele der heute Mode (oder Unsitte) gewordenen Essensgewohnheiten anschaue, dann wären weder Vegetarier noch Veganer mit der Einsatzverpflegung glücklich geworden. Auch Leute, die meinen, sich Halal oder koscher ernähren zu müssen oder welche, die überall Gluten oder Lactose wittern, hätten damit sicher Probleme bekommen.


    Literatur:

    Klatt, Sabine: Einsatzverpflegung gestern – heute – morgen. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Feldverpflegung und des Feldküchenbetriebs, In: Wehrmedizinische Monatsschrift 62 (2018), S. 97 – 107.

    Bundesamt für Wehrtechnik u. Beschaffung, Koblenz, Referat BA IV 5 (Hrsg.): Verteidigungsvorrat Verpflegung und Feldverpflegungsgerät der Bundeswehr. Eine Information über Art, Zusammensetzung u. Beschaffenheit d. Verteidigungsvorrates Verpflegung sowie über d. techn. Gerät zur Herstellung u. Zubereitung von Verpflegung im Feld, Koblenz 1985.

    Eckert, Walter: Die S 4-Fibel (Handbücher der Truppenversorgung 3), Regensburg 1969.

  • Das Brot in Folie kenne ich noch - Kastenbrot (Kommissbrot) das musste nach dem entfernen der Folien (bis zu 2-3 Lagen dickere Folie) erstmal etwas trocknen, da es "glitschig" war.


    War aber sonst recht schmackhaft.


    Detlev

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