NOVEMBER 1970 (15.-21.)
ZitatAlles anzeigenVolkstrauertag ist der Sonntag im Jahr, der dem Andenken der Toten gehört. Dieser Tag dient der Besinnung und der innerern Einkehr: Den Soldaten berührt er in besonderer Weise, denn bei seinem Eid oder seinem Gelöbnis verspricht der Soldat das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Die Erfüllung dieses Versprechens fordert von ihm Bereitschaft zu treuem Dienen, bis zum Einsatz seines Lebens.
Für uns Deutsche sind die 6 Millionen gefallene und vermißte Soldaten der beiden Weltkriege Mahner in eigener Sache. Sie erinnern an unsere Pflicht, durch unser Handeln zur Erhaltung des Friedens und einer menschenwürdigen Ordnung gegen Machtmißbrauch und Willkürherrschaft nach bester Einsicht beizutragen. 55 Millionen Tote aller Völker in den beiden Weltkriegen rufen die Menschen in der ganzen Welt zur Versöhnung, Verständigung und Vernunft auf, wortlos, und doch unüberhörbar.
Unsere Gefallenen haben den Anspruch auf Pflege ihres Andenkens und ihrer Grabstätten. Es versteht sich von selbst, daß ihre Gräber und Mahnmale heute von Soldaten der Bundeswehr, von ihren Söhnen, ihren Brüdern, ihren Freunden und Kameraden in Obhut genommen und in Ehren gehalten werden. Das große Verdienst an der Schaffung würdiger Grabstätten für unsere Toten und an der Identifizierung unbekannter Soldaten gebührt dem "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge".
In jahrelanger stiller Arbeit hat er für Hunderttausende von gefallenen Soldaten beider Weltkriege einen würdigen Ruheplatz in mehr als 80 Ländern geschaffen. 2,3 Millionen gefallene Deutsche des Zweiten Weltkrieges wurden durch ihn namentlich erfaßt, über 700 000 in Frankreich, in den Beneluxstaaten, in Großbritannien und in der Schweiz registriert. Bis Ende 1967 wurden mehr als 120 000 der unbekannten Gefallenenschicksale geklärt.
Verträge der Bundesregierung mit elf europäischen und drei nordafrikanischen Staaten ermöglichten den Bau von bisher 24 Soldatenfreidhöfen für nahezu 450 000 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Weitere Anlagen befinden sich im Bau oder in der Planung. 198 Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges wurden in Frankreich in die Obhut des "Volksbundes" genommen und 22 Soldatenfriedhöfe des Zweiten Weltkrieges neu geschaffen. An diesen Arbeiten hat die Bundeswehr gemeinsam mit der französischen Armee vielfach tatkräftig Anteil genommen.
Die Gebirgsjäger haben ihren toten Kameraden auf dem Hohen Brendten das auf unserem Bild gezeigte, schlichte und eindrucksvolle Ehrenmal errichtet. Weit in die Täler hinaus erinnert es die Lebenden an die Toten, die im besten Glauben für ihr Vaterland gefallen sind, in der Hoffnung auf einen endlichen gerechten Frieden.
In den Feierstunden zum Volkstrauertag ertönt vielerorts die alten Weise von Ludwig Uhland:
"Ich hatt´ einen Kameraden,
einen besseren findet du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
er ging an meiner Seite
in gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen,
gilt´s mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
er liegt mir vor den Füßen
als wär´s ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen,
derweil ich eben lad´:
Kann dir die Hand nicht geben;
bleib du im ew´gen Leben
mein guter Kamerad!"
Bild Paul Freytag