Unimog 404S Zündung einstellen / Verteilerposition korrigieren

  • Nachdem das mit Düsseldorf heute doch nicht klappt habe ich exakt diese Zündpistole jetzt bestellt. In der Zwischenzeit rüste ich die Zündanlage einfach nochmal zurück auf zivil, dann klappt das auch mit dem Abgreifen. Melde mich wenn alles so weit ist, brauche dann weitere Hilfe ;)

  • Diese Daten habe ich jetzt erstmal gefunden: Drehzal 4500rpm Zündzeitpunkt 38-41 Grad v.OT. Schleißwinkel 38 Grad

    Vielleicht kann die ja mal jemand mit Unterlagen des Unimogs bestätigen.


    Wie ist nun vorzugehen?

    Der Motor sollte Betriebstemperatur haben, aber diese bitte nicht im Standgas erreicht haben.


    Vorn auf der Kurbelwelle befindet sich eine Dicke Riemenscheibe. Auf der Riemenscheibe befindet sich eine Gradskala. Auf dieser Gradskala markierst Du Dir den Bereich 38-41° vor OT sowie die O|T-Markierung. Ich nutze dafür gerne einen weis schreibenden Edding.


    Wenn Du den Motor dafür per Hand durchdrehst, machst Du das bitte grundsätzlich nur in Motordrehrichtung! Drehst Du ihn rückwärts, kann das dazu führen, dass die Steuerkette nicht gespannt wird, sich lockert und großen Schaden anrichtet!


    Du findest nun über der Riemenscheibe einen Zeiger, welcher am Motorgehäuse befestigt ist.

    Nun schließt Du die Stroboskoppistole mit ihrem induktiven Abnehmer an das erste Zündkabel und die Polklemmen der Pistole an eine 12V Gleichstromquelle (z. B. externe Autobatterie).

    Wenn Du nun den Motor laufen lässt und den Knopf der Pistole drückst, blitzt diese im Takt der Zündimpulse des ersten Zylinders. Halte nun die Pistole in Richtung der Riemenscheibe. Im Standgas wirst Du nun sehen, dass der Zeiger irgendwo im Bereich der O|T- Markierung durch die Blitze erleuchtet wird. Normalerweise soll das irgendwo zwischen 7 und 10° vor OT sein.


    Nun lässt Du den Motor langsam hochdrehen, bis Du bei den gewünschten 4.500U/min bist. Jetzt verdrehst Du den Verteiler so lange, bis der angeblitzte Zeiger bei den 38-41° vor OT angekommen ist. Da wir heute eigentlich immer hochwertigeren Sprit haben, als es mal bei der Festlegung der Werte möglich war, kannst Du ruhig die vollen 41° ausreizen. Solltest Du mal in Länder fahren, bei denen das nicht sicher ist, darf man darüber nochmals nachdenken*.


    Nun wird der Verteiler in dieser Position befestigt.


    Jetzt stellst Du die Leerlaufdrehzahl (800-850U/min) ein, sollte der Motor zu hoch oder niedrig drehen. Bitte such mal im Forum, an welchem Schräubchen die Drehzahl eingestellt wird, dies geschieht üblicherweise NICHT übers Gasgestänge oder die Drosselklappe!


    Wenn nun alles passt, wird der ZP im Leerlauf bei den besagten 7-10° vor OT sein und bei 4.500U/min die 41° erreichen, nicht eher! Ist das der Fall, ist mit der Fliehkraftverstellung alles in Ordnung.


    *Spritqualität: je geringer die Klopffestigkeit des Benzins (Oktanzahl), desto eher neigt es unter Kompression zur Selbstentzündung (=klopfende Verbrennung). Diese klopfende Verbrennung ist unerwünscht, denn sie bewirkt Leistungsverlust und Motorschäden. Fährt man also in Länder mit schlechterem Sprit, sollte man die Zündung mehr in Richtung spät verstellen. Zu-Spätzündung sorgt im Gegensatz zu zu-Frühzündung nur für Leistungsverlust (die Explosion erfolgt zu weit nach OT, der Kloben ist schon wieder relativ weit beim Heruntereilen und der mögliche Schwung der Explosion kann nicht voll ausgenutzt werden) aber nicht für Motorschäden.


    Alles verstanden? :T

  • Was ich jetzt ganz vergessen habe, ist die Einstellung des Schließwinkels...

    Diese muss allerdings vor der Einstellung des ZP's erfolgen, da die Veränderung des Schließwinkels immer auch eine Änderung des ZP's bewirkt.

    Was der Schließwinkel ist, kann man bei Wiki gut nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlie%C3%9Fwinkel

    Schlussendlich ist es die Öffnung des Unterbrechers bezogen auf die Kurbelwellenumdrehung.


    Die Grundeinstellung kann man mit einer 0,4mm Fühlerblattlehre vornehmen. Man verdreht den Motor so, dass der Unterbrecher seine größte Öffnung erreicht hat, also auf einem der sechs Nocken im Verteiler am höchsten Punkt angekommen ist. Nun wird der Abstand der Unterbrecherkontakte gemessen, geht die Fühlerblattlehre nicht saugend durch, wird der Unterbrecher so lange verstellt, bis sie es tut.


    Sollte man dabei feststellen, dass die Kontakte schon stark verbrannt sind, ein Austausch des Unterbechers angesagt.


    Nun wird der Schließwinkelmesser nach Herstellervorgabe angeschlossen und der Anlasser des Motors bei offenem Verteiler betätigt (Helfer). Dabei bitte das Hauptstromkabel der Zündspule gegen Masse legen, damit die Hochspannung abfließen kann oder die Plusleitung (Klemme 15) von der Zündspule entfernen. Zeigt der Schließwinkelmesser etwas anderes als den gewünschten Wert an, wird der Unterbrecher so lange verstellt, bis es passt.


    Bei Deiner elektronischen Zündung lässt sich der Schließwinkel nicht einstellen, ist von der Elektronik vorgegeben.


    So, und danach geht's jetzt mit dem Einstellen des ZP's weiter.

  • Da würd ich aber gerne ein bisschen widersprechen:


    Ohne den Unimog zu kennen, gehe ich trotzdem mal von einer normalen Verteilerzündung aus, die nur über eine Fliehkraftverstellung verfügt.


    Mit den von Kristian ins Spiel gebrachten Werten bedeutet das aber Folgendes:


    Wenn Du die Grundeinstellung bei Leerlaufdrehzahl auf die 7 bis 10 Grad abblitzt, dann muss der Verteiler die Frühverstellung bei 4500 1/min im Verteiler selbst vornehmen. Verdrehst Du ihn von Hand zusätzlich, dann landest Du bei 82 Grad.( Grundeinstellung + Fliehgeweichte)


    D.h., Du musst aus dem Leerlauf heraus langsam Gas geben und einfach weiter anblitzen. Die OT Markierung muss dann langsam immer weiter nach links wandern, bis die Frühmarkierung mit dem Pfeil am Motorblock ( zB. die 41 Grad) einigermassen stillsteht. Normalerweise hat Daimler die OT Position und die Winkelgrade schon angebracht. Solltest Du sie tatsächlich selbst anbringen müssen, ist darauf zu achten, dass sowohl die 7 Grad als auch die 41 Grad in Motordrehrichtung gesehen nach der OT Markierung angebracht werden, damit sie nach einer KW Umdrehung vor der OT Markierung wieder am Zeiger sichtbar sind, nur dann steht auch der Kolben entsprechend vor OT. Ausserdem müsstest Du die Winkelgrade über den Riemenscheibendurchmesser erst als Bogenmaß ausrechnen und dann mit einem Stahllineal auf der Krümmung anbringen.

    Die Grundeinstellung lässt sich bei Unterbrecherzündung auch immer noch mit der Prüflampe einstellen. Prüflampe an Klemme 1 und 15 der Zündspule anklemmen, Motor von Hand in Drehrichtung im Verdichtungstakt langsam Richtung OT weiterdrehen. Die Lampe leuchtet bei geschlossenem Kontakt und erlischt, wenn der Kontakt öffnet, jetzt kommt der Funke. Hier musst Du auf den IST Wert der KW Stellung schauen, wo die Zündung erfolgt. Wenn der Wert nicht stimmt, dreht man den Motor normalerweise zunächst auf die gewünschte Position und korrigiert dann durch Verdrehen des Verteilers. Dreht man gegen die Laufrichtung des Verteilerfingers wird man früher, umgekehrt später.


    Der Schließwinkel gibt im übrigen die Winkelgrade des Unterbrechers im geschlossenen Zustand an, weil es damit die "Zeit" ist, in der die Primärspule geladen wird. Je kleiner der Kontaktabstand, um so kräftiger daher der Funke, da durch Abnutzung der Abstand aber von selbst geringer wird und dann der Kontaktabbrand zunimmt, sollte man ihn auf den Herstellerwert einstellen.


    Das ganze Gedöns mit der Frühverstellung hängt damit zusammen, dass die Brenndauer einer Frischladung je nach Gemischzusammensetzung nahezu immer gleich ist, während der Kolben mit zunehmender Drehzahl immer schneller wird. Liese man den ZZP bei der Grundeinstellung, dann wär der Kolben schon weit hinter OT, bis die Verbrennung beendet ist, d.h. Leistungsverlust bei gleichzeitiger Überhitzung. Das höchste Drehmoment hat man immer dann, wenn das Verbrennungsende knapp hinter OT liegt, weil dann die gesamte Wärmemenge, freigesetzt im kleinsten Brennraumvolumen die höchste Drucksteigerung erzeugt.



    Grüsse aus dem Vogelsberg


    Hermann

  • Hermann, Du widersprichst mir nicht. Ich habe nichts anderes geschrieben. Die Gradzahl auf der KW hebe ich mir nur gern mittels Edding hervor, dann sieht man sie besser beim Abblitzen.

    Ich habe auch nicht geschrieben, dass er in der Leerlaufdrehzahl auf 41° drehen soll, sondern bei 4.500U/min. Mercedes schreibt extra vor, dass an diesem Punkt der ZZP eingestellt wird und nicht bei Leerlaufdrehzahl, um sicherzustellen, dass es nicht zu Hochgeschwindigkeitsklingeln kommt. Sollte nach dieser Einstellung der ZZP bei Leerlaufdrehzahl weit von 7-10° abweichen, ist die Fliehkraftverstellung ebenfalls zu kontrollieren.

  • Hallo kristian,


    prinzipiell würde ich Dir sogar zustimmen, allerdings ist mir Deine beschriebene Vorgehensweise bisher noch nirgendwo begegnet und auch die Mercedes Begründung hierfür kann ich nicht nachvollziehen.


    Die von mir benutzte Messtechnik, z.B. der alte Bosch Mot 250 in Kombination mit der Stroboskoplampe ist "andersrum" konzipiert.


    Die Stroboskoplampe ist mit einem Verstellrad ausgerüstet, über welches ich den Blitz zeitverzögert zum Funken erzeugen kann. Der Verteiler wird daher im Leerlaufbetrieb getestet, indem man die OT Markierung anblitzt und dann durch Verdrehen am Verstellrad auf die feste OT Markierung vorzieht, den Winkelwert bekomme ich am Bildschirm angezeigt, dann Gas geben und das gleiche Spiel bis zur vorgegebenen Drehzahl, damit ist der ZZP und gleichzeitig die korrekte Fliehkraftverstellung kontrolliert.


    Bei Deiner Vorgehensweise müsste man gleichzeitig Gasgeben, Blitzen und den Verteiler verdrehen, alleine eher schwierig machbar, wie ich finde.


    Gruß


    Hermann

  • Tja Hermann, es mag komisch sein, ist aber so. Ich habe immer mehrere Fühlerblattlehren genutzt um diese zwischen den Drosselklappenanschlag zu schieben. Damit konnte ich die Wunschdrehzahl "einstellen".

    Bedenke, in einer Mercedeswerkstatt arbeiten immer ZweierTeams...


    Hier die Auszüge aus dem PKW Werkstatthandbuch - original Mercedes!

    Der Einstelldrehzahl wird eindeutig mit 4.500 U/min angegeben. Vorteil dabei, eventuell geschwächte Federn der Fliehkraftverstellung werden berücksichtigt und sorgen nicht für zu-Frühzündung.















    Hatte ganz vergessen, dass mir die Unterlagen ja vorliegen...

  • ZITAT:

    ..Auszug aus der BA U 404 von Benz: ZZP Einstellen; Mit Stroboskop:


    Bei n= 800 Upm: 4-12° v.o.T.

    1500 18-23°

    3000 23-27°

    4500 28-34°


    Die Grunseinstellung von 2° v.o.T. soll bei ANLASSERDREHZAHL erfolgen.


    Erfahrungswerte für Zündeinstellung bei Leerlauf sind;

    Kalter Motor: Leerlaufdrehzahl = 600U/min Stellung 6-8°

    Warmer Motor:Leerlaufdrehzahl = 750-800 U/min. Stellung 8-10°


    An dem am Verteilerfuss befindlichen Verstellexzender soll für die Grundeinstellung NICHT reguliert werden. Er soll normalerweise ganz auf "früh" ( F )

    stehen. Außerdem wird dadurch vermieden, dass mit dem Hebel zu einem späteren Zeitpunkt unerlaubterweise auf zu viel Frühzündung verstellt werden kann.

    ZITAT Ende.

    Gruß
    Stefan


    www.ig-hmt.de


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  • Nun ja,


    letztlich kann jeder selbst entscheiden, wie er den ZZP einstellt, hauptsache, es stimmt nachher!


    Wenn ich mir die Daten von Stefan zum betroffenen Unimog ansehe, würde ich allerdings vermuten, dass der Verfasser hier eher meine Vorgehensweise im Blick hatte, dabei lässt sich auch ein evtl. schlappes Federpaar sofort gut erkennen.


    Aber eigentlich kann jetzt Uwe entscheiden, welchen Weg er gehen will...........



    Gruß


    Hermann

  • So, mal ein kleines update zur ZZP-Einstellung:

    Blitzpistole ist eingetroffen, heute hab ich wieder die zivile Zündung verbaut und die Zahlen auf der Riemenscheibe wieder sichtbar gemacht. Nur zur Sicherheit: Die 0 ist OT, oder?

    Morgen, spätestens übermorgen will ich dann den Selbstversuch wagen.

    Werde dann wieder berichten.

    Grüße

    Uwe

  • Nächstes update:

    Durfte heute feststellen, dass der "Professor", der mir vor Jahren die Zündung per Hand "eingestellt" hat, nur den Excenterbereich von spät nach früh genutzt hat, die Innensechskantschraube hat er nie gelöst um den kompletten Verteilerkopf zu verdrehen! Vielen Dank dafür!


    Aber an Euch jetzt schon mal einen riesigen Dank für die Hilfe, besonders an Kristian für seine Aussage bezüglich der Zündpistole. Erst jetzt sind bei mir so einige Fragezeichen verschwunden und das Verständnis für Zusammenhänge gewachsen.


    Morgen geht´s ans finale Einstellen, melde mich dann wieder.

    Grüße

    Uwe

  • Es ist geschafft!

    Heute hab ich alles korrekt eingestellt, alle Werte sind im Sollbereich, bei 4500 U/min, 3000 und 1500 als auch im Leerlauf. Probefahrt gemacht, kein Leistungsverlust im oberen Drehzahlbereich, keine Fehlzündungen, einfach alle in Ordnung! Der ursprüngliche ZZP lag deutlich daneben.

    Auch wenn ich mich wiederhole: Danke für die Hilfe!!!

    Grüße

    Uwe

  • Danke auch für die Rückmeldung, das hilft auch anderen, die ein Ähnliches Problem haben und das mal nachlesen :)

    Feil Dir keinen ab, lerne Drehen und Fräsen!
    Über 7 Millionen Österreicher können nicht richtig Drehen und Fräsen.

    "dats ned bandan nemts ahn droht" :schweißen:
    Freilauf Dioden aus Freilandhaltung :D

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