Hallo zusammen,
in einem anderen Thread hatte ich bereits einige Fragen gestellt bezüglich einer Land Rover Serie, die starke Qualmprobleme hatte. Um den Beitrag nicht zweckzuentfremden und da das ganze was umfangreicher wird, möchte ich hier einen neuen Beitrag starten, wo ich immer mal wieder Schritt für Schritt den Fortschritt des Projektes berichte.
Ich hab mich dazu entschieden, das Fahrzeug einer Komplettrestauration zu unterziehen und bin schon im vollen Gange. Leider wird es immer nur in unregelmäßigen Abständen einen Beitrag von mir geben, da ich zeitlich Momentan noch sehr eingespannt bin und nur ab und zu am Wochenende weiter machen kann.
Zur Vorgeschichte: Schon seit längerer Zeit liebäugelte ich mit einem Militärfahrzeug, bei dem man kein Zelt aufbauen muss, sondern alles was man braucht "Huckepack" mit sich trägt. Das Fahrzeug sollte dabei handlich bleiben, nicht zu groß ausfallen und mit normalem Aufwand und Werkzeug reparabel sein. Durch Zufall bin ich auf eine LR Serie 2a Ambulanz gestoßen im weitestgehenden Orginalzustand und mit sämtlichen Equipment. Der Vorbesitzer hat den Orginalen 2.25l Benzin Motor umgebaut und durch einen 2.25l Diesel Motor ersetzt. Das Fahrzeug stand in England und war laut dem Besitzer in einem guten Zustand. Leider haben die Engländer eine andere Zustandsauffassung als wir hier und das Fahrzeug war ziemlich in die Jahre gekommen. Der Vorbesitzer war ein älterer Herr, der mit dem Fahrzeug schlichtweg überfordert war und nur das nötigste gemacht hat und dann auch auf die einfachste Art und weise. Trotz allerdem konnten wir uns einigen und ich entschied mich das Fahrzeug mit nach Deutschland zu nehmen. Hier angekommen wurde erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht und festgestellt, das doch mehr Arbeit anliegt, als beschrieben.
Die groben Mängel sind wie folgt (einmal alles zum mitnehmen):
-Rahmen an einigen Stellen unprofessionell geschweißt und an ein paar Stellen durchgerostet.
-Bulkhead (Spirtzwand) durchgerostet und unfachmännisch geflickt
-Kabelbaum/Elektrik überholungsbedürftig und "gepfuscht"
-Motor qualmt extrem und ist an einigen Stellen undicht
-Bremsen Stellenweise verölt und dringend überholungsbedürftig
-Getriebe stark undicht
-Achsen undicht + Fahrzeug schwimmt / Teile ausgeschlagen
-Differential vorne und hinten undicht
-Reifen verschlissen
Also wie ich schon sagte, bitte einmal alles neu. Das Landys gerne undicht sind und qualmen ist mir bekannt, aber in dem Umfang war es einfach zu viel und für mich auch nicht mehr vertretbar. Kurzerhand entschloss ich mich das ganze zu einem Großprojekt zu machen und das komplette Fahrzeug zu restaurieren.
Dabei wird gemacht:
-Vorderachse und Lenkung komplett überholen
-Hinterachse komplett überholen
-Fahrwerk erneuern
-Bremsen und Leitungen komplett erneuern
-Neuer Rahmen
-Neue Spritzwand
-Motor überholen
-Getriebe neu abdichten
-Differentiale neu abdichten
-Komplett neuer Kabelbaum
-Optimierungen
So ging die Reise in England los..
Zuhause angekommen wurde der Ausgangszustand dokumentiert:
Als erstes sind neue gebrauchte Reifen auf das Fahrzeug gekommen, damit das Fahrzeug während der Restauration auch vernünftig "steht" und die Einrichtung im Aufbau wurde weitestgehend leer geräumt:
Dann habe ich mich versucht an den Motor zu geben.. Da dieser qualmte und Meiner Meinung nach auch keine richtige Leistung hatte, habe ich mithilfe eines MAN-Nutzfahrzeuge Mitarbeiters einige Ursachenmöglichkeiten erneuert. Dabei wurden die Einspritzdüsen erneuert,Ventile eingestellt, die Einspritzpumpe optimiert und die Kompression gemessen. Nachdem das schon einige Euros verschlungen hatte und wir feststellen mussten, dass der Motor mit im Schnitt 18 Bar Kompression lief, entschied ich mich den ganzen Motor gegen einen orginalen Benzinmotor zu tauschen. Als Iltisfahrer bin ich im Thema Zündung, Vergaser und Benzin eher Zuhause und der Benziner hat gegenüber dem Diesel größtenteils nur Vorteile. Ich konnte im Netz einen orginalen 2,25l Benziner ergattern, der mit 11 Bar Kompression noch ordentlich dabei ist und damit ideale Werte hatte. Der Motor wurde wie sich später festgestellt hat bereits einmal neu gemacht. Dabei wurden Übermaßkolben verbaut, der Block entsprechend aufgearbeitet und die Steuerkette samt Kettenrädern neu gemacht. Das hat mir natürlich einiges an Arbeit gespart, da ich am Kurbeltrieb selbst nichts mehr machen musste. Trotzdem musste der Motor nochmal überholt werden, da der Motor schon sehr lange Stand und nicht bewegt worden ist. So ging es für die Ambulanz ein vorerst letztes mal mit eigener Kraft in die Werkstatt, um da den Motorwechsel zu vollziehen und so kam der Dieselmotor raus:
Die Schrauben der Karosserie und Kotflügel waren durch Kontaktkorrosion stellenweise extrem korrodiert und unzählige Schrauben sind abgebrochen oder konnten nur mühselig entfernt werden.
Dann kam der "neue" Benzinmotor auch schon Bald an und konnte von mir bearbeitet werden. Dabei habe ich den ganzen Motor, bis auf den Kurbeltrieb zerlegt, um eine Sichtprüfung durchzuführen und diverse Komponenten neu abzudichten. Also erstmal Anbauteile, Ventildeckel und Kopf runter, alles gereinigt und Dichtungsreste entfernt. Motor gedreht und gleiches Spiel an der Ölwanne. Steuerkettengehäuse demontiert und auch dort alles geprüft und neu Abgedichtet. Nach der Groben Reinigung und dem entfernen starker Ölablagerungen habe ich dann erstmal die Simmeringe der Kurbelwelle erneuert und die Lagerschalen geprüft. Wie gesagt der Kurbeltrieb war soweit in Ordnung und musste nicht nochmal überholt werden (Never touch a running system). Simmering und Schutzblech vom Steuergehäusedeckel wurden auch erneuert. Die Wasserpumpe wurde im gleichen Zuge von Ablagerungen befreit, instandgesetzt und neu abgedichtet. Bei den Papierdichtungen habe ich sicherheitshalber auf beide Seiten dünn Hylomar verteilt, damit ich auch länger ruhe vor eventuellen Undichtigkeiten habe.
Dann wurde Steuerkettengehäuse und Ölwanne wieder montiert und am Zylinderkopf weiter gemacht. Erstmal die Kipphebelwelle demnontiert umd dann die Ventile zu demontieren. Die Kipphebelwelle war eingelaufen und wurde erneuert, Zeitgleich wurden Ventilschaftdichtungen erneuert und die Ventile geprüft und neu eingeschliffen. Anschließen wieder montiert und neu abgedichtet.
Zwischendurch wurden noch einige Kleinteile erneuert. Ich habe bereits einige Teile bestellt die hier auf Lager liegen und drauf warten eingebaut zu werden. Nächstes Wochenende wird der Kopf dann wieder montiert und der Block ist damit wieder soweit zusammen. Wenn das Wetter dann mitspielt wird der Block in den nächsten Wochen von außen gereinigt und in Duck-Egg blue lackiert, Anbauteile Schwarz. Einige Neuteile liegen schon hier und warten darauf eingebaut zu werden: Lichtmaschine, Kupplung, Anlasser, Zündung komplett, Keilriemen, Krümmer, Auspuff und und und.. Teile für die Lenkung sind ebenfalls schon hier.
Durch Zufall konnte ich in Bayern ein neues verzinktes Chassis, welches speziell für eine Ambulanz ist ergattern inklusive restaurierter Spritzwand und jede Menge Kleinteile.
Der Zündverteiler wird von einer mechanischen Zündung umgebaut auf eine elektronische 123-Ignition. Dadurch werden Zündprobleme reduziert und die Leistung optimiert.
Zudem habe ich noch ein Overdrive-Nachrüstkit geordert, welches Momentan überholt wird. Für alle die nicht zu im Thema sind: Ein Overdrive ist eine Art Zwischengetriebe, welches Analssergröße hat und aufs Getriebe geflanscht wird. Ein Zusätzlicher Schalthebel wird in den Innenraum gelegt und dadurch erhält der Landy Zwischengänge und eine längere Übersetzung im letzten Gang. Dadurch wird die Drehzahl gesenkt und grade bei dem Gewicht hat man mehr Übersetzungsmöglichkeiten um das Fahrzeug berghoch zu bekommen und hat auf der AB theoretisch auch eine etwas höhere Reisegeschwindigkeit.
Wenn der Motor soweit fertig ist wird er wieder eingebaut. Vergaser und diverse Anbauteile werden dabei Überholt und neu abgedichtet. Beim provisorischen Einbau schaue ich ob alles Ordnungsgemäß funktioniert und fahre das Fahrzeug anschließend raus, um den Aufbau runter zu nehmen. Der nimmt viel Platz in der Werkstatt weg und Stört bei Arbeiten an der Achse. Den Aufbau werde ich provisorisch auf ein altes Wohnwagen-Fahrgestell montieren um ihn nach Bedarf bewegen zu können. Dann wird das Fahrzeug wieder in die Werkstatt gefahren und das Getriebe ausgebaut. Das Getriebe bekommt neue Simmeringe und wird komplett neu abgedichtet. Dabei wird das Overdrive in einem Nachgerüstet und wieder eingebaut.
Wenn Motor und Getriebe dann fertig sind, werden die Achsen ausgebaut und überholt. Anschließend auf dem neuen Chassis montiert. Die Differentiale werden gleich mit getauscht und neu abgedichtet. Wenn ich dann ein Rolling Chassis habe, wird das Fahrzeug Stück für Stück auf den neuen Rahmen gesetzt, bis ich dann hoffentlich irgendwann in den nächsten Jahren mit einem frischen TÜV-Stempel vom Hof der Prüfstelle Rolle. Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und einiges an Arbeit kommen. Aber ich bin zuversichtlich und hoffe, dass ich in den nächsten Jahren damit fertig werden.
Ich werde euch in diesem Beitrag auf dem laufenden halten. Das war es soweit erstmal von mir, ich melde mich wenn es wieder was neues gibt.
Bis dahin! Kappes :thumbsup: