Bremsenproblem, völlig unlogisch

  • Hallo aus dem wilden Süden,


    nachdem ich vor 2 Jahren (oder so) die komplette Bremsanlage überholt hatte, war alles bestens - bis der Hauptbremszylinder wieder zu sabbern anfing und zwar so stark, dass an Fahren nicht mehr zu denken war.


    Die Zylinderwand war weiter korrodiert, so dass auf Übermaß gehont werden musste und dementsprechend auch neue Kolben mit Dichtungen angefertigt werden mussten. Diese Arbeit habe ich Bremsen Schöbel aus Nürnberg erledigen lassen.


    Nachdem das Teil wieder hier war habe ich es frohen Mutes eingebaut ... und festgestellt, dass das Auto nicht bremst, obwohl das Pedal bockelhart ist. Erster Gedanke: die haben einen Fehler gemacht. Ergo den HBZ wieder hingeschickt. Die haben ihn dann auf den Prüfstand genommen und festgestellt, dass er einwandfrei auf beiden Kammern Druck aufbaut und auch hält. Deren Fazit: am HBZ kann’s nicht liegen.


    Jetzt hab ich das Teil wieder eingebaut und verschieden Sachen getestet - mit einem Ergebnis, das für mich völlig unlogisch ist. Die Sympthome:

    System ist entlüftet. Das Bremspedal lässt sich bis ca. 7 cm vors Bodenblech durchdrücken, da wird es steinhart. Kein Druckpunkt. Es geht keinen mm weiter, auch nicht, wenn ich draufstehe und mich am Dach abstütze. Bockelhart aber Bremswirkung gegen Null.


    Wenn ich dann ein paar Mal pumpe, geht es nicht mehr bis zur 7 cm-Marke, ich spüre einen Druckpunkt und das Auto bremst perfekt. Nach ein paar Sekunden nicht mehr Bremsen geht das Spiel von vorne los.


    Öffne ich die Entlüftungsschraube für den hinteren Bremskreis, hat das keine Auswirkung auf das Verhalten.


    Öffne ich die Entlüftungsschraube für den vorderen Bremskreis, kann ich das Pedal bis zum Bodenblech durchdrücken. Dasselbe ist der Fall, wenn ich irgendeine Entlüftungsschraube im vorderen Bremskreis öffne. Ist der vordere Bremskreis geschlossen, wird das Pedal wieder bei ca. 7 cm überm Blech hart ohne irgendeine Bremswirkung.


    Und das ist so unlogisch! Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, wie ich die Fehlerquelle eingrenzen kann.

    Wie müsste sich denn ein Zweikreis-HBZ benehmen, wenn ich in den Ausgang für den vorderen Bremskreis einen Stopfen reinschraube und den hinteren Bremskreis am System lasse?


    Gibt es einen Bremsenexperten, dem zu dieser seltsamen Symptomatik was einfällt? Ich hoffe drauf!


    Grüßle

    Jürgen

    Wer Neues entdecken will, muss die ausgelatschten Pfade verlassen.

  • Da wird das fahren ja unterhaltsam ...

    Zum Verständnis, ich weiß nämlich nicht mal was für ein Fahrzeug das ist , die zwei Kreise sind vorne und hinten, und nicht diagonal ? Gibt es da noch zwischengesetzte Verteilerventile ?

    Wenn zuerst kein Druck an der Bremse auftaucht muss das Problem doch davor sitzen ?

  • Ich bin kein Bremsenexperte, soviel mal vorweg.


    Bei meinem Truck hatte sich in dem Kupplungskreislauf eine Gummidichtung aufgelösst, daraufhin wurde der Zylinder wegen der Krümel undicht. Das ist jetzt zwar Kupplung, aber da bei mir DOT4 Bremsflüssigkeit drin ist, kann man das eventuell vergleichen. Die Gummi Krümel waren auch in den Leitungen drin. Bei dir hat sich ja die Dichtung ebenfalls kaputt gerieben. Ist die Bremsflüssigkeit erneuert und sind die Leitungen und absolut sauber von Partikeln ?


    Sorry an alle, falls das sachlich unpassend war.

    Chris, unterwegs als selbstironischer Blogger & Abenteurer, im DAF T244 ex-british Army 4x4 Truck. Reiseberichte und mehr: www.25u.de

  • Ich denke mir mal das war durchaus sachlich.

    Man sollte nicht erwarten das die Überholung einer Komponente gleich zur vollen Funktion des Systems führt.

    Die Idee mit den Critters im System wird wohl warscheinlich eine Ursache sein.


    Warscheinlich handelt es sich ja um den Hanomag.Da müsste man erst mal feststellen was für ne Bremse der Hat.

    Warscheinlich Hydraulisch. Die idee mit festgegammelten Ventilen könnte da weiterführen.


    Bei dem Hanomag war doch was mit Hydrair

    Hanomag: Bremsenproblem - Allrad-LKW-Gemeinschaft

    Mein Steyr Daimler 230Ge bleibt so original wie möglich....

    :wolf:


    :barett-sch:

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich ()

  • Alles leermachen, Leitungen durchblasen

    ( auffangbehälter!) neu füllen. Beim entlüften drauf achten alle Entlüfter und in der richtigen Reihenfolge zu benutzen.

    Wir hatten hier schon einen Puddingzylinder welcher … der hatte 4 Entlüfter!

  • Mich wundert, dass so ein altes Ggefährt ein Zweikreisbremssystem hat.


    Eine nähere Beschreibung der Anschlüsse wäre super.

    Denke mal VA ist DK und HA ist SK?


    Dauerhaft bremsen kenne ich, aber kein Druckaufbau möglich kann ich mir fast nicht erklären, ausser einer der Kolben im HZ würde eine Bohrung verschließen.

  • So wie Du es beschreibst wurde ja nicht entlüftet.

    Das ist beim Hanomag auch nicht unbedingt easy.

    Möglich wären auch noch abgefahrene Beläge in Kombination mit einer sich langsam zurückstellenden Bremse aufgrund verschmodderter RBZ. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass erst nach dem zweiten Pedaltritt der Druckpunkt früher kam.


    Klingt so als ob Du Luft im Hydrair hast.

    Da würde ich als Erstes suchen.


    Hast Du das Teil schon mal aufgehabt?

  • Hallo Jürgen


    Wie hast du die Bremsanlage entlüftet?

    -nach alter Väter Sitte durch treten des Bremspedals und gleichzeitigem Öffnen einer Entlüftung an einem Bremszylinder?

    oder

    -unter Verwendung eines Entlüftungsgerätes?


    Hast du die richtige Reihenfolge beim Entlüften eingehalten?


    Dass du nach mehrfachem Pumpen etwas Druck hast, deutet ganz stark auf Luft im System hin!


    Mein Rat: mit Entlüftungsgerät entlüften und nicht an der durchlaufenden Bremsflüssigkeit sparen! Alles mit Geduld und Ruhe gemäß der Reparaturanleitung durchführen!


    Viel Erfolg

    Bernhard

  • Merci für die vielen Hinweise; ich versuche jetzt mal kurz auf alle aufgekommenen Fragen zu antworten:


    Es ist ein Hanomag AL 28, der einen Hydrair als Verstärker hat. Die Bremskreise trennen sich in vorne und hinten.


    Entlüftet habe ich. Sowohl mit Pedaldurchdrücken, als auch mit Entlüftungsgerät.


    Alle Radbremszylinder und der Hydrair wurden vor 2 Jahren überholt bzw. erneuert. Der HBZ auch, drum waren auch nicht die Dichtungen zerbröselt, die Undichtigkeit rührte von korrodierter Wand. Also scheiden Brösel im System meiner Meinung nach aus.


    Bremsbeläge wurden ebenfalls erneuert, das läuft alles einwandfrei.


    Wenn Luft im System wäre, würde doch das Pedal bis zum Boden gehen und weich sein, oder?


    Warum wird das Pedal nach halbem Weg steinhart ohne zu Bremsen?

    Dieses „harte Pedal“ nach halbem Weg bringt mich zur Verzweiflung.


    Muss ich jetzt doch den Hydrair nochmal auseinanderbauen?


    Und nochmal die Frage: was müsste normalerweise passieren, wenn ich am HBZ den vorderen Kreis mit Stopfen verschließe? Dann müsste doch der hintere Kreis Druck aufbauen, oder?


    Grüßle

    Jürgen

    Wer Neues entdecken will, muss die ausgelatschten Pfade verlassen.

  • Dein Hydrair hat 4 Entlüfterschrauben siehe Link weiter oben. ist da irgendwo noch luft drin oder in den Leitungen davor

    bekommst du solche Probleme...denke ich mir.Deine Anlage sollte unter Druck entlüftet werden und zwar in der richtigen Reihenfolge , sonnst ist das alles nicht zielführend. Die Entlüfterschrauben sollte man alle erneuern weil die Dichtkegel schonmal einlaufen. Auch undichte Verschraubungen ziehen Luft

    Hanomag: Bremsenproblem - Allrad-LKW-Gemeinschaft

    https://www.lkw-restauration.de/index.htm?https://www.lkw-restauration.de/ersatzteile/bremse_hydraulisch.htm?suche_bestellnummer=5100

    Wer kann mir einige Fragen zu einem AL 28 beantworten... - Allrad-LKW-Gemeinschaft

    Mein Steyr Daimler 230Ge bleibt so original wie möglich....

    :wolf:


    :barett-sch:

    Einmal editiert, zuletzt von Friedrich ()

  • Wäre bei Luft im System - auch im Hydrair - das Pedal nicht weich

    Du wirst wohl nicht drumherrumkommen das System vom Vorratsbehälter bis zu den Bremszylindern zu checken. Und zwar mit einem Manometer.

    Vielleicht verkanntet sich ja einer der Kolben ob in den Bremszylindern oder im Hydrair oder im Hauptbremszylinder. Vielleicht hat man den Zylinder im Hauptbremszylinder nicht zylindrisch gehohnt und der Kolben ist eventuell zu klein im Durchmesser bzw. das Spiel zu gross.

    Bevor man da noch länger spekuliert sollte man das mal angehen. Sonnst kannst du nicht fahren.

    Ich bin bei techn. Dingen davon überzeugt das es dafür eine Ursache gibt.

    Mein Steyr Daimler 230Ge bleibt so original wie möglich....

    :wolf:


    :barett-sch:

  • Da der HBZ getauscht bzw. überholt wurde, wäre es doch logisch dass dort der Fehler ist.

    Der Hinweis mit dem Zentralventil klingt interessant.

    Ich habe verstanden, Haupzbremszylinder wurde aufgebohert und mit Übermaß-Kolben versehen.

    Mein Tip nach wie vor: die neuen Kolben passen nicht (zu lang, zu kurz) oder beim Zusammenbau wurde etwas falsch gemacht (Federn, Fesselung DK/SK) . Evt. auch eine Manschette verkehrt herum eingebaut. Wenn das Pedal so hart ist, dass es sich keinen me bewegen lässt ist entweder ein Kolben auf Anschlag oder ein hydr. Kurzschluss im HBZ.

    Gibt es die alten Teile noch? Oder einen anderen HBZ zum vergleichen?

    Den Druck an verschiedenen Stellen des Bremssystems zu messen ist sicherlich eine gute Idee.

  • Wenn ich dann ein paar Mal pumpe, geht es nicht mehr bis zur 7 cm-Marke, ich spüre einen Druckpunkt und das Auto bremst perfekt. Nach ein paar Sekunden nicht mehr Bremsen geht das Spiel von vorne los.

    Diese Phänomen tritt bei Trommelbremsen auf wenn die Backen zu weit von der Trommel weg sind.

    Du pumpst dann quasi die Backen näher an die Trommeln ran. Du bist mit dem pumpen schneller als die Federn den Radbremszylinder zurück drücken können.

    Wenn die Backen zu weit weg sind reicht der Weg des Radbremszylinders nicht mehr aus um die Backe an die Trommel zu drücken. Wenn der RBZ am Ende ist, geht er auf Anschlag und das Pedal ist Bretthart.

    Allerdings kenne die Bremse vom Hanno nicht. Wird aber wohl auch nicht viel anders sein als andere Trommelbremsen.

    Öffne ich die Entlüftungsschraube für den vorderen Bremskreis, kann ich das Pedal bis zum Bodenblech durchdrücken.

    ...

    Ist der vordere Bremskreis geschlossen, wird das Pedal wieder bei ca. 7 cm überm Blech hart ohne irgendeine Bremswirkung.

    Was ja nun eindeutig zeigt dass das Problem im vorderen Bremskreis liegen muß.

  • Hi,

    Hat dein Fahrzeug eine Druckluftbremse für Anhängerbetrieb?

    Mir wurde empfohlen dies Stillzulegen sofern es nicht benötigt wird, da vom HBZ eine Leitung zur Membran des Druckluftsystems geht.

    Sollte die undicht sein, sei es durch Ausbau des Kompressors um Sprit zu sparen (fehlender Gegendruck) oder aus Altersgründen, verliert er darüber Bremsdruck und auch Bremsflüssigkeit.

    Keine Ahnung ob das so richtig ist, bei meinem war noch alles gut, habe die Leitung trotzdem blindgeflanscht und das ganze Druckluftgeraffel ausgebaut, ist ja auch Gewicht und die Druckleitungen waren alle in miserablem Zustand.


    Grüße

    Robin

  • Hm - schon seltsam, was da passiert. habe auch noch nicht den ultimativen Einfall, will aber gerne mal versuchen ein paar Dinge hier zu bewerten/richtigstellen.

    Muss ich jetzt doch den Hydrair nochmal auseinanderbauen?

    Das Hydrair kannst Du erst mal schnell ausklammern, indem Du ohne Druckluft testest. Dann geht die Bremsflüssigkeit nämlich einfach durch. Oder - um ganz sicher zu sein, kannst Du das Hydrair auch hydraulische überbrücken.

    Wenn der RBZ am Ende ist, geht er auf Anschlag und das Pedal ist Bretthart.

    Die RBZ haben keinen Anschlag, der Anschlag ist die Trommel. Wäre sie nicht da, würde der Kolben einfach die Staubschutzmanschette weg drücken und der Kolben ploppt raus.


    schau mal nach dem Bodenventil im HBZ ob das richtig funktioniert bzw richtig sitzt.

    hmmm - wenn das Bodenventil nicht schließt, muss man bei jeder Bremsung 'pumpen' - wenn es nicht mehr öffnet, könnte das Phänomen "harte Bremse" auftreten.
    Bedenke, Du hast im HBZ 2 Bodenventile und im Zweikreis-Hydrair sind derer auch zwei. Die Dinger kosten kein Vermögen und lassen sich leicht tauschen. Vielleicht an der Schiene mal ansetzen.

    Ferner ist es natürlich kein Fehler, wenn man eine 'Blockade' in Leitungen oder Schläuchen ausschließen kann - also mal durchblasen/durchdrücken.

    Mir wurde empfohlen dies Stillzulegen sofern es nicht benötigt wird, da vom HBZ eine Leitung zur Membran des Druckluftsystems geht.

    Sollte die undicht sein, sei es durch Ausbau des Kompressors um Sprit zu sparen (fehlender Gegendruck) oder aus Altersgründen, verliert er darüber Bremsdruck und auch Bremsflüssigkeit.

    Die einzige Verbindung von der Hydraulik zum Druckluftsystem gibt's im Hydrair - und das soll ja auch so sein. Natürlich kann ein Defekt dort zum Verlust von Luft oder gar Bremsflüssigkeit führen, aber es einfach auszubauen um Sprit zu sparen - dann verstärkt es auch nicht mehr.
    Das Anhängerbremsventil - was vom Hydrair pneumatisch gesteuert wird, kann man sich schenken, hat aber in diesem Fall keinen Einfluss.


    Gruß


    Peter

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!