Faun-Zugmaschinen beim Pipeline-Bau in der Sowjetunion

  • Mitte der 70er wurden in der Sowjetunion Gas- und Ölpipelines gebaut. Der Deal war damals mit dem Westen, Röhren und Maschinen gegen Gas.
    Und so wurde eine größere Anzahl von Magirus-Deutz-Kippern und Faun-Zugmaschinen in die Sowjetunion geliefert, zu sehen hier:


    DDR-Bau der Druschba-Trasse in der Ukraine, 1976 - YouTube
    ab 7:50


    Interessant, das sie als Fahrzeuge des VEB Fernleitungsbau beschriftet sind und auch DDR-Kennzeichen tragen, trotz der großen kyrilischen Beschriftung.
    Gehörten sie den Sowjets oder der DDR ?

    ...und vor allem, wo sind sie geblieben ?


    Zu den Magiren gibt's auch noch ein Filmchen, aber nicht so informativ.


    Magirus LKW nach Sibirien (Delta-Projekt) - YouTube


    Gruß


    Peter


    (bitte jetzt keine Diskussion zu Ukraine/Russland/Gas/Klima/whatever)

  • Ich war ja 25 Jahre bei MAN. In den 90ern haben wir eine großen Auftrag 6x6 Kipper nach Sibirien geliefert. Wegen der Kälte bekamen sie luftgekühlte Deutz-Motoren, keine MAN. War ein ziemlicher Konstruktionsaufwand. Das Abgas wurde über einen Stutzen in einen Hohlraum unter der Ladefläche geleitet, um diese warm zu halten und das Abkippen zu ermöglichen, und strömte am hinteren Ende unterhalb der Ladeklappe raus.

  • Das mit der "Ladeflächenheizung" hab ich hier schon ein paarmal bei Baustellensattelzügen gesehen, da konnte ein Flexrohr was am Auflieger angebracht war über das Ende des Auspuffrohrs gesteckt werden.

    Grüße von Lorenz, irgendwo da draußen...



    Ein guter Freund besucht einen im Knast, wenn man Mist gebaut hat.
    Ein echter Freund sitzt im Knast neben einem und sagt, "War aber trotzdem 'ne klasse Aktion."

  • Die sind, wie die Rohre für die Pipeline (Mannesmann) an die UDSSR geliefert worden. Natürlich im Tausch gegen Gas.

    Die DDR hat für den Tausch Fachkräfte geliefert > für diese recht lukrativ.

    Die Faun haben auch Deutz-Motore.

    Verbleib = garantiert vor Ort. Der ein oder andere Bulle ist allerdings wieder heimgekehrt als Oldtimer mit viel TLC...

    Außer den Kippern wurden noch viele andere Varianten geliefert > da gibt es eine Magirus-Historie, die dazu ein ganzes Kapitel hat (reiche ich nach...)

    Bullitreiber / Robert


    kostengünstiger Hersteller von CO2 und Überlebender der 1975 prognostizierten Eiszeit, des Waldsterbens, des Konsums von Salz und Eiern, des Millenniumbugs und der Klimakatastrophe :schweiz:


    :rad:

  • Tolles Video, danke Peter!

  • Die Faun liefen beim VEB Ferngasleitungsbau Engelsdorf, daher die Beschriftung der Türen und die DDR-Kennzeichen. Bei einigen steht auch mit kyrillischen Lettern „Druschba“ dran. Das ist russisch und heißt „Freundschaft“, so wie der Name der Erdgastrasse in den 70ern, der Druschba-Trasse. Vielleicht kamen diese Schriftzüge als Propaganda dran, vielleicht auch nur weil der Fahrer sein Fahrzeug einfach nur verschönern wollte und den Slogan gut fand?! An der Druschba Trasse waren 15 Faun Zugmaschinen als Rohrtransporter eingesetzt.

    Nach Abschluß der Druschba-Trasse kamen die Fahrzeuge 1978 wieder zurück in die DDR und wurden, bis Engelsdorf in den 80ern für die nächste Trasse im Ural wieder Bedarf anmeldete, bei verschiedenen Betrieben in der DDR u.a. als Schwerlastzugmaschinen eingesetzt. Wieder an der Trasse wurden die Faun dann aber nicht mehr als Rohrtransporter, sondern beim Schwertransport zur Umsetzung von Großgerät wie Rohrleger, Verdichter, Raupen, usw… eingesetzt. Deren ehemalige Rolle als Rohrtransporter hatte dann in den 80ern der KrAZ255b übernommen. Alle in der Sowjetunion eingesetzten Fahrzeuge sollen Anfang der 90er Jahre an russische Firmen übergeben worden sein, da diese Giganten für den deutschen Strassenverkehr einfach zu sperrig waren.

    Das sich die in DDR Diensten befindlichen Faun an der Druschba-Trasse sehr bewährten, blieb den Sowjets nicht verborgen und so zählte dann ab Ende der 70er auch die Sowjetunion zu den Kunden von Faun. Allerdings war wohl die Beschaffung der nötigen originalen E-Teile aus finanziellen Gründen ein Problem. Sicherlich nicht nur bei den Faun. Das konnte zwar mittels Fingerfertigkeit hier und da kompensiert werden (war ja in der DDR nicht viel anders), aber die Fahrzeuge wurden trotzdem runtergerockt. Das hat man schon bei den Fahrzeugen gesehen, die in sowjetischen Diensten standen. So kann man wohl davon ausgehen das den Fahrzeugen, welche von der DDR den Sowjets überlassenen worden sind, kein allzu langes Leben mehr beschieden gewesen sein dürfte. Soviel zur Frage „wo sind sie geblieben?“ Nun ja, that`s life.

    Verwendet wurden von der DDR an der Trasse folgende Typen:

    15 Stück Faun HZ 36.40/45 als Rohrtransporter, später in den 80ern dann als Zugmaschinen (425PS, 3 Achsen)

    2 Stück Faun HZ 46.40/49 als Schwerlastzugmaschinen (425PS, 4 Achsen)

    4 Stück Faun HZ 40.45/45 als Schwerlastzugmaschinen (480PS, 3 Achsen)

    4 Stück Faun HZ 40.45/45 als Schwerlastzugmaschinen (525PS, 3 Achsen)

    Die Erdgastrassen waren für die DDR gigantische Projekte. Eingesetzt wurde vorrangig eigene Technik aus dem Ostblock. Hervorzuheben sind da die schweren KrAZ Lkw, aber auch Lkw z.B. von Ural, MAZ, Tatra, IFA, Robur, sowie Traktoren, Raupen und Bagger aus heimischer Fertigung wurden eingesetzt.

    Fairerweise muss man aber sagen dass auch ein nicht unerheblicher Teil Technik im kapitalistischen Ausland gekauft wurde! Man wollte wohl an manchen Schlüssel-Gewerken keine Kompromisse eingehen. Dazu gehört in erster Linie das Symbol einer Erdgastrasse, der Rohrleger. Dieser kam, bis auf wenige Ausnahmen, z.B. von Komatsu. Aber u.a. auch Liebher, Gottwald, Demag, Hanomag, Fiat konnten, wenn auch nicht in solchem Umfang wie z.B. Komatsu, Gerät an die DDR für deren Erdgastrassen verkaufen.

  • Ich war ja 25 Jahre bei MAN. In den 90ern haben wir eine großen Auftrag 6x6 Kipper nach Sibirien geliefert. Wegen der Kälte bekamen sie luftgekühlte Deutz-Motoren, keine MAN. War ein ziemlicher Konstruktionsaufwand. Das Abgas wurde über einen Stutzen in einen Hohlraum unter der Ladefläche geleitet, um diese warm zu halten und das Abkippen zu ermöglichen, und strömte am hinteren Ende unterhalb der Ladeklappe raus.

    Moin,

    Wurde das Abgas vorher noch gefiltert? Oder einfach so durchgeblasen?

    Viele Grüsse Klaus

  • Danke Katokov für die schöne Erläuterung!


    Klauso Ob nun durch den Auspuff oder die Ladefläche, da wird sicher nicht extra gefiltert worden sein.

    Moin, hab mich immer schon gefragt wie das dann mit der verrussung ist? Der Hohlraum muss dann doch irgendwann zusitzen oder? Und das Metall wird ja vom Ruß isoliert, sodass die Leitfähigkeit nicht mehr so gut funktioniert.

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