Technik sucht sich ihre Schrauber

  • Was sich bereits als unfassbares Glück herausstellte, sind die ganzen „Kleinigkeiten“ an fehlenden Teilen, welche ich aus dem Schlachtfahrzeug genutzt werden konnte.


    Ich hätte nie gedacht, dass ich mich über Teile wie beispielsweise einen noch brauchbaren Lederriemen freuen kann, denn genau dieser fehlt an dem Feuerwehrauto. Oder genau das eine Fangband was mir fehlt, war aus dem Schlachtfahrzeug noch vorhanden. Ein Steckbolzen vom ersten Verdeckgestänge ist vorhanden, einer fehlt.

    Die fehlende Temperaturanzeige ist noch da und funktioniert auch noch. Gummipuffer vom Verteilergetriebe kann erstmal noch verwendet werden, Türgriffe, Bowdenzüge, Thermostat, Chokezug, Steckbolzen, Befestigungsrahmen Handbremse, Schalthebel und Allradhebel, Ansaugrohr und vieles mehr.




    Die Erkenntnis, dass man sich doch schon so gut mit diesem Fahrzeug auskennt, ist eine völlig neue Erfahrung. Man sieht sich die Kiste an und kann beurteilen was fehlt, was nicht passt, was defekt ist und was anders ist. In Bayern sagt man dazu „a gmahde Wiesn“, was so viel bedeuten soll wie „ein Heimspiel“, „keine zu erwartenden Schwierigkeiten bei einer üblicherweise komplizierteren Situation“.


    Unfassbar was man in zwei Jahren alles erlernen kann. Die einzige Herausforderung für die Zukunft wird sein, dass ich nicht beide Autos gleichzeitig fahren kann. Ich muss meine Süße doch dazu bringen, dass sie sich mal hinters Steuer hockt und dieses unbeschreibliche Fahrgefühl kennenlernt.






    Am Wochenende war gleich noch Vergleichsfahrt angesagt. Zuerst mit dem Guten fahren und dann vergleichen was bei dem anderen anders ist. Gleich ist sowieso keiner dem anderen, aber ich denke man kann bestimmte Funktionen ganz gut vergleichen. Also nachdem die Familie mit dem Erdbeerkörbchen beim Baden war (der Name kommt von der Frau, und wenn sie sich mit einbringen will, muss man das unterstützen), gleich noch die Schildkröte rausgefahren und warm gefahren. Der Hintergedanke war, dass man danach auch gleich die Ventile einstellen bzw. das Ventilspiel prüfen könnte. Gesagt getan. Und was soll ich sagen, die Schildkröte ist halt ein so geniales Auto. Die Technik wurde dank meiner begnadeten Vorgänger tadellos instandgesetzt. Ich sorge nur dafür, dass es so bleibt. Insofern ein perfekter Ausgangszustand für einen Vergleich. Danach nochmal das Körbchen rumgefahren, ohje. Wir sind sowieso schmerzbefreit, mit diesen Fahrzeugen, aber jedes Scheppern und Schlagen muss man dann doch nicht aushalten. Also versucht herauszufinden, wo das Schlagen herkommt.


    Meine erste Wahl fällt auf die Stoßdämpfer und in der Tat sprachen die ersten Indizien dafür. Stoßdämpfer auf der Beifahrerseite war irgendwie locker. Man muss noch erwähnen das dieses Fahrzeug die Dämpfer erster Generation hat, sprich oben Auge, unten M10 Gewindebolzen. Ich habe mir die Gummilager unten angesehen, ja wo waren die eigentlich? Das obere von den Beiden war nur noch in Teilen vorhanden, der Stoßdämpfer hat da immer ordentlich draufgehämmert. Keine Wunder, die Metallscheibe zwischen Gummi und Dämpfer fehlte ja. Das untere war auch schon ziemlich fertig und das bereits nach 67 Jahren (Ironie aus)!

    Nachdem am Sonntagnachmittag auf die Schnelle kein Neuteil aufzutreiben war, musste wieder mein Ersatzteillager aus dem Schrotthaufen herhalten. Der hatte interessanterweise die gleichen Dämpfer verbaut. Die Gummis waren auch fertig, aber noch nicht so sehr. Daher wurden die besseren ausgewählt und derweil verwendet, erst mal nur um zu sehen, ob es besser wird. Zum Einbau muss die Karosserie angehoben werden damit der Dämpfer zwischen Fahrgestell und Karosserie herausgenommen werden kann. Bevor man die Aktion startet, erstmal versuchen die Muttern unten zu lockern. Natürlich wie immer kein Problem. Dann den Wagenheber über die Straße zum aktuellen Schrauberplatz fahren und so lange unterlegen, bis er anheben kann. Natürlich waren wieder keine passenden Holzklötze vorhanden und bevor man lange sucht, könnte man doch versuchen den Dämpfer mit der Hand zusammenzudrücken. Die Aussicht auf Erfolg ist eher gering da die Dämpfer doch eine hohe Ausschubkraft haben (wie hoch ist die Eigentlich im Normalzustand?), umso erstaunlicher war, dass es ohne Anstrengung funktionierte. Ohje. Man konnte den Dämpfer schön hochschieben und dann entspannt einen Kaffee holen, um dann festzustellen, dass der immer noch oben war. Somit hatte der auch keine Dämpfungseigenschaft mehr, und der Grund für das Schlagen war damit begründet. Die Enttäuschung darüber war groß. Zumal die Ersatzteile aus dem Schrotthaufen auch ihre besten Zeiten hinter sich hatten. Sowohl die vorderen als auch die hinteren Dämpfer machen keinen Weg mehr. Und genau diese Dämpfer sind ja nicht mehr zu bekommen.


    Jozi du hast mal irgendwo geschrieben, “die Fixierung an der Achse anzupassen damit man Auge-Auge Dämpfer verwenden kann“, sprich die neueren Dämpfer ab Fgst. 965000. Gibt es da ein Foto von der Adaption? Ist das die“ Haube“ welche am Rahmen angeschweißt ist, wie bei meiner Schildkröte? Die müsste laut Fahrgestellnummer eigentlich auch noch die alten Dämpfer gehabt haben, was zum Glück nicht so ist.


    Ist eh gut, wenn man auf der Straße schrauben lernt...falls man mal eine Panne hat...

  • Ist das beim Hano anders?

    Borgward :yes:

    Ich hab mal gelernt, Dämpfer fahren leicht zusammen, um keine Verschlechterung der Federeigenschaften zu bewirken und lassen sich schwer auseinanderziehen.

    Japp, so soll es sein bzw. ist ja auch bei intakten Dämpfern so. Aber !: Auch ein defekter Dämpfer kann sich noch schwer genug auseinander ziehen lassen. Also 'äußerlich' i.O. aber das Dämpfungsverhalten ist so schlecht, das sich bei c.a 65 km/h das Feder-/Massesystem der Vorderachse die Resonanzfrequenz trifft und sich so aufschaukelt, dass das Auto nicht mehr fahrbar ist.


    “die Fixierung an der Achse anzupassen damit man Auge-Auge Dämpfer verwenden kann“,

    'Alt' und 'Neu' unterscheiden sich durch:

    • 'Alt' sitzt außen am Rahmen, 'Neu' sitzt innen am Rahmen
    • 'Alt' ist oben am Rahmen auf einem Bolzen befestigt, 'Neu' ist in dem 'Dom' mit durchgeneder Schraube befestigt.
    • 'Alt' ist unten mit dem Stift des Stoßdämpfer in die flache Platte gesteckt, die unter dem Federpaket sitzt, 'Neu' hat da eine Platte mit zwei seitlichen Ohren.

    Ich vermute mal, das die neuen Dämpfer länger sind, denn der Dom steht ober über die Rahmenoberkante hinaus und die Aufnahme unten sitzt auch unterhalb des Federpaketes.
    Wenn die Schildkröte schon die 'neuen' Dämpfer hat, kannst Du ja einfach mal messen.


    Hier noch mal die Abmessungen der neuen Dämpfer, vielleicht kannst Du mal die Abmessungen der alten Dämpfer hier mit einstellen.


    Gruß


    Peter

  • Hallo Peter,

    die Schildkröte hat die neuen Dämpfer mit der Befestigung im Dom und der steht mindestens 80mm über den Rahmen (so aus dem Bauch heraus geschätzt). Laut Ersatzteilliste unter 15 -24 ist bis Wagen 964999 der alte Stoßdämpfer ohne Dom verbaut, danach ab 965000 dann der mit Dom. Das passt auch mit den Angaben vom Matz.

    Da die Schildkröte aber eine Fahrgestellnummer 964... hat müsste die aber auch die alten Dämpfer mit alter Befestigung haben, hat sie aber nicht. Entweder wurde die mal "gefaceliftet" oder einer meiner Vorgänger hat den Dom(und geänderte Fußbefestigung) nachträglich angebracht um neue Dämpfer verwenden zu können. Genau der Vorgang wäre interessant zu wissen, denn dann könnte man ja mit den nötigen Teilen jede alte Stoßdämpferaufhängung updaten. Ob das wirtschaftlich Sinn macht sei dahingestellt, der Preis für die Nachbaudämpfer ist ja sehr gut. Das Fahrverhalten bzw. die Lebensdauer wird sich mit den längeren Dämpfen möglicherweise verbessern. Aber auch da stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit, die neuen Dämpfer werden mich bei normalem Einsatz mit Sicherheit überleben.


    Viele Grüße und vielen Dank für die tollen Beiträge,

    Daniel


    :)

  • so hier gings auch weiter, allerdings bin ich nicht dazu gekommen den Beitrag zu veröffentlichen.


    Beim Wechsel der Motorlager (s. extra Beitrag) wurde der Motor so weit angehoben, dass er an der Reglerwelle anstand. Mich wunderte dabei nur, dass der Hebel zum Vergaser so nah an der Spritzwand war. Im Vergleich zur Schildkröte war klar, die Reglerwelle ist um 90° nach unten geschwenkt eingebaut worden, wohl wieder ein Fehler der Fachfirma die wohl vergessen hatte, den Zustand voher zu dokumentieren. Das funktioniert zwar mit der gedrehten Reglerwelle auch, aber die Tendenz zum Überspringen des Gestänges ist größer da der Winkel recht linear wird, außerdem schlägt bei vermeindlichem Vollgas der Hebel eher an der Spritzwand an (Leistungsbegrenzung!!!). Also habe ich die Hebelmechanik auf die eigentliche Position gedreht und wieder eingehängt. Danach Vergaser neu einstellen, dabei ist mir der zweite Defekt aufgefallen.

    Die haben beim Motorausbau vermutlich den Chokezug beim Abklemmen so weit geknickt, dass er abgebrochen ist. Die Werkstatt hat dann beim Einbau einfach den Zug am verkürzten Ende fixiert, was aber zur Folge hatte, dass die Kaltstarteinrichtung immer etwas geöffnet war. Damit der Motor trotzdem läuft hat man wohl das Standgas entsprechend eingeregelt…. :rolleyes:



  • Ja, Arbeiten mit Profis. Ich wette Du wirst noch mehr finden. Die gute Nachricht: Danach läuft er wieder gut.

    ja, was man da so findet geht auf keine Kuhaut.


    Beispiele gefällig?


    - mit dem PV544 vor zwei Jahren zu HU, durchgefallen wegen stark unterschiedlicher Bremsleistung hinten, Ursache waren zwei im Durchmesser unterschiedliche Radbremszylinder. :*:


    - oder grad erst letzten Samstag, Glühkerze beim Holder gewechselt, alte rausgeschraubt, neue daneben gelegt. Mist verkehrte Glühkerze bekommen, dann mal ins Gewinde geschaut :wacko: da hatte doch so´n Experte ne falsche Glühkerze reingewürgt! :ohhh: Glücklicherweise mit Feingewinde, so dass das ursprüngliche Gewinde tatsächlich noch ging. :schulterzuck:

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