Hallöle,
Einsatz im Westen
Die zweite, große Sprengung die für den Film der Pionierschule aufgenommen werden sollte, war das Sprengen einer Baumsperre.
Dafür wurden dem Leitenden vom Standort-Förster 28 Bäume beidseitig entlang einer Forststraße zugewiesen.
Die zu sprengenden Bäume waren keine Baumkrüppel, die schon von selbst umgefallen wären. Es handelte sich um Nadelholz, kein Baum in Brusthöhe weniger als 40cm stark. Fast alle dicker. Verteilt auf ungefähr alle acht bis zehn Meter sollten die Bäume v-förmig, mit Spitze gegen die Feindrichtung fallen.
Es wurde darauf geachtet, daß auch die Stämme satt Grün hatten und nicht nur nackte Stämme mit ein bisserl Krone.
Der Tpz- Fuchs wurde auf der Freundseite der Forststraße mit Front zum Feind und gleich der Fallrichtung der Stämme, im ungefähr dreifacher Entfernung einer Bäumlänge platziert.
Die TNT-Ladungen sind von den Pionieren auf etwa Brusthöhe mit Kerbe entsprechend der beabsichtigten Fallrichtung angebracht worden. Verdämmt mit Holzbrettchen und mit Rödeldraht befestigt. Die einzelnen Ladungen waren von Stamm zu Stamm mit Sprengschnur verbunden.
Auch hier sind die Vorbereitungen gefilmt worden.
Am frühen Nachmittag war dann alles soweit fertig zum Sprengen. Die Aufnahmetechnik war an und im Tpz montiert. Dieses mal wurde aber mit einer weiteren Kamera gefilmt um noch Eindrücke aus einem anderen Blickwinkel erfassen zu können.
Der Leitende war an der Zündstelle im Gelände und wir konnten über Bordverbindung mit dem Panzerfunk den Countdown mithören. Bei dieser Sprengung wollte ich "vorne" mit dabei sein und blieb zusammen mit einem Pionier-Kameraden im Führerhaus des Fuchs. Die Beschussklappen vor den Glasscheiben, spähten wir durch die Winkelspiegel.
Im Moment da die Zündung erfolgt war, zuckten grelle Blitze aus den Ladungen die sogleich in einer Qualmwolke verschwanden. Die sich von den Stümpfen lösenden Baumstämme hoben sich ein Stück und wurden ein paar Meter gegen die Fallrichtung weg gewuchtet. Manche Stämme legten sich quer über die Forststraße bevor die Stämme mit den gesplitterten Trennstellen auf dem Waldboden auf kamen. Andere rammten sich hinter den Stümpfen in den Boden und fielen sehr langsam.
Letztere Baumstämme die sich nicht recht entscheiden konnten ob sie nun umfallen wollten, oder sich vom benachbarten Geäst noch stützen lassen wollten veranlassten uns vorne im Panzer zu Anfeuerungsrufen: Ah ja komm, komm, komm na fall schon (oder so ähnlich).
Später wurden wir dafür gerügt: Der Ton-Mann hinten im Kampfraum hatte uns gehört und hoffte von dem Gejohle nichts auf seinen Aufzeichnungen zu hören.
Die Druckwelle der Sprengung erfaßte spürbahr das Fahrzeug und hob es etwas aus den Federn.
Nachdem sich nichts mehr im Gebälk bewegte, sich Rauch und Sprengstücke verzogen bzw. beruhigt hatten ließ die Regie noch ein paar Momente verstreichen und der "Sprenggarten" wurde nach Feststellung der Sicherheit zur Besichtigung frei gegeben.
Die Ladungen hatten ganze Arbeit geleistet, kein Baumstamm war mehr auf dem Stumpf geblieben. Alle Stämme waren in die richtige Richtung gefallen und haben recht vorbildlich überlappt. Laut Vorschrift sollten ja die Stämme noch mit den Stümpfen in Verbindung bleiben, damit ein Räumen der Sperre erschwert wird. In diesem Falle wurde aber Wert darauf gelegt, daß die Stämme auch wirklich fallen. Darum waren die Ladungen ein wenig stärker als eigentlich erforderlich.
Danach wurden noch Fahrversuche mit Radfahrzeugen und Spz. Marder gemacht. Mit Lkw Kat war es nicht möglich die Sperre zu überwinden.
Der Marder hatte durchaus Mühe darin vorwärts zu kommen. Alles hängt davon ab ob die Ketten die Stämme überklettern können. Wenn der Panzer mit dem Bug bzw. dem Laufwerk vorne unter einen starken Stamm gerät kann das Fahrzeug diesen auch nicht ohne Weiteres weg schieben, oder überwinden.
Der Sperreffekt würde noch verstärkt, wenn noch große Laubbäume dazu gesprengt würden und zusätzlich schneidender Bandstahl, S-Drahtrollen und versteckte Ladungen/Minen mit eingebaut worden wäre.
Besonders schön war auch, daß wir mit der Baumsperre ein schönes Chaos im Wald angerichtet hatten, aber nicht zuständig waren für das Aufräumen.
Die ineinander verkeilten Bäume mit den bizarr zersplitterten Stümpfen und Stämmen würden von Forstarbeitern beseitigt werden.
Nachdem klar war, daß auf den Tonaufnahmen nur Vogelgezwitscher, Explosionslärm, splitterndes Holz und der Widerhall von allem in der Landschaft zu hören war, war auch der Leitende erleichtert, daß die Sprengung nicht wiederholt werden musste, weil da zwei Deppen nicht die Klappe halten konnten.
Auf dem Weg zum Feierabend und der Kaserne kamen wir an einem Areal vorbei das nach den Fahrspuren zu schließen öfters für Fahrübungen genutzt worden war. Der Olt. stand bei mir im Panzer in der Kommandantenluke und bedeutete mir ich solle doch mal in das Übungsgelände fahren und zeigen was der Tpz 1 so drauf hat. Da habe ich dann, die Geländemöglichkeiten nutzend vorgeführt, was an Steigungen mit Schwung und aus dem Stand heraus zu überwinden möglich waren. Durch tiefe, schlammige Wasserpfützen durch brettern. daß es nur so spritzt. Scharfe, steile Abbruchkanten herunterfahren. All sowas halt fahren was sich vom Gelände her anbot.
So waren die zwei wichtigsten Vorhaben "im Kasten". Ein paar kleinere Sprengungen waren wie beiläufig noch aufgenommen worden, aber da war ich nicht vor Ort, bzw. da wurde der Tpz nicht gebraucht. Diese Aufnahmen sind noch z.T. am folgenden Tag gemacht worden.
Das war dann schon am Donnerstag. Für Vormittag waren noch Aufnahmen angesetzt. Für den Nachmittag war geplant allgemein TD, Aufräumen, quasi "Nachkommando", Tpz. Fuchs verladen, etc.
Über Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte es einen ordentlichen Regenguss gegeben. Die unbefestigten Wege und das Gelände waren zu rot- lehmiger Schmierseife geworden. Was die Tage zuvor noch unproblematisch befahrbar war, war jetzt zu einer schlüpfrigen Rutschpartie geworden.
Da dem Leitenden Olt. die Rückgabe der nicht verbrauchten Munition zu umständlich war, hatte er den Entschluss gefasst,"die paar Kilo" (beinahe das ganze Nitropenta, knapp 40 kg und eine ganze Kiste TNT) zu "verbrauchen".
Dafür sind wir wieder auf den Hügel gefahren, auf dem wir schon für das Bodenlockerungssprengen gewesen waren. Die zwei - drei scharfen Kehren auf dem, für den Fuchs eigentlich zu schmalen Weg, mit den eingeschnittenen Fahrspuren hinauf zu der alten Stellung, waren mit allen Sperren noch zu bewältigen. Auch der kleine Kat hatte sich hinan gequält. Aber es wurde mit jedem Fahrzeug das sich auf dem Weg bewegte ausgefahrener, schmieriger und damit schwieriger.
Ein Stück neben der Grube die von den Grenis geschaufelt worden war stapelten die Pioniere die TNT-Päckchen auf. Dieses mal war die Zündstelle hinten im Panzer. Zündung! Es tat einen ordentlichen Rums, die Sprengung sah aus wie der Einschlag einer Fliegerbombe im Kriegsfilm. Die Druckwelle war kräftiger als bei der Baumsperre. Sprengstücke gab es kaum weil das TNT nur auf der felsigen Oberfläche aufgeschichtet war, ohne Verdämmung.
Danach wurde das Nitropenta entsorgt. Nahe eines Wacholderstrauches wurden die aufgestapelten Sprengstoffpakete zur Explosion gebracht.
Man merkte gleich, in der Sprengmasse - formbar war viel mehr Wumms als im TNT. Die Wanne vom Fuchs wurde von der Druckwelle erheblich an gelupft und der nur aufgelegte Sprengstoff machte einen gut 50cm tiefen Krater. Entsprechend war Marterial in der Luft! Der Wacholderstrauch drei-vier Meter entfernt und ungefähr ebenso hoch gewachsen, war nicht nur entlaubt worden, sondern war entwurzelt.
Servus der murkser