Beiträge von Prospero

    Die Jungs hatten real noch nie Schnee gesehen/erlebt!

    Kein Witz!

    Es gab viele Sachen, die für die Amis neu waren oder die bei der „Army“ völlig anders liefen - die Erlebnisse mit den Amerikanern sind ein eigenes abendfüllendes Kapitel.


    Als Feldjäger musste man gerade in den Standorten, die gemeinsam von Bundeswehr und US-Army belegt waren, recht häufig mit der US-Militäry Police (MP) zusammen arbeiten. In Bayern z.B. in München (Oktoberfest!), in Nürnberg-Fürth, in Würzburg (Kiliani-Fest) oder auf den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr oder Hohenfels. Ein absoluter Schwerpunkt war auch die Zusammenarbeit beim Verkehrsleitnetz Aufmarsch.


    Das (bayerische) Feldjägerbataillon 760 hatte deswegen seit den 1970er Jahren eine offizielle Patenschaft mit dem 793rd US-Military Police Battalion mit dem Bataillonsstab in Fürth. Unsere Einsatzkompanie in Veitshöchheim (6./760) hatten außerdem noch eine Patenschaft mit der Divisions-MP-Kompanie (3rd MP-Company) der in Würzburg liegenden 3rd US Infantry Division. Es wurden regelmäßig Soldaten ausgetauscht und machten Dienst bei der jeweils anderen Nation.


    Die Würzburger Militärpolizisten wurden dann auch zum Weinfest der deutschen Feldjägerkompanie eingeladen, schließlich hatte der deutsche Kompaniechef (besser gesagt seine Frau) eigene Weinberge in Sommerach am Main. Was wir nicht bedacht hatten, war, das die Amis mit deutschen Wein wenig und mit dem sehr guten, aber doch meist etwas herb ausgebauten Frankenwein schon gar nichts anfangen konnten. Nach dem ersten Schluck aus dem Weinglas verlangten sie sofort nach Zucker zum Nachsüßen und versenkten zahlreiche Zuckerwürfel in den Gläsern. Außerdem war ihnen der Wein, der die richtige Trinktemperatur für einen Weißwein hatte, nicht kalt genug. Also wurden massenhaft Eiswürfel in den guten Tropfen gekippt. Eine Verschwendung des guten Weins ohnegleichen.



    Und noch eine Geschicht aus grauer Vorzeit - vor über 40 Jahren.

    Heeresübung „Scharfe Klinge 1981“ oder US-Truppen und die Tücken bayerischer Bauernhöfe.


    Beim Aufmarsch zu diesem Herbstmanöver in Bayern wurde eine Lage eingespielt, dass wegen des angenommenen Ausfalls der Donaubrücken im Raum Ingolstadt die Züge vorzeitig angehalten wurden, die Truppen in vorher nicht geplanten Bahnhöfen entladen mussten (auch unter Nutzung von zerlegbaren Kopframpen), dann über Kriegsbrücken die Donau überquerten und in erst noch zu erkundende Verfügungsräume unterziehen mussten.


    Ich habe das Geschehen als Fähnrich in der damaligen 3./FJgBtl 760 bei der Verkehrsleitstelle 300 in Ingolstadt und bei der Verkehrsregelung nach dem Anhalten der Transportzüge miterlebt


    Für ein Highlight sorgten dabei die US-Truppen.

    Die an der Übung teilnehmende US-Brigade war ein Reforger-Verband, der auch vor der Donau entladen musste und für die Nacht erst einmal in den Dörfern verschwand. Dabei zog ein M 60-Kampfpanzer in einem Bauernhof unter. Im Morgengrauen entdeckte der Bauer, dass der Panzer auf der recht dünnen Betondecke der Jauchegrube stand, er machte dies mit Händen und Füßen der Panzerbesatzung klar. Der Motor des Panzers wurde ange­schmissen, der M 60 ruckte kurz an und das war für die Betondecke zu viel. Sie brach, der Panzer sackte bis zur Unterkante Turm ein, der Fahrer stellte einen neuen Geschwindigkeitsrekord beim Ausbooten aus der Fahrerluke angesichts der hereinflutenden Gülle auf, ein infernalischer Gestank verbreitete sich über dem Dorf.


    Der an der „Unfallstelle“ eintreffende Feldjäger-Feldwebel unserer Nürnberger Kompanie (2,/FJgBtl 760) setzte die Unfallmeldung über Funk im breitesten Nürnberger Dialekt etwa wie folgt ab: „Dou is a Ami-Panzer in a Odel-Groum aibrocha!“


    Die Bergung war auch eine größere Aktion. Der M 60 steckte nahezu passgenau in der Grube, wie der Sektkorken in der Flasche, der Kampfpanzer musste deshalb von zwei Bergepanzern M 88 mehr oder weniger senkrecht nach oben aus der Grube gehievt werden. Das An­schlagen der Seile am Panzer war eine absolut ekelerregende Angelegenheit und wurde von Pioniertauchern gemacht, die anschließend erstmal längere Zeit abgespritzt werden mussten. Auch der Panzer musste dann gründlich „dekontaminiert“ werden, wobei ich nicht weiß, welche Dekontaminationslösung man hier angewandt hat, ob B 7 oder C 8. So kam auch die ABC-Abwehr zu einem ungeplanten Einsatz.

    seit den 60ern????

    Also ich(81-93) kenn nur die dünnen ABC Handschuhe. Irgendwann Mitte der 80er bekamen wir gefütterte Einsätze von der StOV aus Parka Fell geschneiderte. die waren aber etwas überdimensioniert und unbeweglich. Warm haben sie aber schon gehalten. Aber zur Verwendung als Schießhandschuh ungeeignet. Meine Einschätzung. Aber der gute Wille zählt.


    Also - ich kenne diese Handschuhe seit 1981. Sie wurden damals in Sonthofen an der Feldjägerschule und der ABC-ABwehrschule ausgegeben. Das mag damit zusammenhängen, ob ein Standort als "Gebirgsstandort" betrachtet wurde.
    Aber auch diese Handschuhe waren nach meiner Erfahrung für das Schießen nicht so besonders geeignet. Es war schwierig, den Zeigefinger mit Handschuh in den Abzugsbügel einzufädeln, bei der Pistole nahe zu unmöglich. Druckpunkt suchen konnte man auch vergessen.

    Vorkommnisse in Zusammenhang mit Alkohol kamen bei Feldjägereinsätzen nicht ganz selten vor. Als Beispiel drei solcher Ereignisse, die ich innerhalb einer Woche auf dem Truppenübungsplatz Bergen zu bearbeiten hatte.


    Mitte der 1980er Jahre. Wir waren für einige Wochen als Feldjägerkommando von Veitshöchheim aus auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne eingesetzt, weil dort die Masse der 12. Panzerdivision übte, deren fest zugeteilte Feldjägerkompanie wir waren.


    1. Eines Morgens gegen 07:00 Uhr führten wir Geschwindigkeitskontrolle an der Platzrandstraße durch, an einer sehr unfallträchtigen Stelle, bei der die Geschwindigkeit aus guten Gründen auf 30 km/h begrenzt war. Dabei wurde ein VW-Bus wegen weit überhöhter Geschwindigkeit angehalten. Beifahrer und damit militärischer Fahrzeugführer war der Kompaniefeldwebel einer Panzereinheit. Als ich ihn aufforderte, mir seinen Truppenausweis zu zeigen, hob er seinen vor ihm auf den Fahrzeugboden liegenden Feldparka an, um daraus den Ausweis zu entnehmen. Dabei fiel eine darunter verborgene, geöffnete Bierbüchse um, die sich dann mit wilder Schaumentwicklung in das Fahrzeug ergoss. Ich habe den Herrn Hauptfeldwebel dann aus dem Fahrzeug gebeten und habe die weiteren Verhandlungen mit ihm abseits seiner im Fahrzeug sitzenden Untergebenen geführt. Der anschließend durchgeführte Alco-Test zeigte an, dass er Alkohol in doch erheblichem Umfang getrunken hatte. Aufgrund der dann notwendigen Feldjägermeldung war er bereits am Mittag nach Entscheidung des Brigadekommandeurs von seiner Verwendung als Kompaniefeldwebel abgelöst.


    2. Am Samstag derselben Woche rief mittags gegen 13:00 Uhr völlig aufgelöst die Polizeistation Bergen an. Bei ihnen auf der Wache wäre ein sinnlos betrunkener Soldat, der randalieren würde und kaum mehr zu bändigen wäre. Wir sollten ihn doch bitte schön abholen.

    Nach Eintreffen bei der Polizei ergab sich folgende Szene: In der Arrestzelle hielten mehrere Polizeibeamte einen wild um sich schlagenden Soldaten auf der Pritsche fest, überall gab es Blutspuren.

    Der Soldat war gegen 12:00 Uhr völlig besoffen auf eine Straßenkreuzung in Bergen getorkelt und hatte dort versucht, den Verkehr zu regeln. Die erste anrückende Polizeistreife hatte er erst einmal mit wuchtigen Faustschlägen empfangen. Daraufhin trafen weitere Streifen ein, er wurde schließlich mit vereinten Kräften in einen VW-Bus verfrachtet. Dort lag er mit auf den Rücken gefesselten Händen auf der Mittelbank. Als man die Schiebetüre schließen wollte, trat er zu und trat die Türe aus den Lagern, so dass man mit offener Türe und dem weiter tobenden Soldaten zur Polizeiwache fahren musste. Dort schaffte er es, die Handschließen aufzudrücken, die anscheinend nicht völlig verriegelt hatten, wobei sich allerdings die Metallbügel tief in die Handgelenke einschnitten. Daher auch das Blutbad in der Zelle.

    Wir haben ihn dann mit vereinten Kräften mit Klebeband gefesselt, da es keine andere Möglichkeit mehr gab, ihn zu bändigen. Der inzwischen mit einem Sankra angerückte Bundeswehrarzt, ein junger unerfahrener Stabsarzt, versuchte ihn durch Einspritzen von Beruhigungsmitteln ruhigzustellen, diese Medikamente bewirkten aber gar nichts. Wir haben ihn schließlich auf der Pritsche im Sanitätsfahrzeug fixiert und sind Richtung Lagerlazarett gefahren. Auf dem Weg dorthin ist er wegen seiner Alkoholvergiftung zweimal kollabiert und konnte vom Sanitätspersonal mit Müh und Not wiederbelebt werden. Im Lazarett erfolgte sofortiges Magenauspumpen usw. Aufgewacht ist er wieder am Dienstag der Folgewoche. Er sah aus wie ein Zombie aus einem Horrorfilm – überall blaue Flecke und Blutergüsse, weil natürlich die Polizei auch kräftig Schlagstöcke eingesetzt hatte, dazu massive Verletzungen an den Handgelenken. Außerdem hatte er einen „Filmriß“ – von Samstagmittag bis Dienstagmorgen.

    Bei der Vernehmung stellte sich heraus, dass er am Samstagmorgen große Mengen Rum mehr oder weniger auf Ex getrunken hatte, weil er erfahren hatte, dass ihn seine Freundin verlassen hatte.


    3. Der dritte Alkohol-Fall bei diesem Einsatz in Bergen betraf zivile Arbeitnehmer der Bundeswehr. Wir waren eines Tages gegen 09:30 in der Lagerkantine, um nach einem Nachteinsatz kurz einen Kaffee zu trinken. Vor der Kantine standen drei Fahrzeuge der Standortverwaltung / Geländebetreuungsstelle, die dazugehörigen Kraftfahrer saßen ebenfalls in der Kantine. Jeder hatte vor sich ein bereits geleertes Gedeck „Lütt und Lütt“, wie es eben im Norden üblich ist, kleines Bier und Korn. Alle drei Fahrer bestellten sich soeben das zweite Mal diese Getränkekombination und setzten eben zum Trinken an. Als wir sie dann auf das Alkoholverbot für Kraftfahrer der Bundeswehr ansprachen, waren sie sehr erstaunt und meinten, das würde man hier nicht so eng sehen, das wäre ihre normale Frühstückration. Sie waren sehr verwundert, dass gerade aus Bayern stammende Feldjäger dafür kein Verständnis hatten. Wir haben ihnen dann die Schlüssel der Fahrzeuge und die Bundeswehrführerscheine weggenommen und alles dem Leiter der Standortverwaltung übergeben. Er war not amused, dass zumindest für diesen Tag seine Fahrbereitschaft stillgelegt war und er dann wegen der zwangsläufig folgenden Meldungen disziplinar bzw. arbeitsrechtlich tätig werden musste.

    Da habt ihr aber Schwein gehabt, dass der Sekundenkleber noch nicht so verbreitet war...

    Auf die Idee mit Festkleben kam damals noch keiner.
    Am Nachmittag dieser Veranstaltung, bei der dynamischen Waffenschau, kam irgend ein "Friedensbewegter" auf die Idee, sich an einen mit laufenden Motor gerade auf seinen Einsatz wartenden Schützenpanzer Marder anzuketten. Ihm wurde vom Kommandanten des Fahrzeugs dann binnen weniger Sekunden bewiesen, dass die Bundeswehr sehr gute Bolzenschneider hatte. Anschließend gingen die Zuschauer mit "einfacher körperlicher Gewalt" auf ihn los, bis er schließlich von einer Polizeistreife gerettet werden konnte. Die Polizisten haben sich aber nicht besonders beeilt.

    In Bayern war damals - 1983 - die Welt noch weitgehend in Ordnung. Wenn irgendwo in einer kleinen Stadt als Patengemeinde einer Bundeswehreinheit ein feierliches Gelöbnis war, wurde eigentlich nur pro forma eine Feldjägerstreife und eine Polizeistreife hingeschickt. Die Sicherheit vor Ort hätten die Freiwillige Feuerwehr, der Reservistenverband und der Soldaten- und Kriegerbund / Veteranenverein gewährleistet. Wenn wirklich mal ein paar versprengte Demonstranten auftauchten, so mussten immer die Demonstranten vor dem Volkszorn geschützt werden.

    München war etwas problematischer, aber durch die problemlose Zusammenarbeit mit der bayerischen Polizei gab es auch in München keine wirklichen Schwierigkeiten.

    Hessen war da aufgrund seiner damaligen politischen Ausrichtung unangenehmer. Als ich ab 1986 in Veitshöchheim war, waren wir auch für den Truppenübungsplatz Wildflecken zuständig. Der Nordteil des Platz lag in Hessen, auf der Zufahrt von Gersfeld her (B 279 und Verladebahnhof Gersfeld) gab es immer wieder Sitzblockaden. Die hessische Polizei war immer sehr unwillig, hier tätig zu werden, bewährt hatte es sich dann, die amerikanische MP einzuschalten, weil der Platz ja unter amerikanischer Verwaltung stand und die Amis jede Blockade - auch wenn sie keine amerikanischen Einheiten betraf- als Eingriff in ihre Rechte sahen.

    Angewandte Psychologie im Feldjägerdienst.


    Hat zwar jetzt nichts mit Fahrzeugen zu tun, zeigt aber, auf was man sich als Feldjäger so einstellen musste.


    Zur Situation: Sommer 1983, es wurde heiß über den NATO-Doppelbeschluss (Nachrüstung mit Pershing II usw. als Antwort auf die sowjetischen SS-20) diskutiert, es gab bei jeder sich bietenden Gelegenheit Aktionen friedensbewegter Menschen gegen NATO und Bundeswehr und deswegen ständig größere Feldjägereinsätze zur Absicherung von Veranstaltungen der Bundeswehr.


    Die Garnison München, damals eine der größten Deutschlands, führte in der Fürst-Wrede-Kaserne und dem angrenzenden Standortübungsplatz einen Tag der offenen Tür mit dynamischer Waffenschau unter dem Motto „Tag der Münchner Bataillone“ durch. Die 3./FJgBtl 760, Teile der 1. und 7./FJgBtl 760 hatten die Veranstaltung abzusichern.


    Am Mittag hatten sich etwa 50 Demonstranten vor dem aufgebauten Hauptverbandplatz des Sanitätslehrbataillons 851 zu einem „Die-In“ versammelt. Sie legten sich vor den Lazarettzelten hin, markierten Tote und eine junge Frau begann einen Text zu verlesen. Vor Ort waren in diesem Moment nur vier Feldjäger: Der KpChef unserer 3. Kompanie (Major), meine Wenigkeit (damals Leutnant und S 2-Offizier FJgBtl 760) und 2 Unteroffiziere, ein ausgesprochen schlechtes Kräfteverhältnis, um 50 Demonstranten zu entfernen.


    Da hatte der Chef unserer 3. Kompanie den Einfall seines Lebens. Er begann begeistert zu klatschen und „Bravo“ zu rufen, wir schlossen uns dem an und von dem verlesenen Text war nichts mehr zu hören. Die junge Dame, die wir auf dem beigefügten Foto inmitten der Demonstranten stehen sehen, hatte aber auch eine etwas schwache, piepsige Stimme und konnte sich gegen vier befehlsgewohnte geschulte Kommandostimmen nicht durchsetzen. Sie gab sehr schnell verzweifelt auf, nach wenigen Minuten zogen sich die liegenden Demonstranten frustriert zurück, da inzwischen auch alle umstehenden Zuschauer in den Applaus eingefallen waren.


    Fazit: Innerhalb kürzester Zeit eine Demonstration ohne jede Eskalation aufgelöst.

    Hätte natürlich auch schief gehen können.


    Artikel dazu aus der Süddeutschen Zeitung vom 13.06.1983 anbei.

    Da fällt mir auch noch eine Geschichte ein.

    1982 – Herbstmanöver „Leuchtendes Morgenrot“ der 1. Gebirgsdivision mit unterstellter Heimatschutzbrigade 56 in Niederbayern. Bei Übungsende sammelten wir als Feldjäger die Kettenfahrzeuge ein und begleiteten sie zum Bahnhof Neumarkt-St.Veit (zwischen Mühldorf und Landshut) zum Verladen. Einer der letzten Transporte war das Panzerartilleriebataillon 565, danach kamen nur noch die Kettenteile der Panzerpionierkompanie 560. Verladen der Haubitzen usw. klappte problemlos, als letztes Fahrzeug des Bataillons sollte der Bergepanzer M 88 mit einem ausgefallenen M 113 im Schlepp verladen werden und zwar über die Seitenrampe.


    Der M 88 war sichtlich angeschlagen, der Motor lief nur noch auf acht seiner zwölf Zylinder, aus dem Auspuff schossen immer wieder längere Flammen von den Fehlzündungen. Und wie es der Teufel so will, der M 88 hatte gerade noch den M 113 auf den Waggon bugsiert, stand selbst schräg auf dem Waggon, als der Motor endgültig seinen Geist aufgab und nicht mehr zum Leben zu erwecken war.

    Jetzt war guter Rat teuer. Es gab kein geeignetes Bergefahrzeug mehr vor Ort und der M 88 blockierte durch sein Schrägstehen sowohl den Transportzug des Artilleriebataillons und – da er in den Lichtraum des Nachbargleises ragte – auch den übrigen Bahnverkehr. Also erst mal Information der Bahn wegen Sperrung des Gleises, der Fahrdienstleiter hat dann den Durchgangsverkehr über Rangiergleise vorbeigeleitet.


    Dann ist mir eingefallen, dass in einem Verfügungsraum in einem Wäldchen etwa 2 km vom Bahnhof weg noch die Brückenleger der PzPiKp auf das Verladen warten. Die Brücken waren bereits abgelegt, weil die M 48 AVLB mit Brücke nicht dem Lichtraumprofil auf dieser Eisenbahnstrecke entsprochen hätten. Ich bin in den Wald gefahren, dort zum Zugführer des Brückenzuges gepilgert und habe gefragt, ob er sich zutraut, mit seinem Brückenleger den M 88 irgendwie von dem verdammten Waggon herunterzukriegen. Der Zugführer war ein uralter Oberstabsfeldwebel, der das als sportliche Herausforderung nahm und uns mit einem seiner Panzer in aberwitzigem Tempo zum Bahnhof folgte. Dort sah er sich die Bescherung an, hat dann erst mal seinen Hauptgefreiten aus dem Fahrersitz gescheucht und ist selbst gefahren. Nach einer guten halben Stunde wilden Rangierens hatte er den M 88 von dem Waggon gezerrt und der Zug konnte abfahren. Erschwert wurde das Manöver noch dadurch, dass bei den Versuchen, den M 88 vom Wagen zu ziehen, immer die Gefahr bestand, dass der Waggon trotz angezogener Bremsen aus dem Gleis kippt. Wir mussten daher mit Kanthölzern den Waggon gegen die Wand der Seitenrampe abstützen. Ich gebe zu, die Rampe sah hinterher nicht mehr so ganz taufrisch aus.


    Die Geräuschkulisse, wenn ein M 48 Brückenleger eine halbe Stunde auf engstem Raum rangiert, kann man sich vorstellen. Wir hatten sozusagen einen vollen Publikumserfolg, die ganze Einwohnerschaft des Bahnhofsviertels hatte sich versammelt, um diesem Schauspiel zuzusehen.

    Der Hotchi mit 20 mm sieht mir auch nach PzAufkl aus, da die Besatzung das alte Wolltuchbarett trägt.

    Der SPz (kurz) lief aber auch in recht großer Stückzahl bei der Infanterie in den schweren (5.) Kompanien.


    A) während der Heeresstruktur 2 als 20 mm-Träger bei den Panzergrenadierbataillonen (mot) und den Panzergrenadierbataillonen (MTW)


    B) in der Heeresstruktur 3 von 1970 bis 1975 ebenfalls als 20 mm-Träger bei den Jägerbataillonen der beiden Jägerdivisionen (2. und 4. Jägerdivision).


    Siehe beigefügte Gliederungsbilder.


       

    Aber wenn man Angelegenheiten der persönlichen Ausstattung und der Anzugordnung nicht bearbeitet, obwohl ein gewisser Bedarf erkannt wird,

    Es hat keiner was dagegen, wenn wirklich notwendige neue Ausrüstungsgegenstände entwickelt und eingeführt werden. Ein neues Barett gehört sicher nicht dazu und ist reine Dekoration, ist Augenwischerei, die von wichtigeren Sachen ablenkt und auf jeden Fall im Ministerium und in vielen anderen Stellen Arbeitskräfte und Arbeitszeit bindet.

    Man kann allerdings darüber streiten, ob ein Spezialradiergummi für Zeichentusche in einer Kartentasche viel Sinn macht. Beim Gebrauch der Kartentasche wird eher mit (weichem) Bleistift (2 B bis 6 B) für Skizzen gearbeitet, dafür gibt es eindeutig besser geeignete Radiergummis, auch für Transparentpapier.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein taktischer Führer in seiner Kartentasche einen Tuschefüller / Rapidograph mit sich führt, der dürfte dort nicht lange überlebt haben.

    Dieser Tuscheradierer macht eher Sinn in der „Arbeitsausstattung Zeichner taktisch“, VersNr. 6675-12-149-7365.

    Der im Anlagenblatt zur Leder-Kartentasche unter Pos. 6 erwähnte "Radiergummi Schreibstiftgummi mit abgeschrägten Ecken" entsprach eher den bekannten rot-blauen oder rein roten Radiergummis.

    Anlagenblatt Kartentasche.pdf