Prolog:
Im Jahre 1987: Etwas ‚geerdet‘ (ich will nicht sagen desillusioniert – obwohl ? Im positiven Sinne des Wortes schon) sitze ich und mein Kumpel Albu bei Sahara-Willy im Wohnzimmer. Mit dem frisch erworbenen Borgward nach Marokko fahren ? Was da alles schief gehen kann und wie wenig Ahnung wir vom Land und vom Auto haben ? – Da hat er wohl Recht, der gute Mann.
Also Plan B: Ein Interrail-Ticket (galt damals auch in Marokko und die Fähren waren auch mit drin)
Einige Wochen später betreten wir, nach 2 Schlafwagennächten, erstmals afrikanischen Boden. Natürlich fallen wir sofort auf die Schlepper in Tanger rein, landen in einer schlechten, aber teuren Unterkunft und lassen uns eine Stadtführung und allerlei Plunder andrehen.
Über Taza, Fes mit dem Bus nach Marrakesch. Von dort eine Bergtour auf den Djebel Toubkal. Danach über Safi, Rabat wieder nach Tanger and back to Europe.
Viel gelernt in den 3,5 Wochen.
1989 nagelt im Borgward ein Dieselmotor, ich meine das Auto schon ganz gut zu kennen und das Land sowieso. Also was hindert uns daran? Nach 1 Woche (unter konsequenter Meidung französischer und spanischer Autobahnen) kommen wir in Algeciras an. Wir setzen nach Ceuta über und fahren den Bogen über Meknes, Rabat, Safi, Marrakesch, Ouarzazate, Gorge du Dades (naja, so halb), Errachidia, Fes, Taza nach Melilla. Dort hängen wir in der Rückreisewelle der algerischen Gastarbeiter fest (der Schwarzmarkt bringt uns aber am nächsten Abend nach Europa)
Viel gelernt in den 4 Wochen.
Sprung ins Jahr 2011 !
Meine Frau und ich ahnen, dass unsere Söhne nicht mehr für alle Ewigkeiten zum alljährlichen Familienurlaub Hurra schreien werden. Bevor sie urlaubstechnisch flügge werden, muss noch mal ein ganz großes Ding gemeinsam gedreht werden. Eine Abendteuer-Tour durch Marokko. 2012 klappt leider nicht, da Schulferien NRW und Ramadan genau aufeinander fallen, aber 2013 passt alles.
Kurz vorher noch die Frage, mit welchem Auto wir fahren – Caddy oder Borgward ? Günstige Flugangebote geben den Ausschlag für die Borgward-Variante.
Und so starten wir die große Borgward-Marokko-Revival-Tour 2013.
Oder besser gesagt, ich startete. Freitagmorgen über Luxemburg nach Frankreich (diesmal auf Autobahnen – gebührenpflichtig aber schnell). Dann die Variante DURCH Lion (da wo man durchs ‚Parkhaus‘ fährt). Am Abend Rast auf einem der komfortablen französischen Rastplätzen. Am nächsten Morgen ist sie da – die französische Ferienreisewelle ist über mich hereingebrochen, an diesem Tag komme ich nur noch bis kurz hinter Barcelona, am nächsten Tag dann bis Granada. Am 4. Tag dann mittags in Algeciras warten auf die Fähre (ich bin wohl der einzige Europäer an Bord – wo sind all die Globetrotter von damals?)
Einreise in Marokko ist ganz easy (keiner will die grüne Versicherungskarte sehen). Blöd nur, dass ich von dem neuen Hafen Tanger-Med die Autobahn nach Tanger wähle, an deren Zahlstelle man nicht mit € oder Karte zahlen kann. Ein netter Marokkaner hilft mir mit Dirham aus der Bedrängnis. In Tanger quartiere ich mich in dem Hotel ein, das wir für die nächste Nacht für die ganze Familie gebucht haben. Da die Family erst am nächsten Abend in Tanger landet, beschließe ich am Vormittag den sabbernden Ölfilter neu einzudichten. Die gegenüberliegende Tankstelle bietet sich an.
Hier muss ich nun zu einem kleinen Exkurs ausholen:
Damals wurde für den Dieselumbau vielfach auf die Materialien zurückgegriffen, die sich in der ‚Bastelkiste‘ fanden. Heute – um Jahre um ingenieurtechnisches Wissen reicher – weiß ich, dass so manche Lösung einfach nur Murks ist und mal richtig gemacht gehört.
Einige von euch wissen, dass ich Christ bin. Und das bringt dann schon mal Abgrenzungsfragen zwischen dem naturwissenschaftlichem Ratio und der spirituellen Komponente. Aber das kriegen wir beide (der Liebe Gott und ich) dann doch meistens einvernehmlich geregelt. Also, obwohl ich wusste, dass der Flansch konstruktiv gar nicht vernünftig dicht zu kriegen ist, hat es dem Herrn da oben gefallen, ihn für die nächste Zeit erst mal dicht zu lassen.
Anschließend gibt’s noch ‚ne Ganzkörperreinigung für Auto und Fahrer.
Abends kommt dann die Family am Flughafen wohlbehalten an und der Abend kann mit marokkanischer Küche gefeiert werden.
Am nächsten Vormittag eine Stadtbesichtigung von Tanger.
In Tanger ist es ruhig geworden, kaum noch jemand nimmt Notiz von Touristen (sind auch selten geworden), angequatscht wird man gar nicht mehr. Ein Einheimischer meint, der neue Hafen hätte halt viel Publikum aus Tanger abgezogen.
Im ‚alten‘ Stadthafen fahren nur noch die Fähren nach Tarifa, der Frachthafen wird gerade zum Yachthafen umgebaut, da wo früher der Bahnhof war erstrecken sich nun nette Strandpromenaden.
Grand Socco, 1987, 2013
Hafen, 1987, 2013
Der Nachmittag bringt uns erst auf Landstraßen, dann auf marokkanischer Autobahn nach Rabat.
Rabat Kasbah, 1987, 2013
Zwei Tage später dann, über Casablanca nach Marrakesch.
In Marrakesch ist dann schon eher ‚Marokko‘. Heiß und unbeschreiblich chaotisch.
Der Straßenverkehr gleicht einem Ameisenhaufen – nur gut, dass man eine große Ameise hat.
Neben Autos, Taxis (bewusst getrennt genannt), Eselskarren, Mofas und Lastendreiräder Unmengen Fußgänger und (Achtung, Neu! – gab’s damals noch nicht) Radfahrer.
Und falls sich jemand fragt, wo all die W123er Mercedese sind, die es hier mal gab – hier sind sie !
Der Jemaa el Fna ist der zentrale Platz, mit dem einzigen Unterschied, dass man früher da noch parken durfte.
1989, 2013
...geht gleich weiter...