Hallo beisammen,
ich hätte da einmal eine Frage an die Fachleute :
Ist es möglich, dass der Anhänger mit kleineren Rädern, als vom Hersteller geplant, "überbremst" ?
Der Hersteller hat ja irgendwann einmal festgelegt, dass bei einem Bremstrommeldurchmesser X, einer Belagbreite Y, einem Reibwert Z usw., usw., der Raddurchmesser bzw. der Abrollumfang ein gewisses Maß nicht überschreiten darf, da sonst nicht mehr genügend Bremsleistung entwickelt werden kann. Hier spielt die Länge des Hebels eine Rolle (so habe ich es zumindest einmal in der Schule im Fach Mechanik gelernt).
Die Länge des Hebels, ist gleich der Radius des Komplettrades (also von Nabenmitte bis zur Außenkante der Lauffläche gerechnet).
Je länger dieser Hebel, umso mehr Bremskraft muss diesem entgegengesetzt werden, um den Anhänger zu verzögern.
Ich verlängere den Hebel, indem ich ein Rad mit größerem Durchmesser, bzw. größerem Abrollumfang montiere (der Radius ist logischerweise der halbe Raddurchmesser).
Übertreibe ich es und montiere ich ein viel zu großes Rad, reichen irgendwann die Bremskräfte nicht mehr aus, um den Anhänger ordentlich zu verzögern. Um zu ermitteln, wie weit ich das Spielchen treiben kann, gibt es den Prüfingenieur (vom TÜV, DEKRA usw.) der das berechnen können sollte.
Soweit, so gut.
Wie schaut es beim umgekehrten Fall aus ?
Sprich, ich mache das Rad beliebig klein. Der Radius UNTERSCHREITET somit das vom Hersteller berechnete Maß erheblich.
In der Praxis müsste es dann theoretisch wie folgt sein :
Das Zugfahrzeug verzögert, die Auflaufeinrichtung verrichtet ihren Dienst und veranlasst, dass sich die Bremsbeläge gegen die Bremstrommel pressen. Die Höhe der Bremswirkung hat der Hersteller ja an das große Rad angepasst. Diese Bremswirkung verändert (verringert) sich ja auch nicht, wenn ich kleinere Räder montiere.
Übertreibe ich es durch die Montage viel zu kleinere Räder, müsste ich irgendwann an den Punkt kommen, dass die Räder sofort blockieren, selbst wenn ich mit dem Zugfahrzeug nur sanft bremse. Oder hinkt hier meine Theorie ?
Zum Hintergrund :
Ich habe ein auflaufgebremstes Kompressor-Fahrgestell mit einer höhenverstellbaren Deichsel (inkl. Wechselsystem von PKW-Kugelkopf auf 40er LKW-Ringöse).
Ursprünglich waren einmal Reifen der Dimension 185 SR 14 auf Mercedes "Strich 8" Fünflochfelgen montiert.
Um im Boden der Ladefläche keine störenden Radkästen zu haben, hat der Vorbesitzer zwar die gleichen Felgen genutzt, aber Niederquerschnittreifen vom Golf II mit der Dimension 185/65 R14 montiert. Als ich das unterste Foto von den beiden verschieden großen Reifen im Beitrag #1 sah, musste ich an mein Kompressor-Fahrgestell mit der höhenverstellbaren Deichsel denken.
Die Sache wurde übrigens anstandslos von Prüfingenieur abgenommen. Ich hoffe, dass das kein Gefälligkeitsgutachten war...
Ich habe noch einige 13"-Felgen von der Mercedes Heckflosse (W110). Selbst die würden noch locker über die Bremstrommeln passen, so dass ich NOCH kleinere Reifen montieren könnte. Ich will es aber auch nicht übertreiben.
Auf diese 13"-Felgen könnte ich aber auch Reifen der Dimension 175/70 R13 montieren. Die haben den gleichen Abrollumfang, wie die 185/65 R14, sind aber billiger in der Beschaffung...
Zur Frage, was ist besser ? Möglichst große, oder möglichst kleine Räder / Reifen zu montieren ?
Beides hat m.E. seine Vor- und Nachteile.
Don Lorenzo hat es ja schon geschrieben :
"...aus Verschleißgründen immer Räder mit größtmöglichem Durcmesser wählen soweit möglich. Größerer Durchmesser = größerer Abrollumfang = geringere Drehzahl des Reifens bei gleicher Geschwindigkeit. ..."
Praktischer Nebeneffekt : Das Radlager hat dann auch eine geringere Drehzahl, also weniger Verschleiß.
Zudem ist dann die Bodenfreiheit des Anhängers um einiges größer. Das ist interessant, wenn man sich fernab der Straße bewegt.
Bei kleineren Reifen ist die geringe Höhe der Ladekante evtl. ein Vorteil beim Beladen.
Auch der niedrigere Schwerpunkt kann ggf. entscheidend sein, wenn man mit schwerer Ladung hoch hinaus möchte.
Sehr kleine Räder lassen zu, dass man die Ladefläche über die Räder baut und die Ladefläche trotzdem keine lästigen Buckel für die Radkästen hat.
Die Nachteile liegen (wie oben beschrieben) aber auch auf der Hand :
Halber Abrollumfang bedeutet, dass der entsprechende Punk der Lauffläche (bei gleicher Geschwindigkeit) sich doppelt so oft am Asphalt der Fahrbahn reibt. Auch das Radlager hat sicherlich einen höheren Verschleiß.
Mich persönlich würde am meisten stören, dass der Anhänger dann erheblich weniger Bodenfreiheit hat.
M.E. gibt es kein richtig und kein falsch. Man muss halt schauen, was man mit dem Anhänger machen will.
Was meint Ihr ?
VG
Eddi