... 26 Jahre nach Außerdienststellung.
I ch freue mich, hier
mitteilen zu können, dass das Krad nach gut einem Jahr und akribischer
Teilesuche – und pünktlich zur Schlechtwetterzeit – die TÜV - Hürden mängelfrei
überwunden hat und von nun an Bestandteil meines Fuhrparks ist.
Zur Vorgeschichte: nach einer schweren Erkrankung im letzten
Jahr hatte ich mir überlegt, ein Krad für die Pendelei zur Arbeit zu kaufen –
meinem alten Mädchen, einer BW125 V1, wollte ich das nicht mehr zumuten. Bei
einem Oldtimer-Händler in HH bin ich schließlich fündig geworden, der eine BMW
R45 des Bundesgrenzschutzes angeboten hat. Das Krad wurde 1993 Außerdienst
gestellt und landete mit anderen Behörden-Krädern in einer Garage, ohne jemals
wieder zugelassen zu werden. Aufgrund der vielen Fehlteile (Spiegel,
Seitenteile, komplette Funkausstattung,…) erschien mir der ausgerufene Einstandspreis
von 3.500,- jedoch erheblich zu hoch.
Eine Anfrage bei unserem „Navigator“ Til ergab, dass
seinerzeit weniger als dreißig Maschinen an den BGS gegangen sind. Mit dieser
sind noch vier bekannt, eine davon steht im Museum der Bundespolizei in Lübeck.
Die anderen drei sind jedoch ohne Funkausstattung, als Zweisitzer mit langer
Sitzbank und ohne Verkleidung zum Einsatz gekommen und wurden vornehmlich für
Fahrschulzwecke eingesetzt. Ein Fahrlehrer des BGS aus der Zeit bestätigte mir,
dass es seines Wissens keine R45 als FuKrad gegeben hätte und mutmaßte, dass es
sich dabei um einen "Versuch" gehandelt haben könnte.
Wie dem auch sei, als der Händler mit dem Preis auf ein
erträgliches Maß heruntergegangen ist, habe ich das Krad umgehend besichtigt
und erworben.
Die erste Bestandsaufnahme ergab:
- Tank mehrfach durchgerostet
- Auspuffanlage kurz vor dem Totalausfall
- Funkanlage nebst Anbauteilen nicht da
- Seitenteile fehlten
- Bereifung zwar optisch intakt, aber laut DOT Bj. 1990,
insofern nicht mehr nutzbar
- Leder-Packtaschen und Halter fehlen
- ….
Den Tank habe ich zwar wieder dichtlöten können, jedoch habe
ich die Rückstände aus 25 Jahren verdunstetem verbleiten Benzin, einer Art
Asphalt im Tank, nicht herausbekommen. Ersatztanks in „durchwachsenem“ Zustand
und teilweise mit Durchrostungen sind mir für 200,- bis 250,- Euro angeboten
worden, so dass ich mich entschieden habe, eine andere Maschine in der
Nachbarschaft zu kaufen und auszuschlachten. Das Ziel war, einigermaßen
kostenneutral meine Teile zu bekommen, wenn ich alles andere über Kleinanzeigen
verkaufe.
Resultat: ich habe einen neuwertigen Tank, neuwertige
Auspufftöpfe und einiges andere von der Maschine übernommen und noch Gewinn
gemacht, da ja momentan alles auf der sogenannten „Cafe-Racer-Welle“ schwimmt…
Bei der authentischen Rekonstruktion der Funk-Geschichte hat
mir der BOS-Analogfunk-Spezialist Klaus Paffenholz sehr weitergeholfen („beim
FuG 7b muss der Strahlen der Antenne auf 92cm eingekürzt werden, da das Gerät
keine Abstimm-Funktion hat. Vorne gehört eine Sechser-Brechkupplung von
Breidenbach rein,…“). Wer sich für Behörden-Funk interessiert: www.klaus-paffenholz.de.
Der Lack (in zeitlosem RAL 6012) kam – natürlich und in
gewohnt guter Qualität – vom JayDee. Klasse zu verarbeiten und im Preis-Leistungsverhältnis
schwer zu toppen. Weiter so!
Danke an dieser Stelle noch einmal an Til für die
Informationen und die Fotos. Die Packtaschen habe ich von Andreas hier aus dem
Forum erwerben können (danke Dir auch noch einmal dafür), da die für dieses
Krad nicht mehr neu zu bekommen sind; die Halter dazu gab es aber noch neu von BMW-Classics.
Das Funkgerät stammt von Olaf, ebenfalls hier aus dem MMF. Kleineres Behördenfunk-Zubehör
konnte ich zu einem fairen Preis bei den Neumann-Werken in HH kaufen.
Der Funklautsprecher am Lenker ist mir zufällig auf
Kleinanzeigen begegnet, dazu noch als brandneue Depotware. Die originale
Lederkombi von HARRO habe ich aus Bayern bekommen. Der FuG-Koffer war der
größte Brocken, der zu bewältigen war; nach monatelangem Hin- und Her konnte
ich den von einem älteren Herrn aus dem Saarland erwerben – überteuert zwar,
aber ein Original.
Zum damaligen Einsatz konnte mir sie Zulassungsstelle des Bundesministeriums
des Innern bestätigen, dass BG11-738 seinerzeit dem Grenzschutzkommando Nord
zugeordnet wurde, was also auch perfekt in meine Gegend am Niederrhein passt.
Derzeit stehen noch Restarbeiten an, so sind u.a. die taktischen
Zeichen noch im Druck. Generell bin ich aber schon einmal ganz zufrieden mit
dem Ergebnis.
Weitere (und bessere) Bilder folgen…
Ein schönes Wochenende wünsche ich allen Forumskameraden –
Grüße vom Niederrhein,
Rainer