Feldfernsprecher Wehrmacht und BW kompatibel?

  • Ich hab jetzt den FF OB/ZB nochmal aufgemacht und mir den Schaltplan genauer angeschaut. Siehe da, wenn man die vorhandenen drei Kabel, von denen vorher zwei zusammengelötet waren, gerecht(nach Plan) auf die drei Anschlüsse des Mehrfachschalters am Induktor verteilt, dann geht auch die Prüftaste richtig!
    Nach meinem Verständnis dient die Prüftaste dazu, die Verbindung zum anderen FF zu prüfen, sprich ob die Leitung, die von meinem Gerät abgeht auch irgendwo angeschlossen ist.


    Was die Stromversorgung des Wehrmachts-FF angeht, da hab ich praktikablen Ersatz fürs Element d in einer ganz anderen Ecke meines Bastelzimmers gefunden! Aus meiner früheren Modellfliegerzeit fand sich da ein Graupner Glühkerzen-Akku zum Starten von Modellmotoren. 2 Volt 10 Ah, 53 x 53 x 96mm groß. Wenn man da wie im Original Pappe drum macht, kommt man gut auf die Originalmaße des Element d.

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Soo, endlich angemeldet, dann will ich mal aufklären:


    Es sind fast alle weltweit verwendeten OB-Feldfernsprecher der Jahre 1930-1990 kompatibel (es gibt natürlich Ausnahmen).
    Es muss nur das Sprachübertragungsverfahren übereinstimmen (bis auf sehr moderne Geräte wie z.B. das digitale AWITEL, das heutzutage im KatS teilweise anzutreffen ist, immer einfache, analoge NF-Sprachübertragung, Frequenzband mindestens 300-3400 Hz).
    Zum Ruf (also Anklingeln der Gegenseite) muss auch das Rufverfahren übereinstimmen. Hier haben die meisten Geräte des genannten Zeitraums einen Wechselstromruf 60 V/25 Hz (mit recht großen erlaubten Toleranzen). Grob gesagt trifft das bei allen Apparaten mit Kurbel(-induktor) zu.
    Es gab auch Geräte mit "Summerruf", diese wurden vor 1930 verwendet, in der Schweiz und manchen anderen Ländern auch noch länger.


    Wehrmachts-Feldfernsprecher (FF 33) und Bundeswehr-Feldfernsprecher (FF 54 OB/ZB) passen also problemlos zusammen, genauso russische (TA-57), ostdeutsche (FF53/FF53a/FF57/FF63/FF63M/FF63S), Tschechische (TP-25), amerikanische (EE-8/EE-8A/EE-8B/TA-43-PT/TA-312-PT), schweizerische (Armeetelephon Mod 1932, Armeetelephon Mod 1947) und und und. Nicht geeignet sind "sound-powered" Geräte, also Feldfernsprecher, die ohne Batterien auskommen. Diese sind verhältnismäßig selten anzutreffen (z.B. amerikanische TA-1/PT oder TP-3).


    Die verwendete Batteriespannung ist unerheblich, da diese nur intern das Mikrofon speist. Ich habe beispielhaft mal die Stromlaufpläne des FF33 (Wehrmacht) und FF 54 OB/ZB (Bundeswehr) beigefügt. Jeweils rot umrandet ist der Mikrofonkreis, in dem auch die Batterie liegt. Dieser ist unabhängig vom Rest der Schaltung und nur über den Übertrager gekoppelt (Ausnahme: FF 54 OB/ZB im ZB-Betrieb, aber hier geht es ja um den OB-Betrieb).



    Beim FF57/FF63/FF63M/FF63S der NVA beträgt die Batteriespannung 6,0 V bzw. 7,5 V - Dies liegt daran, dass diese einen internen Transistorverstärker haben, der diese höhere Spannung benötigt. Auf der Leitung sind sie dann aber doch kompatibel.
    Sehr modern für die damalige Zeit (1960er). Genaugenommen haben auch die FF 54 OB/ZB seit 1991 einen Transistorverstärker. Dieser
    sitzt in Sprechkapsel - Sofern die alte Kohlekapsel gehen eine Transistorkapsel (Typ AKG DKO 48 SK/Ts OB) ausgetauscht wurde (was aber lange nicht bei allen FF 54 OB/ZB gemacht wurde).

  • Ah, noch'n Fachmann den ich gleich was fragen kann. Ich hab mir folgende "Haustelefonanlage" zusammengebastelt: Im Wohnzimmer steht ein FF33 und in der Werkstatt ein FF 54. Die Leitung von Werkstatt zu Wohnung benutze ich einmal mit den beiden FF's im OB-Betrieb ( mit Kurbel) als Haustelefon. Wenn ich den FF33 abklemme und die Leitung ans Festnetz klemme, benutze ich den FF54 als Nebenstelle in der Werkstatt. Jetzt hab ich mir noch einen Wählscheiben-Aufsatz zugelegt, damit ich an der Nebenstelle nicht nur Gespräche annehmen kann, sondern auch anrufen. Soweit so gut, funktioniert alles prima.
    Meine Frage ist: Muß ich im OB-Betrieb die Wählscheibe wieder abklemmen, wenn ich den FF33 mittels Kurbel anklingeln will oder kann die dran bleiben? Ich hab das grade eben alles zusammen gebastelt, weiß jetzt aber nicht ob ich an der Kurbel drehen kann, ohne daß irgendwas in Rauch aufgeht...


    Die andere Frage ist: Wofür ist die sogenannte "Erdungstaste" an dem Wählscheiben-Aufsatz"?


    Ich hoffe, das kann jemand beantworten!

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Moin,


    den Feldfernsprecher oder Amtszusatz zum "Abrauchen" bringen ist gar nicht so leicht...
    Bestimmungsgemäß ist es zwar nicht, den Amtszusatz im OB-Betrieb dranzulassen, aber er schadet auch nicht.
    Es muss nur der Handapparat im Ruhezustand auf der Gabel liegen, sonst klingelt der Apparat nicht.
    Ich wäre aber vorsichtig: Wenn die Wohnzimmerseite mal versehentlicherweise noch am Festnetz hängt statt am OB33 kann das Drehen der Kurbel am FF 54 OB/ZB die vorhandene Anlage/Fritzbox etc oder Technik des Netzbetreibers beschädigen!


    Die Erdtaste brauchte man früher bei entsprechenden Nebenstellenanlagen für Funktionen wie Amtsholung, Rückfrage etc. Später wurde das dann mit Flashtasten ("R") erledigt, so dass die zusätzliche Leitung für die Erdtaste entfallen konnte.
    Heutige Anlagen kennen schon länger keine Erdtaste mehr, solange Du also nicht etwa eine sehr alte Haus-Nebenstellenanlage (etwa 1930er bis 1970er) hast, ist die Erdtaste einfach funktionslos.


    Gruß,
    der Fernmelder

  • Hallo Fernmelder,


    Danke für die schnelle Antwort!
    Am Festnetzanschluß hängt sonst nur ein normales Faxtelefon, weiter nichts. Ich werd aber trotzdem nicht versuchen, es mit der Kurbel zum Klingeln zu bringen... Da der Nebenstellenbetrieb ohnehin nur aktuell ist, wenn ich alleine zu Hause bin, liegt es an mir selbst aufzupassen, daß nichts schiefgeht. Muß man sich nur versichern, daß kein Freizeichen zu hören ist, bevor man an der Kurbel dreht.

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Moin,


    ja, so kann man es natürlich machen, es bleibt aber etwas riskant: Gäste, egal ob groß oder klein reagieren gern mal fastziniert auf Wählscheiben und Kurbeln, und schon wird mal dran gedreht - Kommt bei der Vermittlungtechnik des Netzbetreibers nicht gut an...


    Noch ein paar Worte zu dem "Exotischen Feldfernsprecher" aus Post #2: Das war urspünglich ein britischer Feldfernsprecher, der deutlich verbastelt wurde.
    Der Anschluss an der rechten Seite ist eine Feldfernkabelkupplung der Bundeswehr (gabs auch beim THW usw.). Die gehört da original nicht hin. Interessante Idee, so eine Kupplung in den FF einzubauen, so kann sich z.B. ein Entstörtrupp schnell aufschalten (Sonst benötigt man ein Anschaltgerät oder eine Endpeitsche). Aber: Wie wählt man denn hier den Stamm aus? Feldfernkabel hat 4 Adern, also 2 Stämme.
    Als OB-Fernsprecher ist dieser alerdings nicht mehr zu gebrauchen, denn dort, wo die Kupplun eingebaut ist, sitzt sonst der Induktor, die Kurbel wird durch die durch ein Schwenkblech verschlossene Öffnung vorne rechts eingeführt.


    Ebenfalls nicht original ist, wie bereits vermutet, der Wecker. Im original sitzt dort nur eine relativ kleine Schnarre. Der eingebaute Wecker ist ein "Wk951" der Bundespost ohne Gehäusekappe (keine Türklingel). Dieser diente als Zusatzklingel, die z.B. im Treppenhaus saß. Dies war in den 1930er - 1980ern durchaus üblich und dürfte nach wie vor in einigen Haushalten so installiert sein. Hier ein Bild dieses Weckers (Abdeckkappe liegt rechts daneben):

    siehe auch hier (unten): http://telefon.de-n.de/wecker.html
    An der Stelle des Weckers sitzt sonst auch die Batterie, die entfernten Versteifungen halten diese in Position. Eine Batteriehalterung sehe ich auf den Bildern nicht mehr.
    In diesem verbastelten Zustand dürfte der Feldfernsprecher also nicht mehr so ohne weiteres als solcher verwendbar sein, vor allem weil der Induktor fehlt.


    Gruß,
    der Fernmelder

  • Ja, der Exot bleibt was er ist, ein Kuriosum in der Sammlung, leider unvollständig und beschädigt.
    Die Kabelkupplungen haben wir, wie schon erwähnt, früher am Segelflugplatz benutzt. Da lag ein vergrabenes Kabel längs der Startbahn mit einer Abzweigung zum Tower (glaube ich). Startwagen- und Seilwinden-Telefon wurden jeweils am Ende angekuppelt und fertig war die Sprechverbindung. Zu meiner Zeit waren allerdings schon Wählscheibentelefone in Gebrauch. Später dann Funkgeräte, als das Kabel im Boden langsam mürbe wurde... Ich hab die ganzen Feldtelefone vor ein paar Jahren geerbt, ohne im Einzelnen zu wissen, worum es sich handelt. Aber abgesehen von dem Engländer funktionieren alle noch!
    Und dann hab ich noch ne Frage: Was bedeutet dieses "Autoko", das auf dem FF54 steht und von dem hier auch schon die Rede war?

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Moin,


    Ende der 1970er hat die Bundeswehr das AUTOmatisierte KOrpsstammnetz (AUTOKO I) eingeführt, das unter anderem analoge Feldwählvermittlungen (IWV) beinhaltete, an die analoge Wählfernsprecher angeschlossen wurden. Dieses hat die großen Handvermittlungen (OB 30...300, FSPFVERM) abgelöst. Es wurden also relativ zügig sehr viele Wählfernsprecher benötigt, während gleichzeitig eine Menge FF OB/ZB überzählig wurden. Für die FF OB/ZB gab es ja bereits aufsteckbare Amtszusätze.
    Die Lösung war also: Die vorhandenen Amtszusätze wurden neu justiert (also im Prinzip nichts geändert, nur neu eingestellt) und bekamen dafür den weißen Schriftzug "AUTOKO" (und eine neue Versorgungsnummer). Weitere Amtszusätze wurden beschafft. Bei den Feldfernsprechern wurde der Induktor abgelötet, um die Feldwählvermittlungen vor Schäden durch den Induktor zu schützen (dadurch wurde auch die Prüftaste funktionsunfähig (und sowieso obsolet)).
    Gleichzeitig bekamen sie eine neue Vers.-Nr, übergeklebt und den Schriftzug "AUTOKO" auf den Deckel.
    Dies erklärt die abgelöteten Kabel in Post #13.


    Das ganze als Kombination bekam dann ein eigenes Anlagenblatt und die Bezeichnung "Wählfernsprecher L".
    Gleichzeitig wurde auch der Feldwählfernsprecher (WF) von Krone eingeführt, bei dem der Handapparat quer über dem Nummernschalter liegt:

    Kurz danach wurde auch noch der Krypo-Wählfernsprecher (KWF) eingeführt, der äußerlich fast baugleich war, aber ein Kryptogerät ansteuern konnte und dessen Status über zwei Leuchtdioden (rot/grün) anzeigen konnte. Dieser löste den "Feldfernsprecher, krypto-modifiziert" ab (ein minimal modifizierter FF 54 OB/ZB mit Krypto-Amtzsatz und -Handapparat).


    Gruß,
    der Fernmelder

  • Wieder was gelernt, Danke!


    Und der Engländer aus Post 15 versucht zum dritten mal, seinen Feldfernsprecher zu verkaufen. Nur will er den nicht außerhalb des Inselreichs verschicken...

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Moin,


    mit ca. 50 Euro Startpreis ist der auch nicht unbedingt günstig. Der Zustand scheint ganz in Ordnung zu sein, aber sooo selten sind die Dinger auch wieder nicht. Dass er nicht außerhalb seines Landes verkaufen will, kann auch exportrechtliche Gründe haben. Selbst die Bundeswehr-FF 54 OB/ZB sind ausfuhrgenehmigungspflichtig, wie vieles Material, das über die Vebeg angeboten wird. Ob sich praktisch jemand daran stört, 1950er-Jahre-Technik zu exportieren, sei dahingestellt.
    Er schreibt, für den letzten habe er 150 Pfund erhalten... tja, wers zahlen will.
    Ich habe aber festgestellt, dass wir in Deutschland durch 25 Jahre Bundeswehr/NVA-Reduzierung mit den Preisen für ausgesondertes/neuwertiges Material verwöhnt sind. In den USA wird kaum etwas angeboten und wenn, dann oft für horrende Preise. So eine kleine Handvermittlung wie unsere OB10 (amerikanische 12er-Vermittlung SB-22/PT) kostet da leicht mal 500 Dollar in schäbigem Zustand. Da bekommt man hier 10 OB10 für. Amerikanisches Material ist dagegen selten, das meiste, das hier angeboten wird, sind alte Feldfernsprecher EE-8B, TA-43/PT oder TA-312/PT, die von der frühen Bundeswehr oder dem österreichischen Bundesheer übernommen oder in Lizenz nachgebaut wurden. Funkgeräte der 1940er bis 1960er sind ebenfalls entweder auf die Erstausstattung der Bundeswehr mit US-Gerät bzw. deutsche oder französische Lizenzproduktionen zurückzuführen.
    Originales US-Material der 1970er und neuer ist selten...


    Gruß,
    der Fernmelder

  • Ich nochmal...


    Hab aus einer Laune heraus bei ebay ein Gebot auf zwei originale Element d abgegeben und es dann aber nicht weiter verfolgt, weil ich bei Auktionsende sowieso nicht am Rechner sein konnte. Und dann krieg ich Tage später herzliche Glückwünsche zur gewonnenen Auktion! Fiel wohl ungüstig mit der Bekanntgabe der gehackten Passwörter zusammen, hat sich keiner mehr getraut...
    Jedenfalls kamen die Batterien heute an und ich konnte es mir nicht verkneifen, das Meßgerät dranzuklemmen. Die erste: 0,03 Volt. War ja klar. Die zweite: 1,2Volt!!! Ok, nur Leerlaufspannung, aber für so'n olles Ding mit dem aufgedruckten und eingeprägtem "Ingebrauchnahmedatum" 10/44 fand ich das schon fast etwas unheimlich!
    Aber auch die bricht natürlich auf 0,2-0,5 Volt ein, wenn man die Sprechtaste drückt...


    Alles in allem aber zwei schöne Vorlagen zum scannen und dann schöne Pappschachteln basteln für den Glühkerzenakku!

    Der Zwentibold




    "Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin"



  • Nicht schlecht...
    Die Feldelemente wurden lange produziert: Sie waren bereits im ersten Weltkrieg beim eisernen Armeefernsprecher im Einsatz,
    auc nach dem Krieg wurden sie teilweise noch verwendet (zumindestens bis in die 1950er). Die Schweiz hat sie noch länger
    verwendet, dahalb kommen manchmal neuere Modelle mit französischer Beschriftung zum Vorschein. Später gab es diese Elemente dann in der Schweiz in kleinerer, sonst baugleicher Form (z.B. im Armeetelephon Mod. 1932 und 1947).
    Wenn Du die Elementbeschriftungen einscannst, würde ich mich über einen Abzug freuen :)


    Gruß,
    der Fernmelder

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