In letzter Zeit war ich viel mit den Borgis im Umland unterwegs, um Grundstücke und Scheune zu suchen. Würde ich den 124er nehmen, wären die Fahrten billiger, aber der Borgward ist ein guter Türöffner. Mit so einem Auto kommt man mit den Leuten schneller ins Gespräch, und genau darum geht`s ja.
Außerdem macht`s bei dem Sommerwetter im Borgi auch mehr Spass, als in `ner Bratfolie.
Nach der letzten Tour mit Dornröschen gab es 7 Kilometer vor dem Zielhafen plötzlich komische Geräusche im Motor. Als wenn ein Lappen durchgesaugt und wieder ausgespuckt wurde.
Aber irgendwie kein metallisches Geräusch. Mit allen Sinnen hellwach, ging es die letzten Kilometer nach Hause. Der Wagen lief, hatte aber nicht die volle Leistung.
Beim Anfahren ging es nicht so geschmeidig wie sonst, aber wenn wir mit 50/60 durch Stadt rollten, war es fast okay.
Vor der Tür erstmal eingeparkt, in die Wanne gehüpft und Gedanklich weiter auf dem Problem rumgekaut.
Aber sowas hatte ich in 30 Jahren noch nicht, war also völlig ratlos.
Am nächsten Sonntag startete ich früh den Boliden um damit in die Scheune zu fahren. Aber ein hektisches Tickern im Motor ließ mich auf die Idee kommen, das hier wohl mal wieder eine Schleppaktion angesagt war. Kumpel Tom hatte Zeit, und so ging dann der schonende Transport vonstatten.
Als erstes wurde mal die Kompression gemessen. Die Kerzen sahen alle gleich alt aus. Die Zylinder hatten alle 8, bis auf Zylinder 2, der hatte 0.
Also Kopf runter. Ich erwartete nun ein verbranntes Ventil oder ein Loch im Kolben.
Aber Ventil-mäßig war alles in Ordnung.
Nicht wie neu, aber funktionabel.
Auch hier war auf den ersten Blick alles in Ordnung.
Kein Loch im Kolben. Aber irgendwie kam mir die Kolbenstellung komisch vor.
Spätestens jetzt war es amtlich, der zweite Kolben bewegte sich nicht. Aber ein Pleuel-Abriss hätte man doch hören müssen, nach den Erfahrungen in Zimbabwe.
Also Ölwanne ab.
Im Öl befanden sich 3 winzige Alusplitter.
Als die Wanne ab war, sah von unten alles in Ordnung aus. Und da keimte ein Verdacht in mir.
Pleuel 2 war schnell abgeschraubt, der Hammerstiel drückte das Ding nach oben, und schon war die Sache geklärt.
Dabei sah der Kolben aus wie neu. Also, ich meine, er hatte nirgends gefressen, hatte also immer genug Öl.
Als wenn man das Marmeladenglas nicht richtig zugemacht hätte.
Und wenigstens ist das Pleuel und alles andere heilgeblieben.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber das faszinierende am Borgi ist ja auch, das er sich immer neue Defekte ausdenkt.
Gruß Jozi.