JUNI 1967 (25.-01.)
Feldjäger-Eskorte eins/neun: Ein Offizier und neun Kradfahrer
ZitatKein Tag ist wie der andere. Im Dienst eines Feldjägers geht es immer abwechslungsreich und meist anstrengend zu. Diesmal lautet der Auftrag: Eskorte fahren. Und zwar eine Ehreneskorte eins-neun. Das bedeutet: ein Offizier und neun Kradfahrer. Das bedeutet aber auch: Eskorte für eine besonders hohe Persönlichkeit. Einen ausländischen Verteidigungsminister etwa, für einen hohen Befehlshaber der NATO, für einen diplomatischen Würdenträger. Ein solcher Eskorte-Auftrag galt in früheren Zeiten zuerst der Sicherheit des Gastes. Man konnte damals nie genau wissen, ob an den wenigen schlechten Wegen eine Räuberbande nur darauf wartet, die vornehmen und daher stets vermögenden Prominenten auszunehmen. Erst in zweiter Linie galt die Eskorte der Ehre des Gastes, und Verkehrsprobleme gab es damals überhaupt noch nicht. Von alle dem ist heute lediglich die Tradition geblieben. Neu kam hinzu, daß Staatsgäste ihre kostbare Zeit nicht im Verkehrsgewühl verlieren sollen. Daher arbeitet eine moderne Eskorte mit der Polizei zusammen, bildet eine Verkehrshilfe und zeigt dem Gast zugleich, daß die Truppe ihm die Schuldigen Ehren erweist. Je nach dem Rang des Besuchers besteht die Eskorte daher aus fünf, sieben oder neun Kradfahrern. Eskortefahren ist gar nicht so leichte, wie es aussieht. Die Feldjäger müssen ihre Maschinen zentimetergenau in der Formation durch die Kurven ziehen können, und das bei erheblichen Geschwindigkeiten, bei engen Zwischenräumen zum Nachbarn, bei präzisem Abstand zum Vordermann. Ihre Fahrkunst gibt dem Gast einen Eindruck vom Ausbildungsstand, ihr gesamtes Auftreten, ihr Anzug, ihre sauberen Solokräder lassen auf eine ordentlichen Haltung der Feldjägertruppe schließen. Sie ist für viel Besucher von Rang die erste Begegnung mit der Bundeswehr. Kein Wunder also, wenn die Feldjägertruppe sich ihre Angehörigen immer wieder genau besieht., ehe sie zu solchen Aufgaben zugelassen werden. Und das gilt nicht nur für das Eskortefahren.
Da gibt es den militärischen Ordnungsdienst: Streifen im Standort, auf Bahnhöfen, überall dort, wo Soldaten das Gefühl haben sollen, daß man sich um sie kümmert. Es ist ein Aberglaube, wenn jemand beim Wort Feldjäger sogleich an Handschellen denkt. Die Feldjägertruppe will zuerst helfen, beraten, kurz: den großen Krach gar nicht erst eintreten lassen. Die Feldjäger schätzen vernünftige Worte mehr als böse Meldungen. Immerhin, Kontrollen müssen sein, auch im militärischen Kraftfahrzeugverkehr. Dafür haben die Feldjäger Wagen mit Spezialausrüstung und wissen, wie man z.B. fachgerecht einen Unfall aufnimmt.
Und dann gibt es noch den militärischen Verkehrsdienst: Er tritt vor allem bei großen Übungen in Aktion. Die Organisation des Verkehrsleitnetzes lenkt, überwacht und meldet alle Kolonnen oder den Einzelverkehr.
Stets sind Feldjäger Vorgesetzte aller Soldaten - auch wenn die anderen einen höheren Dienstgrad haben. Solcher Dienst verlangt daher Männer, die sauber, taktvoll und dennoch entschieden auftreten können. Wer darüber hinaus noch eine Fremdsprache spricht, kann zu NATO-Dienststellen ins verbündete Ausland kommen.
Alle Feldjäger dienen freiwillig. Sie erhalten in Ausbildungskompanien und an der Feldjägerschule in Sonthofen ihr dienstliches Rüstzeug. Sie tun ihren Dienst meistens selbstständig - und oft gerade dann, wenn die anderen Soldaten dienstfrei haben. Heute fahren sie eine Eskorte. Morgen fliegen sie mit dem Hubschrauber Verkehrsüberwachung. Übermorgen ... schwer zu sagen. Kein Tag ist wie der andere !
Gruß - Kai