Bundeswehrkalender aus den 1970´er und 1960´er Jahren

  • JUNI 1967 (25.-01.)

    Feldjäger-Eskorte eins/neun: Ein Offizier und neun Kradfahrer

    Zitat

    Kein Tag ist wie der andere. Im Dienst eines Feldjägers geht es immer abwechslungsreich und meist anstrengend zu. Diesmal lautet der Auftrag: Eskorte fahren. Und zwar eine Ehreneskorte eins-neun. Das bedeutet: ein Offizier und neun Kradfahrer. Das bedeutet aber auch: Eskorte für eine besonders hohe Persönlichkeit. Einen ausländischen Verteidigungsminister etwa, für einen hohen Befehlshaber der NATO, für einen diplomatischen Würdenträger. Ein solcher Eskorte-Auftrag galt in früheren Zeiten zuerst der Sicherheit des Gastes. Man konnte damals nie genau wissen, ob an den wenigen schlechten Wegen eine Räuberbande nur darauf wartet, die vornehmen und daher stets vermögenden Prominenten auszunehmen. Erst in zweiter Linie galt die Eskorte der Ehre des Gastes, und Verkehrsprobleme gab es damals überhaupt noch nicht. Von alle dem ist heute lediglich die Tradition geblieben. Neu kam hinzu, daß Staatsgäste ihre kostbare Zeit nicht im Verkehrsgewühl verlieren sollen. Daher arbeitet eine moderne Eskorte mit der Polizei zusammen, bildet eine Verkehrshilfe und zeigt dem Gast zugleich, daß die Truppe ihm die Schuldigen Ehren erweist. Je nach dem Rang des Besuchers besteht die Eskorte daher aus fünf, sieben oder neun Kradfahrern. Eskortefahren ist gar nicht so leichte, wie es aussieht. Die Feldjäger müssen ihre Maschinen zentimetergenau in der Formation durch die Kurven ziehen können, und das bei erheblichen Geschwindigkeiten, bei engen Zwischenräumen zum Nachbarn, bei präzisem Abstand zum Vordermann. Ihre Fahrkunst gibt dem Gast einen Eindruck vom Ausbildungsstand, ihr gesamtes Auftreten, ihr Anzug, ihre sauberen Solokräder lassen auf eine ordentlichen Haltung der Feldjägertruppe schließen. Sie ist für viel Besucher von Rang die erste Begegnung mit der Bundeswehr. Kein Wunder also, wenn die Feldjägertruppe sich ihre Angehörigen immer wieder genau besieht., ehe sie zu solchen Aufgaben zugelassen werden. Und das gilt nicht nur für das Eskortefahren.

    Da gibt es den militärischen Ordnungsdienst: Streifen im Standort, auf Bahnhöfen, überall dort, wo Soldaten das Gefühl haben sollen, daß man sich um sie kümmert. Es ist ein Aberglaube, wenn jemand beim Wort Feldjäger sogleich an Handschellen denkt. Die Feldjägertruppe will zuerst helfen, beraten, kurz: den großen Krach gar nicht erst eintreten lassen. Die Feldjäger schätzen vernünftige Worte mehr als böse Meldungen. Immerhin, Kontrollen müssen sein, auch im militärischen Kraftfahrzeugverkehr. Dafür haben die Feldjäger Wagen mit Spezialausrüstung und wissen, wie man z.B. fachgerecht einen Unfall aufnimmt.

    Und dann gibt es noch den militärischen Verkehrsdienst: Er tritt vor allem bei großen Übungen in Aktion. Die Organisation des Verkehrsleitnetzes lenkt, überwacht und meldet alle Kolonnen oder den Einzelverkehr.

    Stets sind Feldjäger Vorgesetzte aller Soldaten - auch wenn die anderen einen höheren Dienstgrad haben. Solcher Dienst verlangt daher Männer, die sauber, taktvoll und dennoch entschieden auftreten können. Wer darüber hinaus noch eine Fremdsprache spricht, kann zu NATO-Dienststellen ins verbündete Ausland kommen.

    Alle Feldjäger dienen freiwillig. Sie erhalten in Ausbildungskompanien und an der Feldjägerschule in Sonthofen ihr dienstliches Rüstzeug. Sie tun ihren Dienst meistens selbstständig - und oft gerade dann, wenn die anderen Soldaten dienstfrei haben. Heute fahren sie eine Eskorte. Morgen fliegen sie mit dem Hubschrauber Verkehrsüberwachung. Übermorgen ... schwer zu sagen. Kein Tag ist wie der andere !

    Gruß - Kai

    :BGS-F: BUNDESGRENZSCHUTZ - GSK (GrenzSchutzKommando) Küste - BGS See - KüEH (KüstenEinsatzHundertschaft) :BGS-S:

    :BGS-B:


  • Kleine Anmerkung:
    Der erste Satz im letzten Absatz: "Alle Feldjäger dienen freiwillig" entsprach auch 1967 nicht den Tatsachen. Auch damals hat man schon Wehrpflichtige zu den Feldjäger eingezogen, hat sie während des Grundwehrdienstes zu Unteroffizieren an der Feldjägerschule ausgebildet und hat sie spätestens am Ende ihres Wehrdienstes zu Unteroffizieren befördert. Anders hätte man den immensen Bedarf der Feldjägetruppe an Reservisten zur Aufstellung der zahlreichen Geräteeinheiten nicht sicherstellen können.

  • JULI 1967 (2.-8.)

    Angriffsformation der Panzergrenadiere während einer Übung

    Zitat

    Sie kommen! So sieht der Verteidiger die heranstürmende Panzergrenadierkompanie. Genauer gesagt: einen Teil von ihr. Denn die Panzergrenadiere machen es wie eine gute Fußballmannschaft - sie ballen sich nicht im Mittelfeld zu dichten Haufen, sondern stürmen über die Flügel. Weit auseinandergezogen, die einzelnen SPz, also die Schützenpanzer, mit fünfzig Metern Zwischenraum, so kommt die Kompanie mit ihren sechzehn Kampffahrzeugen angebraust. Die Panzergrenadiere ducken sich unter den Schutz der Stahlplatten, nur die Fahrer, die Richtschützen an den 20-mm-Schnellfeuerkanonen und die Kommandanten spähen durch die Winkelspiegel ins Vorgelände oder orientieren sich mit raschem Seitenblick über ihren Platz in der Angriffsformation. Vor ihnen taucht die feindlcihe Stellung auf. Die eigene Artillerie oder die Mörser der schweren Kompanie des Panzergrenadiebataillons schießen Nebel, um dem Feind die Sicht zu nehmen. Jetzt müssen die Zugführer entscheiden: Sturmfahrt oder Absitzen zum Angriff? Bei Sturmfahrt brechen die Panzergrenadiere auf ihren SPz in die Feindstellung ein und kämpfen den Widerstand vom rollenden Schützenpanzer aus nieder. Das geht schnell und gibt dem Angriff große Wucht. Diesmal aber sitzt der Feind in einem Waldstück, das die Schützenpanzer nicht durchfahren können. Also: "Absitzen zum Angriff!". Vom rollenden Spz springen die Panzergrenadiere ins Gelände, die Gruppen formieren sich im Vorwärtsstürmen zum Schützenrudel und greifen an den ausrollenden Kampffahrzeugen vorbei die Stellungen an. Zwischen den Gruppen hindurch spritzen die Feuerstöße der Maschinengewehre, hämmern die Schnellfeuerkanonen der Schützenpanzer und halten die Verteidiger nieder. Sprungweise, immer im Feuerschutz der Kameraden, arbeiten sich die Panzergrenadiere heran. Viel sieht der Feind nicht von ihnen, zwischen hochspritzender Erde und Nebelschwaden nur huschende Schatten, aber er hört sie: das durchdringende Heulen der Achtzylinder Rolls-Royce-Motoren, den Sirenenlärm der Lüfter, das Krachen der Abschüsse. Was er nicht hört: die Kampfgespräche im Funk. Jeder Schützenpanzer besitzt einen Sende-Empfänger, der Führungswagen mehrere. Sie melden sich gegenseitig ihre Beobachtungen, warnen sich vor panzerbrechenden Waffen des Feindes und halten Verbindung zu ihre stürmenden Kameraden - denn die haben handliche Funkgeräte bei sich.

    So können die SPz ihren Gruppen immer dichtauf folgen und sie mit ihren Maschinenwaffen unterstützen, wenn die abgesessenen Panzergrenadiere zum Einbruch ansetzen. Infanteriekampf wie eh und je. Mit Gewehr und Handgranate, Mann gegen Mann - keine Technik ersetzt hier den hart trainierten Einzelkämpfer. Und doch während die letzten Gruppen aus dem Rauch und Nebel das Buschgelände durchstoßen, während noch rechts und links Maschinenpistolensalven prasseln, greifen die Zugführer schon zu ihren Funkgeräten. Ein paar hundert Meter weiter hinten heulen die Motoren auf, die Schützenpanzer rucken an, und Minuten später klettern die Panzergrenadiere von hinten auf die vorbeirollenden SPz. Die Kompanie sitzt auf und greift wieder an. Tempo ist alles!

    Panzergrenadiere - die Infanterie des modernen Gefechts; Fahrer, Funker, Richtschützen. Eine eingespielte Mannschaft, ein Team - wenn man so will. Und so etwas kommt nicht von alleine. Es kostet viele Wochen harte Arbeit, es kostet viel Schweiß und Kopfarbeit, bis eine Kompanie solch einen Angriff mit Tempo und Präzision vortragen kann, die beide zum Handwerk des modernen Soldaten gehören. Jeder ein Fachmann an seinem Platz, aber keiner ein bloßer Spezialist, Kameraden, die sich aufeinander verlassen können. Und vermutlich - nebenher - auch eine tadellose Fußballmannschaft.

    Übrigens: Eins ist auf unserem Bild nicht ganz richtig: Die Fahrer sitzen in offenen Luken und die Richtschützen stecken auch die Köpfe aus den Türmen. Das tun sie im Gefecht natürlich nicht. Hier hat die Sache ihren guten Grund. Sicherheit zuerst! Niemand soll im Eifer der Übung und im Nebel überfahren werden.

    Gruß - Kai

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    :BGS-B:


  • Irgendwie sehen die Panzer aber auch die Soldaten da wie "hineinmontiert" aus. Hatte man damals schon Photoshop oder sowas? Vor allem der hintere Panzer wirkt sehr unrealistisch.

    Oder liegt das nur am Digitalisieren des Kalenderblattes?

    German by nature Irish by heart! 6456693bbw.gif


    Metkelterer zu Ennepetal


    :barett-ko::käfer::presse:

       



  • 1967 - Ausgabejahr des Kalenders - gab es nur die klassischen fototechnischen Möglichkeiten der Bildveränderung:

    - Photomontage

    - Bildretusche.


    Für eine Photomontage musste der zweite Panzer aus einem anderen Bild ausgeschnitten und in das ursprüngliche Bild eingeklebt werden. Natürlich mussten beide Bilder hinsichtlich Auflösung, Körnigkeit, Helligkeit und Filmcharakter weitgehend übereinstimmen. Ein Kodachrome-Film ergab z.B. vielfach ein farblich anders wirkendes Bild als ein Agfa oder Fujifilm, ein Diafilm (gerade besagter Kodachome) schlug damals jeden Farbnegativfilm hinsichtlch der Bildschärfe um Längen.
    Wenn die Größe nicht genau gepasst hätte, hätte eines oder beide Bilder neu in passender Größe vergrößert werden können.


    Der eingeklebte zweite Panzer konnte dann mit Hilfe der Retusche noch besser an das ursprüngliche Bild angepasst werden, z.B. um Schattenlinien usw. zu ziehen. Dazu verwendete man meistens Eiweiß-Lasurfarben. Retusche war auf dem „neuen“ Originalbild möglich, also auf dem Positiv oder auch auf dem neu erstellten Filmnegativ. Beide Verfahren hatten ihre Vor- und Nachteile und es bedurfte bei der Weiterverarbeitung solcher Bilder meistens mehrerer Versuche, weil nicht genau vorherzusagen war, wie sich die retuschierten Stellen dann in der Vergrößerung oder im Druck zeigten.


    Weiter konnten so retuschierte oder montierte Bilder bei der Weiterverarbeitung im Labor noch verbessert werden, z.B. bei der Belichtung während der Vergrößerung oder durch die Verwendung spezieller Filme bzw. Fotopapiere.


    Das war alles eine Wissenschaft für sich, langwierig und damit teuer. Ich glaube nicht, das man sich für ein Kalenderbild so eine Arbeit gemacht hätte, da war es einfacher, ein anderes Foto zu verwenden.

  • JULI 1967 (16.-22.)

    Landungsübung an der Küste

    Zitat

    "Gestrandet?" Keineswegs! Die Landungsboote brauchen keinen Hafen, um ihre "Ladung zu löschen". Sie setzen die Kameraden vom Heer mit ihren Waffen überall dort ab, wo nur einigermaßen brauchbarer Strand vorhanden ist. Solche Unternehmungen sind Leckerbissen für das nautische und seemännische Personal. Doch bevor es soweit ist, sind die Soldaten der "Strandmeisterkompanie" an der Reihe, die ebenso das Sturmgewehr wie die Seekarte beherrschen müssen. Ihre Aufgabe ist es, die Vorbereitung einer Landung an einem flachen Strand durchzuführen. Dazu gehören Sicherung und Markierung des Landeplatzes sowie die erforderlichen Bodenvermessungen. Diese Soldaten sind die Nachfolger der früheren Seebataillone. Die amphibische Kriegsführung, in der die Kampfhandlungen von der See auf das Land übergreifen, spielen in der jüngsten Geschichte eine bedeutende Rolle. Dabei wird eine Kampftaktik entwickelt, die sowohl See- als auch Landkriegshandlungen umfaßt.

    Der spezielle Auftrag, der dabei an die Marinefahrzeuge gestellt wird, setzt voraus, daß die Schiffstypen besondere Konstruktionsmerkmale aufweisen. Landungsboote sind daher besonders flach, aber dennoch seetüchtig und haben eine große Tragfähigkeit. Sie laufen bis dicht an die Küste, öffnen ihr großes Bugtor und landen Mannschaften, Waffen und schweres Gerät. Entsprechend ihrem Typ müssen sie auch eine starke Bewaffnung besitzen. Besondere Feuerunterstützungsschiffe haben mehrere Batterien Raketenwerfer an Bord, um eine Landung artilleristisch vorzubereiten bzw. den angelandeten Heerestruppen einen entsprechenden Feuerschutz zu geben.

    Unser Bild zeigt ein Landungsboot amerikanischen Usprungs, das für den Transport von Truppen und Fahrzeugen eingerichtet ist. Im Landedeck finden jeweils sechs bis zehn Panzer oder andere Kraftfahrzeuge Platz. Dazu können 100 Soldaten mit voller Ausrüstung transportiert werden. Vier Landungsschiffe dieser "Eidechsen-Klasse" sowie zwei Landungs-Unterstützungsschiffe der "Natter-Klasse" bilden das 2. Landungsgeschwader. Mit acht 12,7-cm-Raketenwerfern in Doppellafetten, vier 4-cm-Kanonen und einem 12,7-cm-Geschütz entwickeln diese Landungs-Unterstützungsschiffe eine enorme Feuerkraft. Das 1. Landungsgeschwader umfaßt kleinere deutsche Neubauten der "Butt-Klasse", die als Mehrzweck-Landungsboote in Dienst gestellt wurden und ähnliche Konstruktionsmerkmale wie ihre größeren Schwestern aufweisen.

    Die geographische Lage in der Nord- und Ostsee erfordert es insbesondere, schnelle Abwehrbewegungen der Landstreitkräfte durch amphibische Einsätze zu unterstützen. In jährlichen NATO-Übungen machen sich deutsche und dänische Heereseinheiten regelmäßig mit den Landungsfahrzeugen der Bundesmarine vertraut, um stets einsatzbereit zu sein.

    Gruß - Kai

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  • Vielen Dank für dieses Kalenderblatt.


    Das ist mal wieder richtig was nach meinem Geschmack :marine:


    Neu ist für mich allerdings die Nutzung von Pontons.

    Habe ich so noch nie gesehen.

    Grüße von der Küste! Til :krad::renault:

    Suche ständig Daten über BGS-Fahrzeuge für die Bestandslisten.
    Besonders Hercules K125 und BMW-Boxer!

    :BGS-F:

  • ... dass liegt vielleicht daran, dass die "Eidechse" gar keine Ladung zu löschen hat!

    Ich vermute eher, dass hier über den angelegten Pontonsteg Ladung aufgenommen werden soll.

    Wenn das Landungsboot nämlich leer an den Strand brettert und dann Ladung nimmt, kommt es nämlich garantiert nicht mehr vom Strand los.

    Das geht nur, wenn die Ladung runter ist und das Boot leichter wird.

    Alles andere würde für mich keinen Sinn machen.

    Passt dann zwar nicht mehr zum Text, erschließt sich mir so aber viel besser B:)

    Gruß - Kai

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    :BGS-B:


  • ... an der Nordsee ja. Dort sind die Tiden sehr berechenbar.

    Das würde bei der Ostsee aber nicht funktionieren, da es hier keinen Zykus gibt.

    Die Wasserstände schwanken hier nur durch die Windverhältnisse und das mal mehr, mal weniger.

    Gruß - Kai

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  • JULI AUGUST 1967 (30.-5.)

    Pioniere überwinden im Schlauchboot einen Fluß

    Das sind schon Helden - unsere Pioniere. Gruß - Kai

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  • August 1967 (6.-12.)

    An einem Sonntag im Stadtpark

    Zitat

    Wie die Zeiten sich doch ändern! Hier und heute: Ein Heeresmusikkorps gibt ein Konzert. Schöne Klänge, oft gehört, viel verlangt. Oder auch schmissige Tanzmusik unter Girlanden und Lampions. Oder wuchtige Märsche zur Feldparade und militärischen Feiern. Aber es ist kaum hundert Jahre her, da gab es für die Militärmusiker noch eine wichtige Aufgabe. Wenn ein Musikkorps heute seine Instrumente ansetzt, ist das immer ein Zeichen für friedliche Zustände. Wenn früher Hornsignale ertönten, Marschmusik dröhnte und Trommelwirbel rollten, war das immer ein Zeichen dafür, das eine Schlacht tobte. Und wo es mit Pauken und Trompeten zuging, da war vorne. Hörnerklänge und Schwerthiebe, Fanfarenstöße und Reiterangriff - das gehörte damals so zusammen wie heute Saxophone und Tanzparkett.

    Man kann das noch heute bei Tacitus nachlesen. Als der alte Römer die heimkehrenden Legionäre interviewte, berichteten die hartgesottenen Nahkämpfer ziemlich beeindruckend vom wilden Schlachtgesang der germanischen Stoßkeile: ein furchterweckender Schrei in die hohlen Schilde. Im Mittelalter war man schon fortgeschrittener. Es gab Trompeter und Trommler. Sie hatten durch ihr Getöse die eigenen Truppen anzufeuern, den Feind einzuschüchtern und große Stärke vorzutäuschen. Wer das heute für lächerlich hält, irrt sich sehr: die Absicht gelang sehr oft und sehr gründlich, wie schon einst mit den Posaunen von Jericho. Zur Ritterzeit kündigte Fanfarenstöße an, daß die Heerführer erschienen. Damals standen die Feldtrommler hoch im Kurs. Sie durften wie Offiziere Straußenfedern am Hut tragen und, wenn sie in Gefangenschaft gerieten, nur gegen Offiziere ausgetauscht werden. Solche Rechte gab es in der Ritterschaft höchstens für Männer, die ganz vorn im Treffen den Kopf hinhielten.

    Genau wie heute war es damals ein Problem erster Ordnung, große Heere auf dem Schlachtfeld zu führen. Heute gibt es dafür die Fernmeldetruppe mit Telefon, Fernschreiber, Funkwagen. Damals machte man das mit Signalen. Es gab sogar einen Relais-Verkehr über erstaunliche Entfernungen. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts kannten die Heere ein ganzes System von "drahtlosen" Nachrichten, Meldungen und Befehlen. Und die Truppe erkannte Freund oder Feind nicht nur an den Uniformen. Das war bei schlechter Sicht stets eine unsichere Sache. Nein, es gab eigene Regimentsrufe und -märsche, und jeder wußte damals, unter welchen Klängen etwa im Dreißigjährigen Kriege die gefürchteten Kürassiere des Reitergenerals von Pappenheim auf dem Gefechtsfeld erschienen. Noch vor hundert Jahren erwarb sich ein Heeresmusikkorps beim Sturm auf die Düppler Schanzen großen Ruhm in der preußischen Armee. Es ging mit den ersten Angriffswellen vor und feuerte die stürmende Truppen an. Die Dänen nahmen es unter Artilleriefeuer, das Musikkorps blies weiter. Schließlich zerfetzte ein Geschoß den Taktstock des Musikmeisters. Der unerschrockene Mann riß seinen Säbel aus der Scheide und dirigierte weiter, bis die Stellung fiel.

    Berühmte Komponisten aller Zeiten widmeten der Militärmusik ihre Aufmerksamkeit, so Beethoven, Strauß, Millöcker und, um einen modernen Mann zu nennen, Glenn Miller. Sie schrieben bekannte Märsche. Beethoven beispielsweise den Yorkschen Marsch, Schubert mehrere Militärmärsche, Strauß-Vater den Radetzkymarsch. In klassischen Opern spielen Märsche oft eine bedeutende Rolle, in Sinfoniene bilden sie ganze Sätze, wie zu Beispiel in der "Eroica" von Beethoven. Militärmusik bildete so einen Teil der klassischen Tonkunst. Aber ein Heeresmusikkorps kann heute mehr als nur Märsche blasen. International berühmt wurden viele Musikkapellen und ihre Dirigenten. Musikkorps sind kein milirätischer Luxus; sie sind mehr als die Chromleiste einer mechanisierten Armee. Ohne eine gewisse Form, aber auch ohne Tradition lebt kein Volk, keine Armee. Wie in allen Ländern der Erde versinnbildlicht ein Musikkorps beides: Geschichte und Gegenwart der Streitkräfte. Es bereitet außerdem Vergnügen, wie hier beim Gartenkonzert ober bei vielen anderen Gelegenheiten. Früher dröhnte der Lärm des Kampfes um die Musiker. Heute weht ein leichter Sommerwind im Park, es ist Sonntag, die Leute gehen spazieren, sie bleiben stehen und klatschen Beifall ......

    Gruß - Kai

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  • AUGUST 1967 (13.-19.)

    Sprungausbildung der Fallschirmjäger am Zwölferturm

    Zitat

    "Eintausend - zweitausend - dreitausend - viertausend" - laut zählen, Augen auf, Hände am Reserveschirm und Füße zusammen. Ein paar Meter freier Fall, die Luft rauscht an der Helmkante vorbei, und dann ein kräftiger Ruck, wenn der Körper in die Fangleinen plumbst, die pendelnde Abwärtsfahrt am schräggespannten Seil, auslaufen, aushaken und zuhören, was der Ausbilder sagt. Nein, er ist noch nicht zufrieden. Nochmal das Ganze. Und wieder und wieder. Das ist Sprungausbildung am Zwölfmeterturm. Harter Drill, wenn man so will. Gegenüber dem richtigen Sprung sogar unangenehmer: Das Hineinfallen in die Fangleinen ist viel härter als der wirkliche Öffnungsstoß des sich aufbauenden Schirms beim Sprung aus der Maschine. Das sagen jedenfalls die alten Hasen.

    Doch ehe der Fallschirmjäger zum ersten Sprung in die Tüt der Noratlas tritt, muß er hier auf dem Springerlehrgang beweisen, daß er wie im Schlaf seine Handgriffe beherrscht, daß er eine harte Kondition besitzt, daß er den Landefall einwandfrei hinkriegt - rechts, links, vorwärts, rückwärts. Beim echten Sprung weiß er nie, wie´s gerade kommt. Und ein gekonnter Landefall vermeidet dann Knochenbrüche. Aber weiter: Er lernt am Windesel, einem Riesengebläse, seinen Schirm auf dem Boden zu umlaufen, ehe der ihn über den Acker und durch die Zäune schleift. Er lernt zu slippen. Dabei zieht der Fallschirmjäger an den Leinen die Schirmkanten herunter, um so etwas wie einen Zielanflug, zumindest eine Richtungsänderung zu machen. So kann er später in der Luft einem Kameraden ausweichen oder ein Hindernis am Boden vermeiden. Er lernt seinen Reserveschirm einzusetzen, sollte etwas mit dem Hauptschirm nicht klappen. Das passiert selten, aber es kommt vor. Und schließlich, wenn die Einzelausbildung sitzt, folgt das Üben in der Attrappe, einem Modell der Noratlas auf dem Boden. Diesmal trainieren die Springer gruppenweise den ganzen Ablauf unmittelbar vor dem Sprung, wie es später oben in der Maschine vor sich geht. Das muß in Sekunden vor sich gehen, damit die Gruppe so dicht wie möglich unten ankommt. Das muß aber genauso sorgsam ablaufen, damit keiner seinem Vordermann in den Schirm hineinsaust, weil er zu hastig aus der Tür ging. Und dann - der erste Sprung. Die Noratlas fliegt den Sprungplatz an. 400 Meter hoch, 200 km/h schnell. (Das gilt für Übungen. Im Einsatz fliegen die Maschinen wesentlich niedriger.) Unten wartet die Einsatzleitgruppe. Sie prüft die Wetterlage und entscheidet: Sprung oder kein Sprung? Oben stehen die Absetzer in den offenen Türen und lauern auf das Lichtzeichen des Piloten. Der wartet auf den Funkspruch der Einsatzleitgruppe. O.K.: Sprung! Das erste Lichtzeichen blinkt auf. Die Absetzer befehlen durch Zeichen: "Fertigmachen". Und dann der Reihe nach: Aufstehen, Einhaken, Überprüfen. Die Jäger stellen sich auf, haken die Karabinerhaken der Aufziehleinen in die Drahtseile, die beiderseits längs durch die Maschine laufen, sichern sich mit einem Splint, prüfen sich und ihre Kameraden. Alles stimmt. Vorrücken! Der erste Springer tritt in die Tür. Ab! Der Absetzer hat das Licht grün aufleuchten sehen. Rechts und links, immer abwechselnd, sausen die Springer aus den Türen. Hinter der Maschine blüht ein Feld von Schirmen am Himmel auf. 88 Quadratmeter festes Gewebe bremsen den freien Fall auf wenige Meter pro Sekunde. Ein paar Dutzend Sekunden Schweben am Schirm, die Kameraden um sich, den Boden unter sich. Der kommt rasch näher. Füße zusammen, Aufsetzen, Landefall, Schirm umlaufen, freimachen und sammeln. Hundertmal geübt - so was muß klappen. Noch vier Sprünge. und der Lehrgang ist bestanden. Springerabzeichen!

    Glück ab und Gruß - Kai

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  • AUGUST SEPTEMBER 1967 (27.-2.)

    Flußpioniere der Territorialen Verteidigung

    Zitat

    Landsoldaten mit Seebeinen - so etwas gibt es wirklich. Das sind die Flußpioniere, und dieser Name zeigt auch schon, daß sie gar nicht daran denken, etwa den blauen Jungs der Marine auf hoher See Konkurrenz zu machen. Sie bleiben im Lande und leben dennoch auf dem Wasser. Das nasse Element ist auf dem Festland viel mehr verbreitet, als es die Kampftruppen des Heeres wahrhaben möchten. Immer wieder kommt es ihnen buchstäblich in die Quere. Normalerweise merkt man das nicht so sehr. Es gibt (gab) ja erstklassige Brücken in der Bundesrepublik. Eine feine Sache für Friedenszeiten. Im Einsatzfall darf sich keine Truppe darauf verlassen. Das Feldheer, die aktiven NATO-Verbände, sie brauchen unabhängige Übergangsmöglichkeiten über die Flüsse. Sie zu schaffen ist eine von vielen Aufgaben der Territorialen Verteidigung. Wie ihr Name sagt, gehört diese TV nicht zur NATO, sondern besteht aus rein deutschen Verbänden. Dort finden wir auch die Flußpioniere.

    Sie verfügen über spezielle Übersetzmittel zum schnellen, flexiblen Überwinden breiter Gewässer. Zusammen mit schweren Pionierbataillonen und schweren Schwimmbrückenkompanien gewährleisten sie im nationalen Bereich den Flußübergang der NATO-Streitkräfte abseits fester Brücken. Das in unserem Bild gezeigte Sicherungsboot wird zur Flußsicherung eingesetzt, speziell an Übersetz- und Brückenstellen, gegen Flugzeuge, Kampfschwimmer, Flußminen und Sabotage. Ein leistungsfähiges Funkgerät dient der Verbindung mit der Führung und den anderen Booten der Einheit. Der Bootskommandant, ein Feldwebeldienstgrad, hat - wie auch der abgebildete Bootssteuermann - bei der Truppe das gleiche Schiffsführerpatent erworben wie ein ziviler Schiffsführer. Beide bilden mit dem Bootsmaschinenunteroffizier den Kern der Besatzung, die ausschließlih aus Spezialisten für Schiffsführung, Maschine, Waffe und Fernmeldeverbindungen besteht, eine soldatische Gemeinschaft, die auf ihrem Boot zu Hause ist.

    Das Übersetzmittel der Flußpioniere ist dagegen das Landungsboot, geeignet für den schnellen Umschlag von Land zu Wasser und umgekehrt, Transport von gepanzerten und ungepanzerten Kraftfahrzeugen und Personal über strömende Gewässer. Das Schleppboot, mit dem die Kompanie außerdem ausgestattet ist, wird bei Havarien, zur Beseitigung von Hindernissen im Strom oder auch zur Brandbekämpfung auf dem Wasser eingesetzt. So bilden die Flußpioniere eine interessante und schlagkräftige Komponente der Pioniertruppe, hervorragend ausgestattet auch für den Einsatz bei zivilem Notstand an und auf größeren Binnengewässern.

    Gruß - Kai

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  • SEPTEMBER 1967 (3.-9.)

    Grenadiere bei der Gefechtsausbildung

    Zitat

    Feindangriff auf Stützpunkt Charly! Rote Leuchtkugeln zischen in den Himmel. Die Alarmposten jagen die ersten Feuerstöße hinaus. Die Besatzung des Stützpunktes hastet durch die Laufgräben in ihre Stellungen. Oftmals geprobt das Ganze, klappt es in wenigen Sekunden. Kein Wunder, die Nacht hindurch hat der Grenadierzug harte Arbeit geleistet: Stellungen erkunden, Kampfstände auswählen, Waffen und Gerät heranschleppen. Und dann den Spaten raus; Schweiß spart Blut. Bis zum Morgengrauen war die Truppe bereits in der Erde verschwunden, waren die Kampfstände durch Laufgräben verbunden, Fuchslöcher und Unterstände ausgebaut, war das Schußfeld freigelegt, Tarnung angebracht und schließlich das Alarmsystem durchgeübt, bis jeder seinen Platz mit verbundenen Augen finden konnte. Erst bei Tagesanbruch herrschte Stille, und nur aus wenigen Metern Entfernung war zu erkennen, daß hier dreißig Männer bereit waren, ein scheinbar harmloses Gelände von einer Minute zur anderen in eine feuerspeiende Stellung zu verwandeln, und zwar mit Maschinengewehren, Strumgewehren, Panzerfäusten, Maschinenpistolen, Handgranaten und dem Feuer eines Mörserzuges, dessen Beobachter hier sein eigenes Deckungsloch hatte. Die beiden anderen Stützpunkte der Kompanie liegen, ebenso unsichtbar, so angeordnet, daß einer den anderen mit seinem Feuer, aber auch durch einen Gegenangriff unterstützen kann.

    Der Feind schießt Nebel. Er will den Grenadieren die Sicht nehmen. Also will er´s an dieser Stelle wissen. Mit so etwas hat der Zugführer gerechnet. Im Laufgraben trifft er den Gruppenführer. Feldwebel und Unteroffizier brauchen nicht viele Worte: Die Gruppe hat eine Wechselstellung ausgebaut. Jetzt zahlt sich die Arbeit der Nacht aus. Ein Zuruf von Kampfstand zu Kampfstand, nur ein Stichwort, und die Grenadiere ziehen ihre Waffen in Deckung, stürzen durch den Laufgraben davon und erscheinen keuchend fünfzig, hundert Meter weiter in neuen Stellungen. Ein Feuerüberfall aus neuer Richtung erfolgt. Nur eine Übung, gewiß. Aber die Maßarbeit in kleinen Dingen, vom fachgerechten Schützenloch über gute Waffenausbildung bis zu geschlossenen Kampf des ganzen Zuges in Angriff und Verteidigung, in Aufklärung und Sicherung, bei Tag und bei Nacht, diese Maßarbeit erfordert Männer, die ausbilden und führen können. Unteroffiziere führen alle Gruppen und die meisten Züge in einem Grenadierbataillon. Es ist ihre Leistung, wenn es klappt. Denn Unteroffiziere - das sind im Frieden nicht die untersten, sondern die wichtigsten Ausbilder des Soldaten. Und im Einsatz sind sie nicht die untersten, sondern die vordersten Führer ihrer Männer.

    Gruß - Kai

    :BGS-F: BUNDESGRENZSCHUTZ - GSK (GrenzSchutzKommando) Küste - BGS See - KüEH (KüstenEinsatzHundertschaft) :BGS-S:

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  • SEPTEMBER 1967 (17.-23.)

    Feuererlaubnis! Richtkanonier am Visier der Panzerflak M 42

    Zitat

    Über einem Flak-Schießplatz schwillt das Dröhnen der anfliegenden Maschine. Mit zunehmender Geschwindigkeit stürzt sie sich auf die Feuerstellung. Ein paar hundert Meter hinter ihr zischt der rote Luftsack heran - das Ziel. Sobald die schleppende Maschine über Land ist, darf geschossen werden. "Feuer frei!" der Richtkanonier hat den Luftsack schon geraume Zeit im Visier. Seine Hände umklammern das Richtmittel. Beide Rohre der Panzerfla M 42 folgen stetig dem immer schneller wachsenden Ziel. Jetzt! Er zieht den Zeigefinger durch. Krachend verlassen die 40 mm-Granten die Rohre. Im Gegentakt hämmern sie los - zusammen verschießen sie 240 Schuß pro Minute. Natürlich feuert kein Geschütz wirklich eine ganze Minute lang. Nur wenige Sekunden bleibt das Ziel im Wirkungsbereich. Das bedeutet, nicht zu früh, aber auch auf keinen Fall zu spät schießen, mitziehen und im Ziel bleiben, auch wenn der Luftsack immer schneller wird, auch wenn der FlaPanzer unter den Schüssen bebt und Pulverqualm vor dem Visier durchzieht. Die Kameraden verfolgen prüfend die Leuchtspur - wie stellt sich der Richtkanonier an, wie schießt er? - Sieht nicht mal schlecht aus, wie die Schüsse um den Luftsack liegen! Aber abwarten. Da oben fliegt ein Gerät mit, das alle Schüsse zählt, die im Umkreis von fünf Metern liegen. Der Pilot kann das Ergebnis in seiner Kanzel ablesen und wird es in wenigen Augenblicken durch Sprechfunk melden. Keine einfache Sache, das Schießen mit der Panzerfla. Hier gibt es weder Radar noch Rechner, die dem Schützen die Arbeit abnehmen. Hier kommt es auf scharfe Augen, ruhige Hände und schnelles Reagieren an. Wie es der Name schon sagt, steht die Zwillingskanone nicht fest auf dem Boden, sondern sitzt in einem offenen Drehturm, und dieser wieder sitzt auf einem Panzerfahrgestell, dem gleichen, mit dem Teile der Artillerie, der Panzerjäger und der Panzeraufklärer ausgerüstet sind. Das gibt der Waffe eine hohe Geländegängigkeit. Sie kann daher den Kampfbataillonen unmittelbar aufs Gefechtsfeld folgen oder ihr Vorgehen begleiten. Die leichte Panzerung bietet Schutz vor leichten Waffen und Splittern. Und diese Waffe ist immer feuerbereit. Sie braucht nicht erst in eine Stellung einzufahren, ist von Hilfsaggreagten unabhängig und kann sofort nach dem letzten Schuß wieder anfahren, um eine neue Aufgabe zu übernehmen. Nur wenige Minuten später tritt der Fahrer, einige Kilometer weiter, die Bremse durch. Der FlaPanzer ist einsatzbereit. Sprechfunkgeräte sichern auf allen Wagen die Verbindung über viele Kilometer hinweg. Verglichen mit einem Waffensystem der "Radarflak" wirken diese Geschütze ziemlich einfach. Sie sind ihr auch tatsächlich in einigen Punkten unterlegen. Nacht und Nebel legen sie lahm - jedenfalls gegen Flugziele. Aber unter diesen Verhältnissen greifen Flugzeuge auch nur feste Objekte an, Brücken, Ortschaften, Knotenpunkte. Eben dort wartet jedoch die feuerbereite Radarflak. Eine Truppe im freien Gelände ist nachts mit Jabos nicht zu fassen. Und wenn es darum geht, eine angreifende, marschierende Truppe zu schützen, dann kann die "Radarflak" nicht mithalten. Sie ist an feste Positionen gebunden. Hier kommt alleine die Panzerflak mit. Gerade weil ihre Waffen so robust sind, kann eine wilde Geländefahrt nichts zerstören - es gibt keine hochempfindlichen Geräte. Die M 42 verlangt dafür etwas anderes: Männer, die ohne besondere technische Finessen alles aus ihrer Waffe herausholen. Die den berühmten sechsten Sinn besitzen. Die mit scharfen Augen den winzigen Punkt dicht überm Horizont erspähen, der sich Sekunden später als Jagdbomber entpuppt. Die auf einen Blick an den Umrissen der Maschine erkennen, ob da Freund oder Feind heranfegt. Die einen Rechner für Schußunterlagen ersetzen durch Instinkt und Erfahrung, die aus Gefühl, aber auch aus Übung den richtigen Vorhalt beim Feuern wählen. Und die nicht den Bruchteil einer Sekunde vertrödeln, wenn sie Erfolg haben wollen.

    Gruß - Kai

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  • SEPTEMBER 1967 (24.-30.)

    Erkundungskommando der Pioniere landet am feindlichen Ufer

    Zitat

    "Zuu-gleich - Absetzen - leise!" Das Pioniererkundungskommando ist mit seinem Schlauchboot am feindlichen Ufer gelandet. Außer Atem verharren die Männer atemlos und horchen. Hinter ihnen schießt der Fluß gurgelnd zwischen den Ufern dahin. Vor ihnen, undurchdringlich, steht dunkel der Wald. Darüber senkt sich die Abenddämmerung. Irgendwo streicht ein Vogel ab, knackt ein Ast. Alle greifen zu ihren Schnellfeuergewehren. Sind sie entdeckt? Knallt es in der nächsten Sekunde aus allen Richtungen? Nichts. Vorsichtig atmen die Pioniere auf. Keiner hat etwas gemerkt, als ihr Schlauchboot, als treibender Busch getarnt, lautlos über den Fluß setzte. Viel sehen und nicht gesehen werden, so lautet die Parole einer solchen Erkundung. Der Feind darf nicht erkennen, daß die eigene Truppe hier über den Fluß hinweg angreifen will. Vielleicht schon in der Nacht, vielleicht erst im Morgengrauen. Wann und wie die Truppe angreifen wird, das hängt vom Ergebnis dieser Erkundung ab. Der Auftrag enthält eine Menge Fragen. Fragen, die nur ein erfahrener Pionier klären kann: Wie schnell strömt der Fluß? An den Ufern, in der Flußmitte? Wie sind die Ufer beschaffen, steil oder flach, sumpfig oder fest? Wie tief ist das Wasser? Und das Flußbett, ist es sandig, steinig oder morastig? Wo sind die Anlegestellen für Sturmboote, und wo für die Fähre? Kann man eine feste Brücke bauen, einen Steg, eine Schwimmbrücke einsetzen? Und weiter: Gibt es Schneisen und Wege, auf denen die Truppe vorwärts kommt? Oder hat der Feind den Braten gerochen und Minen gelegt, Sperren gebaut oder Hindernisse errichtet, - und wenn ja, wo sitzt er?

    Noch ehe es völlig finster ist, muß das Erkundungskommando fertig werden. Die Führung braucht neue Ergebnisse, damit sie entscheide kann, wie es weitergehen soll. Vom Sachverstand, vom Schneid und vom soldatischen Geschick der wenigen Männer hängt es ab, ob später ganze Einheiten und Verbände reibungslos über´s Wasser kommen. Sie bewegen sich wie Waldläufer der Indianerkriege. Die Meldeblöcke füllen sich mit Skizzen, Zahlen und Schriftzeilen. Im letzten, fahlen Dämmerlicht treffen die Pioniere sich wieder am Schlauchboot. Naß, zerkratzt, dreckig und mit schweißglänzenden Gesichtern. Der Führer sammelt die Notizen ein. Tadellos, die anderen Trupps sind ebenfalls fertig. Das Erkundungskommando kann zurückkehren. Die Führung wartet in den ersten Nebelschwaden, die mit der Nacht aus dem rauschenden Fluß aufsteigen. Auftrag ausgeführt!

    Gruß - Kai

    :BGS-F: BUNDESGRENZSCHUTZ - GSK (GrenzSchutzKommando) Küste - BGS See - KüEH (KüstenEinsatzHundertschaft) :BGS-S:

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