KTM LS-E Erfahrungen und Tipps

  • Hallo,
    ich überlege meinen Fuhrpark durch eine KTM LS-E zu ergänzen bzw. die K125 damit zu ersetzen
    Nutzen möchte ich die KTM um mit zwei Personen gemütlich ein paar Waldwege zu fahren oder allein leichtes Gelände zu fahren.
    Aussagen zur Tourentauglichkeit 150-200 km am Tag durch den Schwarzwald usw.
    Erfahrungen und Schwachstellen die beim Kauf bzw. Besichtigung helfen.


    Würde mich über zahlreiche Antworten freuen.


    Vielen Dank


    Gruss
    Jürgen

  • Das Fahren mit zwei Personen hängt letztlich von der Statur der Nutzer ab, eine LC4 ist kein Reisedampfer, zudem nicht üppig motorisiert. Wenn man es mit es Entschleunigung verbinden kann, dann passt es. Die Sitzbank der Mil gehört zu den Sitzmöbeln, auf denen man es auch einen Tag gut aushält, somit sind die geplanten 150-200km gut machbar. Je nach Körpergröße und Anspruch an die Geländetauglichkeit, bzw. auch den Wunsch nach Originalzustand, gibt es gute Möglichkeiten die Ergonomie durch Lenkererhöhungen (Kombi nach oben und nach vorn) und tiefere Fussrasten deutlich zu verbessern. Die Sitzposition mit dem 18L Tank finde ich angenehm.


    Schwachstellen sind die üblichen Verdächtigen, nämlich die Lagerungen. KTM war bei der Produktion teilweise sparsam mit dem Fetten, viele Lager sind jedoch Standardteile. Eine blöde Sache sind oft die Einstellschrauben für die Kettenspannung, solange sie gangbar sind unbedingt ausbauen und mit Antiseize einsetzen. Bei defekten muss man darauf achten, dass es ein Feingewinde ist, Reparatur ist kein Hexenwerk. Du solltest unbedingt auf die speziellen Teile der Mil achten, insbesondere auf die Plastikteile und die kleine Windschutzscheibe, meines Wissens gibt es die nicht mehr als Ersatz.

    Grüße aus dem Norden
    Claus

    Erleuchtung auf der dunklen Seite der Macht 37534537pb.gif

    Einmal editiert, zuletzt von Nordic ()

  • Hi, als KTM LS-E Fahrer mit leib und seele stehe ich dir gerne mit Rat und Tat zur Seite, vorweg, die 400 hat bei mir meine V2 abgelöst, also so wie dein Vorhaben für die Zukunft.



    Reisetauglichkeit/Komfort:


    Die KTM ist niedriger als die Serien LC4 damit auch kleinere Soldaten darauf Platz finden. Die Sitzbank ist Serienmäßig bis auf die Rastung, bei vielen Zivilen wurde diese noch unter dem Schutzblech mit einer M8 Mutter verschraubt, dies fällt nun weg und die Sitzbank ist mit Seilzug zu lösen.
    Die Sitzbank selbst ist geschmackssache je nach Körperbau, manche können keine 5 Minuten drauf sitzen, andere merken nach 5 Tagen noch keine Probleme.


    Ich liste einmal auf welche Vorteile die KTM gegenüber der Zivilen LC4 und gegenüber der 125er hat.



    Fahrwerk niedriger gegenüber Serie (auch für kleinere Personen aber immer noch mehr Bodenfreiheit als die 125er.)


    Fahrwerksfederung und dämpfung ist Schnellverstellbar (mittels eines Sechskantschlüssels kann man den Stoßdämpfer Einstellen, die Zivilen müssen fast Zerlegt werden hierfür, die 125 ist nicht einstellbar)


    Ebenfalls zum Fahrwerk, der Rahmen ist verstärkt und mit dem Kofferträger ÄUßERST Robust, ein Sturz aus 70km/h mit Überschlag nach der Kollision mit einem Reh hat mich lediglich einen Satz Handschützer, Blinker und Spiegel gekostet, den Lenker habe ich aus Vorsicht mit getauscht, dieser wies aber keinerlei Beschädigung auf.


    Kofferträger, das Volumen ist enorm Groß, ich habe auf der Linken seite im Alltag einen 2l Kanister, Öl für die Kette, Öl für den Motor, Werkzeugrolle, Lampensatz, Warnweste, Spanngurte, Ölbindetücher und Bremsenreiniger mit.
    Während einer langen Tour (Deutschland-Belgien-Frankreich-Retour, mache ich einmal Jährlich) habe ich rechts auch noch 2 Epas, Klappspaten (als Ständerunterlage) sowie einen 10l Wasserfaltkanister, Handtuch, Besteck, Teller und Lampe dabei. Im Topcase befindet sich dabei Schlafsack, Bekleidung und Nässeschutz. (Die Gewichtsangaben der Koffer kann man getrost übersehen, diese sind nicht auf die Alltags Traglast ausgelegt, sondern sind berechnet was die Verriegelungen im Falle eines Crashs aushalten, bei 5 Kg im Topcase wird dieses bei einem Aufschlag also nicht abreißen und als Tötliches Wuchtgeschoss durch die Gegen Katapultiert, das ist der Hintergrund hierzu.


    Der Tankrucksack, ausgestattet bei mir mit den Alltagsgegenständen, Karte, Liste mit Begriffen im Ausland, Ausländisches Verkehrsrecht, Versicherungskarte usw. Zudem nimmt die Tasche weitere Werkzeuge wie Multitool und Messer, Wasserflaschen und Erste Hilfe Material auf.


    Weiteres Zubehör ist zum Beispiel die Originale Ladestation, ein Ladegerät welches mit 230V Kompatibel an der Wand neben einer Steckdose Montiert wird und über die Bordsteckdose den Akku nicht nur Lädt, sondern ihn auf Pflegt. Sollte möglichst mit dabei sein, hat nämlich Zivil einen beachtlichen Wert wenn man in so etwas für die Überwinterung Investieren muss.


    Weitere Zusätzliche Ausstattung: 18L Tank, Windschutzscheibe und Heizgriffe.



    Sollte recht selbsterklärend sein, mit den 18 Litern plus die 2 Liter Reserve schafft man mit sehr ruhiger Fahrweise auf Flachem Land an die 400km und mehr. Nach den angegeben 300km Reichweite sollte jedoch Getankt werden um sicher zu sein.


    Die Windschutzscheibe hält nicht nur Wind ab, sondern auch Lästige Fliegen und Mücken von dem Tankrucksack fern, schlagen diese auf der rauen Oberfläche der Tanktasche ein sind sie nur schwer wieder abzuwaschen. Der Regen wird zudem gut vom Bauchbereich abgeleitet. Bei Größeren Fahrern kann es allerdings vorkommen das der Wind der abgeleitet wird, gesammelt genau auf den Helm zukommt, dies kann zu einer nötigen leicht gebückten Haltung während Fahrten jenseits der 100km führen.


    Heizgriffe, diese sind am Effektivsten mit guten Handschuhen und den Handschützern. Denn diese halten kalten Fahrtwind und Regen ab. Die Heizgriffe sind von Daytona (Marktführer) und absolut Alltagstauglich. 3 Stufen Kippschalter, 1-0-2 Schaltung, Also Hoch ist viel Power (bin mir nicht sicher, irgendwas mit 50-70 Watt ?) und Runter für wenig Power. Mittlere Stellung ist Aus. Achtung, die Griffe werden dummerweise nicht über das Zündschloss angesteuert und laufen auch weiter wenn der Schlüssel abgezogen wurde, damit ist beim Vergessen nach wenigen Stunden der Saft leer und die Batterie Tiefentladen und damit Hinüber. Sollte man bei Gelegenheit ändern lassen über eine Relaisschaltung, bsw. übers Fahrlicht.



    Weiter im Texte, die KTM ist nicht sehr Leistungsstark, das wissen wir, ähnlich dem Wolf ist sie Robust gebaut, verzeiht eigentlich alles, jedoch im direkten Vergleich mit den Artverwandten ein absoluter Lahmarsch.


    Dafür, halten die Motoren Ewig solange man sie nicht überdreht. Ich habe meinen einst überdreht und die Folgen waren ein Defektes Pleuellager. Nach dem Tausch läuft sie wie vorher, einsame spitze. Inzwischen sind es fast 50tsd. auf der Uhr, 45 davon unter meinem Hintern.



    Nun kommen wir zu den nicht so angenehmen teilen, den Nachteilen gegenüber anderen Motorrädern.


    -Hoher Schwerpunkt, wenn du auf Rutschigem Untergrund fährst ist es fast so als müsstet du neu fahren lernen, die Maschine will nicht immer in die Richtung in die du willst. Aber du solltest auf sie hören, sonst wirft sie dich ab, so mit Bindung wie bei der Hercules hat sie es nicht :D


    -Die bereits Angesprochenen Lagerstellen, besonders das Fahrwerk ist nicht optimalst für ein 100.000 km Motorrad gemacht, die Schwingenlagerung hält lange, länger als bei der Hercules, die Radlager hingegeben kann man fast bei jedem zweiten Reifenwechsel mitmachen. Kosten rund 40€ beim Händler pro Rad.


    Auch sind die Umlenkung und deren Aufnahme ein großer Schwachpunkt aufgrund der mangelnden Pflege beim Bund, ja es ist leider so, die Maschinen die vom Bund kommen sind allesamt nicht im Besten Zustand, mit glück hat man eine die jemandem Fest zugeteilt war und dieser liebt Zweiräder und investiert selbst viel Zeit für die Pflege seines Gerätes. Dann hat man was vernünftiges zum drauf setzen und sofort los dübeln.


    Test der Gesamten Umlenkung, man stellt die Maschine auf den Hauptständer und drückt das VR herunter sodas das HR in der Luft steht. Nun nimmt man die Schwinge auf höhe der Kettenspanner, also Ganz hinten und versucht einzufedern. Sind die Lager in Ordnung wird nur die Feder Arbeiten. Wenn die Lager ausgeschlagen sind, dann kann man die Schwinge zwischen 1-3cm hoch ziehen ohne das der Stoßdämpfer überhaupt reagiert. Dann sind diese hinüber. Meist ist es die Aufnahme der Umlenkung im Rahmen, kostet beim Händler rund 200€ oder etwas weniger. Für selbst gemacht kostet es jede menge Nerven weil schwer erreichbar und die Ersatzteile, plus 15-20€ für Dremel Köpfe, denn damit kommt man am besten voran die fest gegammelten Lagerschalen auszuschleifen und dann zusammen zu brechen.


    Weiter, die KTM benötigt alle 5.000km eine Kur, und zwar 2 frische Filter fürs Öl, neues Öl und eine Nachstellung des Ventilspiels. Dies kann man sich von jemand fähigen einmal zeigen lassen und danach selbst durchführen, keinerlei Hexenwerk. Kosten ca. 50-60€ für Ersatzteile.



    Ich fasse nun einmal alle Punkte kurz zusammen mit Plus für Positiv, Minus für Negativ:



    +Viel Fahrkomfort je nach Körperbau
    +Technisch sehr Tourenfähig für Landstraßen
    +Griffheizung
    +Windschild
    +Handschutz
    +hohe Reichweite durch großen Tank
    +Kick und Elektrostarter
    +Haupt und Seitenständer
    +Schnellverstellbare Federung und Dämpfung
    +Schnellverstellbarer Frontscheinwerfer
    +Koffersystem
    +Wartung und Reparaturen leicht selbst durchführbar
    +Bordstromversorgung und große Lima


    -Kosten nicht unterschätzen, 5tsd. km sind schnell gefahren
    -keine Warnblinkanlage (nachrüstkosten ca. 100€ für ein gutes System)
    -hoher Schwerpunkt trotz Tieferlegung im Fahrwerk
    -Ersatzteilkosten sind bei Originalteilen recht hoch
    -Mangelnde Ersatzteilversorgung, es gibt meines wissens nach keine Sitzbankbezüge, Windschutzscheiben, Handschützer, Tarnlichtabdeckungen für den Scheinwerfer, Koffer, Tankrucksack, Ladegerät und den 18 Liter tank in Oliv mehr.


    Man kann sich allerdings bei manchen Dingen behelfen. Aktuelle Handschützer und Tankrucksäcke passen und der 18 Liter Tank in Schwarz ist noch lieferbar. Auch bezieht jeder fähige Sattler die Sitzbank ordentlich neu.





    Das war es erstmal so von meiner Seite, wenn du fragen hast, gerne immer her damit. Falls du in der nähe von Köln unterwegs sein solltest, sag bescheid und wir touren mal eine Runde.




    Gruß Kris

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  • Wir sind hier auch nicht um andere zu Belehren sondern um Informationen für und wider der Alltagstauglichkeit und Anwendung des entsprechenden Militärfahrzeuges zu sammeln.



    Aber weil ich nicht anders kann, so darf ich mit meinem Motorrad auf jedem Waldweg fahren der mich direkt zu meinem Waldstück führt bzw. darf ich die Waldwege derer passieren dessen Genehmigung ich dafür eingeholt habe.


    Das heißt ich kann beim Sepp über die Wiese um dann beim Dieter am Forst entlang zu meinem Hochstand zu kommen. Alles klar ?



    Juergen, halt uns doch bitte auf dem laufenden wie du dich entscheiden wirst und ob du fündig wirst, wie gesagt, bin auch gern per PN für Fragen da und berate gern so gut es mir möglich ist.



    Gruß Kris

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  • Hallo Kris,
    danke für die ausführliche Beschreibung. Ich hatte ja schon diverse Reisedampfer, angefangen mit Africa Twin und R1150GS. Es waren beides gute Motorräder. Mein erstes Motorrad war ein 600XT.
    Die Hercules finde ich aktuell für mich super um auf Treffen zu fahren bzw. mal die besagte Runde über Feld und Waldwege zu fahren. Leider ist sie für Fahrten zunzweit nicht optimal und der Beifahrer erstickt fast im Rauch.
    Daher suche ich halt eine Kombi aus relativ leichtem Geländemoped und mal Tagestourentauglichkeit.
    Da erscheint mir die KTM eine Option.
    Aktuell haben die Preise mich etwas verwirrt.
    Von 1.500€ über 2.300€ bis zu 4.000€ ist alles dabei.
    Mal sehen was der Markt die nächsten Monate hergibt und ich evtl. die K125 zusätzlich behalten kann.
    Kris gerne komme ich auf dein Angebot zurück wenn es konkreter wird.


    Gruss
    Jürgen

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