Das sieht aus wie eine Handflammpatrone - alte Ausführung (noch nicht mit Pistolengriff). Blau gestrichen - also die Übungsausführung mit Kalkladung.
Bundeswehrkalender aus den 1970´er und 1960´er Jahren
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Danke für die Info.
Von der Handflammpatrone, allerdings mit Griff, habe ich schon gehört.
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Sieht so im Detail aus:
Nein - die war von mir nicht gemeint. Das ist die neue Ausführung, ich habe bewusst oben geschrieben, "nicht mit Pistolengriff".
Die "alte" Handflammpatrone sah so aus:
Auch war die Kampfentfernung mit 40 m deutlicher geringer. Bei der Zeichnung der Sicherungskappe sieht man auch deutlich den Druckbügel, der zum Abfeuern diente -
Andere Grabenfunkgeräte gab es damals halt nicht. Ich gebe jedoch zu bedenken, das diese Geräte zu der Zeit (1970) eigentlich auf neuere Batterien umgerüstet hätten sein sollen, weil die alten US 22,5 Volt Anodenbatterien da eigentlich schon nicht mehr verfügbar waren, auch bei den Amis nicht mehr. Also von da her für Anfang der 70ger durchaus aktuell, SEM 51 war ja wohl noch weit weg...
Grüße Wolf
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Na ja, aber das wurde ja dann wenig später als SEM 52 eingeführt...
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MAI 1970 (17.-23.)
ZitatDie gute Tarnung dieses Soldaten verrät den gelernten Panzergrenadier. Diesmal im abgesessenen Kampf. Fast unsichtbar bringt er eine besonders wirkungsvolle Waffe in Anschlag. Sie feuert großkalibrige Geschosse mit buchstäblich durchschlagender Wirkung auf viele hundert Meter. Diese schwere Panzerfaust stammt aus Schweden. Das Land ist bekannt für die Qualität seiner Waffen. Wenn sie dazu noch unter dem Namen "Karl Gustav" auf den Markt kommt, spricht alles für einen Markenartikel. Erstmalig erhält mit dieser schweren Panzerfaust der Grenadier eine Chance gegenüber dem Panzer - und zwar auf eine mittlere Entfernung. Bisher mußte eine Grenadierzug in seinem Stützpunkt warten, bis die Feindpanzer auf hundert , auf fünfzig Meter heran waren. Vorher feuern, hieß Munition verschleudern. Dieses Warten zerrte aber an den Nerven. Zumal die Panzer stets in Begleitung von Panzergrenadieren angreifen. Sie setzen alles daran, die Verteidiger in Deckung zu zwingen, bis die Panzer über ihnen sind.
Die "Karl Gustav" ist geeignet, dieses Konzept zu verderben.
Jetzt nehmen die Panzergrenadiere aus ihren Zugstützpunkten die Feindpanzer unter Feuer, ehe deren Begleitinfanterie zum Schuß kommt. Die Kampfkraft der Panzergrenadiere hat damit beträchtlich zugenommen. Das gilt gleichermaßen für den Angriff. Die schweren Geschosse der "Karl Gustav" durchschlagen Betonbunker ebenso wie Mauerwerk. Im Sturm auf eine Ortschaft schlagen die Panzergrenadiere damit härter zu als vordem.
Wer heute die Waffen und Kampfgeräte einer Panzergrenadierkompanie betrachtet, gerät ins Staunen. Das liegt einmal daran, daß die teuren Gefechtsfahrzeuge dem Einzelkämpfer "die Schau stehlen". Zum anderen üben die Verbände auf abgelegenen Plätzen. Man muß schon von der Sache etwas verstehen, um da wirklich zu erkennen was es gibt und was da vor sich geht. Zunächst einmal sind sämtliche Waffen nagelneue Modelle. Sie wurden nach dem Krieg entwickelt, in den Erprobungsstellen der Bundeswehr auf Herz und Nieren getestet, in allen Klimazonen durchprobiert und einem langen Truppenversuch unterzogen - also monatelang von Grenadieren selbst geprüft. Dann eingeführt. So schießt er als Nahkampfwaffe mit der verbesserten Waltherpistole 08. Seine Maschinenpistole ist robust und leistungsfähig bei jeder Witterung. Sein Sturmgewehr ist aus dem alten Modell der Wehrmacht weiterentwickelt worden. Das einst gefürchtete MG 42 verwenden auch die Grenadiere der Bundeswehr. Es verschießt eine genormte NATO-Patrone. Die leichte Panzerfaust ist völlig neu konstruiert. Sie schießt haargenau und wird nachgeladen. Der Grenadier feuert mit Handflammpatronen und wirft - wie seine Vorgänger im 18. Jahrhundert - Handgranaten. (Das gab ihm damals den Namen Grenadier.) Jeder Mann erhält eine gründliche Ausbildung an diesen Waffen. Dazu gehört ihr Einsatz unter Gefechtsbedingungen, bei Nacht, im scharfen Schuß. Jeder Mann lernt den Umgang mit Sprechfunkgeräten. Seine Ausbildung macht ihn fit im Tarnen. Er lernt, wie man sich schnell ein Deckungsloch gräbt. Mehrere Wochen verbringt er im Freien und lernt das Leben im Felde, gleichgültig ob die Augustsonne strahlt oder ihm Schneetreiben ins Gesicht fährt. Mit der Zeit entwickelt er sich zum Allwetter-Infanteristen. Er wird ein Soldat, der aus eigenem Entschluß das Richtige tun kann, der erst seinen Verstand einsetzt und dann seine Waffen. Daher gilt im Dienstplan einer Kompanie der Drill auch nicht dem Denken. Das muß jeder selbstständig können. Der Drill gilt der Waffenausbildung und der Gefechtstätigkeit. Erst wenn der Soldat über seine Waffe nicht mehr nachzudenken braucht, kann er seine Gedankenarbeit voll auf seinen Auftrag konzentrieren. Sofern er instinktsicher durchs Gelände pirscht, geschickt getarnt, lautlos und ausdauernd, sofern er seine Schnellfeuerwaffen zum Präzisionschuß hochreißt, solange bleibt er selbst ein "Markenartikel der NATO": Panzergrenadier. Einzelkämpfer. Er verteidigt Europa und unsere Freiheit.
Bild Stabsfeldwebel Günther Oed
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Hallöle,
immer wieder schön, geballte Kompetenz :thumbsup:
Ja, die legendäre und dazu noch verbesserte "Waltherpistole 08" und das aus dem "alten Modell der Wehrmacht (Gasdrucklader)" weiterentwickelte neue Sturmgewehr (Rückstoßlader). Nur gut, daß es sich um "nagelneue Modelle", von Nachkriegsentwicklungen handelte. Inkl. das "gefürchtete" MG.......
Servus der murkser
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Murkser,
ich könnte ja was dazu schreiben, aber ich lasse es. Die wollten das damals so, weil ja Übernahmegerät von Wehrmachts- und sonstigen Kampforganisationen eher unerwünscht war. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Der 5t MAN L630 war auch nur ein aufgebohrter 4500 kg LKW der Wehrmacht……ein paar PS mehr…..
Das G1 und das G3 hatten allerdings mit der MP43 und dem Sturmgewehr 44 eher nix zu tun, außer der Blechpresstechnik. Den Herren der Entwicklung des Cetme-Gewehres würde wohl das Herz stehen bleiben.......,
genug!
Schönen Abend noch!
Gruß
Wolf
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Hallöle,
na mir ist halt eben schleierhaft, wie es sein konnte, daß so ein verschwurbelter Quark abgedruckt worden ist. Gab es denn dafür kein Lektorat?
Ursprünglich sind die Bildkalender ja vom Verlag der "Soldat und Technik" für das Bundesministerium der Verteidigung, bzw. die Bundeswehr gemacht worden.
Diese eigenartigen Texte sind ja keine Einzelfälle. Wie schon ein paar mal an anderer Stelle kritisiert worden ist.
Aber wahrscheinlich handelte es sich dabei um gezielte Fehlinformationen für die Mitleser von der anderen Feldpostnummer.
Frühe "fake news" sozusagen
Servus der murkser
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... das war für die aber klar, dass das Blödsinn ist
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MAI 1970 (24.-30.)
ZitatEr marschiert mit. Er begleitet die Truppe überall hin und gibt ihr damit Sicherheit. Die Hauptaufgabe für jeden Soldaten im Sanitätsdienst: Helfen und Heilen. Wo immer Hilfe gebraucht wird, ertönt der Ruf nach dem Sanitäter und dem Arzt. So ist es im Kleien wie im Großen. Im Kleinen - wenn die Strapazen des Marsches zu groß werden, wenn man nicht mehr weiter kann, oder auch beim Sport- oder Verkehrsunfall - wie im Großen - wenn Katastrophen eintreten. Bei der Flutkatastrophe in Hamburg, bei der Erdbebenkatastrophe in Agadir, beim Grubenunglück in Lengede - überall waren Ärzte und ihre Helfer, die "Sanis", dabei und halfen ihren Mitmenschen. Hilfe wird allen zuteil. Dem eigenen Kameraden genauso wie dem Zivilisten.
Sanitätssoldaten stehen unter dem Zeichen des Roten Kreuzes. Nach dem Genfer Abkommen vom 12.August 1949, dem fast alle Staaten dieser Erde beigetreten sind, gehören sie zu dem Personal, das unter allen Umständen zu schonen und zu schützen ist. Das gleiche gilt für alle Sanitätseinheiten und -einrichtungen, für Gebäude und Material und für alle Sanitätstransporte, die - so heißt es im Genfer Abkommen - "unter keinen Umständen angegriffen werden dürfen". Das gesamte im Sanitätsdienst verwendete Material, alle Gebäude und Zelte sind mit dem Roten Kreuz gekennzeichnet, und auch das Personal trägt eine Rot-Kreuz-Armbinde. Außerdem haben alle Angehörigen des Sanitätsdienstes einen besonderen - mit dem Schutzzeichen versehenen - Ausweis.
Sanitätssoldaten sind also durch den besonderen Schutz, den sie gnießen, herausgehoben. Auf der anderen Seite stellt man an sie besondere Anforderungen. Wer fachgerecht helfen will, muß es auch können. Eine gründliche Ausbildung aller Sanitätsoffiziere, Unteroffiziere und Mannschaften ist deshalb das A un O des Sanitätsdienstes.
Bild Hans H. Siwik
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JUNI 1970 (7.-13.)
"Leoparden" eines Panzerbataillons fahren zur Feldparade am.
ZitatFeldparade zum 20. Jahrestag der NATO im Juni vergangenen Jahres (1969). Auf dem Nürburgring in der Eifel dröhnen die Motoren. Diesmal sind es keine Formel-Rennwagen. Die Boxen stehen verlassen. Aber die Tribünen sind dicht besetzt wie an Renntagen. Gegenüber der Ehrenloge spielt das Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Eine Fahnenkompanie zieht vorbei - Abordnungen aller Armee des Bündnisses. Ein Fallschirmjägerbataillon folgt zu Fuß, in Sprungsausrüstung, die Waffen schußbereit. Hinter ihnen - wieder zu Fuß, wieder in Kampfausrüstung - die Hochgebirgszüge der Gebirgsdivision. Durchtrainiert, sehnig und fast lautlos auf den Sohlen ihrer Spezialstiefel marschieren sie über den Beton. Dann geht die Marschmusik im Donnern der Panzermotore unter - der Vorbeimarsch des mechanischen Teils der Streitkräfte beginnt.
Eine solche Feldparade erfordert präzise Organisation und Vorbereitung, Pläne und Übersichten, Tabellen und Befehle, einen Leitungsstab mit Feldjägern und Hubschraubern, Zeltlager für die Paradetruppen, Versorgungsdienste aller Art und ein wohldurchdachtes Fernmeldesystem mit Richtverbindungen, Funk und Telefon. Eine solche Feldparade kostet Vorbereitungen. Und das Geld dafür ist nicht zum Fenster hinausgeworfen. Die Arbeit ist nicht umsonst. Die Vorübungen der Paradetrupenteile sind nicht vergebens. Denn eine sauber ausgeführte Feldparade ist eine Leistungsschau der Streitkräfte. Das war schon zu allen Zeiten der Sinn einer Parade. Sie sollte der eigenen Bevölkerung vor Augen führen, was die Armee hatte und was sie konnte. Nicht allein der eigenen Bevölkerung - die schließlich das Geld für diese Streitkräfte aufbrachte. Auch befreundete Nationen sollten einen Begriff von der Kampftüchtigkeit dieser Verbände erhalten.
Zwanzig Jahre NATO sind schon ein Anlaß für eine solche Feldparade. Seite einem Jahrzehnt stellt die Bundesrepublik dieser NATO das stärkste europäische Truppenkontingent zur Verfügung - als einzige aller Nationen unter NATO-Oberbefehl, nicht unter nationalem Kommando. So war es ein Zeichen der Anerkennung, wenn Manlio Brozio, der Generalsekretär der Allianz, und General Lemnitzer, ihr militärischer Befehlshaber, als Ehrengäste gerade an der deutschen Feldparade teilnahmen. Das zeigt den deutschen Soldaten, daß sie als geachtete Partner gelten. Es zeigt aber auch vor aller Öffentlichkeit, daß die Bundeswehr ihren Auftrag nicht allein, sondern im Zusammenwirken mit 15 Nationen erfüllt.
Bild Hans Heinemann
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JUNI 1970 (14.-20.)
ZitatKein Gefechtsfahrzeug ist so geländegängig wie eine abgesessen vorgehende Infanteriegruppe. In dichtem Wald und an steilen Böschungen haben es Schützenpanzer nicht leicht. In grundlosem Schlamm faßt keine Kette mehr. Bei Nacht und vor allem im dichten Nebel finden die Trumwaffen der Panzerfahrzeuge nur schwer ihre Ziele.
Aber diese Ziele sind da. Und meist sind sie eben unter diesen Bedingungen besonders gefährlich: Infanteriegruppen des Gegners. Sie verbünden sich mit der Dunkelheit und dem Nebel. Sie tauchen auf Nahkampfentfernung auf und sind wieder verschwunden, noch ehe das Hämmern ihrer Feuerstöße, das Krachen ihrer Handgranaten verhallt ist. Sie wählen stets ein Gelände, in denen ihnen keine überlegenen Gefechtsfahrzeuge begegnen werden. Sie suchen Wetterlagen aus, bei denen sie vor Fliegerangriffen sicher sind. Kurz, sie setzen das Können des Einzelkämpfers gegen die komplizierte Waffentechnik ein. Nicht blindlinks, um jeden Preis - nur unter Bedingungen, die dem Einzelkämpfer seine Chance lassen. Weil das so ist, braucht das Heer eine Waffe gegen diese Gegner. Genauso beweglich, ebenso wirksam, gleich schwer zu fassen - also auch den harten Einzelkämpfer, und Stoßtrupps, die sich aus solchen Soldaten zusammensetzen.
Unser Bild zeigt eine solche Gruppe. Beweglich: Ihre Geländegängigkeit bedarf keines Kommentars. Beweglich aber auch durch ihre Fernmeldemittel. Sprechfunk verbindet die Gruppen untereinander, mit dem Zug, mit der Kompanie, oft auch mit schweren Waffen. Wirksam: Die Gruppe besitzt hohe Feuerkraft durch ihr Maschinengewehr (es ist eine Weiterentwicklung des weltweit bekannten MG 42), durch die Schnellfeuergewehre, durch Handgranaten. Mit einem Deutschuß seiner Leuchtpistole kann der Stoßtruppführer ohne zeitraubende Befehle das Feuer seiner Waffen ins Ziel dirigieren. Schwer zu fassen - beim bloßen Hinlegen sind die Männer wie vom Erdboden verschluckt. Die Farbe ihrer Kampfanzüge, die Helmtarnung, das Ausnutzen jeder Mulde läßt sie von einem Augenblick zum anderen lautlos verschwinden. Diese Kampfweise erfordert von jedem Mann ein Höchstmaß an Konzentration. In jeder Sekunde kann der Feind auftauchen. Aus jeder Richtung. Auf ganz nahe Entfernung. Nur für Sekunden sichtbar. Nur mit Präzisionsfeuer, im Schnellschuß, aus der Hüfte ist er niederzukämpfen. Diese Kampfweise erfordert also ein blitzschnelles Reaktionsvermögen. Sie verlangt ebenso Kondition, die allen Strapazen standhält. Und schließlich ein Zusammenwirken aller Männer des Stoßtrupps, das besser ist als in einer Fußball-Bundesligamannschaft. So etwas entsteht natürlich nicht allein. Nicht jeder ist für diese Kampfweise der richtige Mann. Aber in den Gruppen spürt man den gleichen Zusammenhalt wie in guten Seilschaften, in erprobten Regatta-Besatzungen. Das Gefühl nämlich, unter sportlichen, abgehärteten Könnenr zu sein, bei denen sich jeder auf den anderen verlassen kann. Mit einer solchen Gruppe hat der Einzelkämpfer immer eine Chance gegen die raffinierteste Technik - heute so gut wie jemals zuvor.
Bild Major Klaus Neumann
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JUNI 1970 (21.-27.)
ZitatWer da glaubt, die Soldaten auf unserem Bild seien auf Robinson Crusoes Insel schiffbrüchig geworden und setzen nun ein Notsignal, der hat sich gründlich getäuscht. Diese weißbehelmten Gestalten im Olivzeug sind auch keineswegs Heeressoldaten auf Urlaub am schönen Ostseestrand. Es sind, man wird es kaum glauben, Marinesoldaten, die sich nur etwas anders "kostümiert" haben. Und was diese Herren - natürlich handelt es sich um Herren, weil Lords, wie die Mariner auch genannt werden, immer Herren sind -, was diese also da machen, nennt sich Strandvermessung.
Sie vermessen den Strand für eine amphibische Unternehmung, die zweifellos eine Sache der Marine ist - zu Anfang zumindestens. Das ist beileibe keine Seemannsgarn, so etwas gibt es. Man braucht nur einmal zu überlegen, was in einem Ernstfall alles passieren kann, um die Notwendigkeit solcher Dienste einzusehen. Ein Angreifer kann Minen in unseren Hafeneinfahrten praktizieren, er kann Schiffe in der Fahrrinne versenken, Kaianlagen, Kräne und was man sonst noch alles zum Be- und Entladen von Schiffen braucht zu zerstören suchen. Ohne Häfen kann man aber normalerweise keine Schiffe entladen und keine der so notwendigen Versorgungsgüter einführen, wenn , ja wenn man nicht diese Soldaten der Fachrichtung 71 und 72 hätte. Diese Männer haben sich darauf spezialisiert, Schiffe am offenen Strand zu entladen oder, wenn es sein muß, auch zu beladen. Bis zu einem gewissen Grade geht es also auch ohne Häfen, man muß sich nur zu helfen wissen.
Das Geschäft ist allerdings komplizierter als es aussieht, denn nicht an jeder Küste, an jedem Strand kann so ein offener Güterumschlag vorgenommen werden. Zunächst einmal muß man sich anhand von genauen Karten mit dem Küstenverlauf, den vorhandenen Wassertiefen, Strömungen, Gezeiten und vielen anderen Dingen vertraut machen. Dann wird die Bodenfestigkeit geprüft, wird die Steigung zum festen Land vermessen, wird untersucht, ob die in den Karten eingetragenen Straßen auch den Ansprüchen genügen usw. Wenn alles zur Zufriedenheit ausfällt, beginnen die praktischen Vorbereitungen. Ansteuerungsmarken für die Schiffe, Markierungen für die An- und Ablaufpunkte der Amphibienfahrzeuge müssen vermessen und errichtet werden. Je nach Bodenbeschaffenheit müssen Stahlmatten oder andere Befestigungsmittel verlegt werden, damit die schweren Fahrzeuge sich nicht im Sand festfahren. Kurzum, es müssen eine Vielzahl von Vorbereitungen getroffen werden, ehe das geplante Unternehmen starten kann.
Natürlich haben viele kluge Leute Vorschriften verfaßt, die genau sagen, wie man diese und jenes macht - und oft stimmt das auch alles ganz genau. Nur manchmal stimmt es eben doch nicht und dann braucht man einfallsreiche und praktisch veranlagte Köpfe, besonders dann, wenn all die modernen Hilfsmittel der Technik einmal nicht rechtzeitig greifbar sind. In solchen Fällen helfen sich die Soldaten selbst, wobei sich ihre oft ganz unterschiedlichen Zivilberufe vorzüglich ergänzen.
Es wäre falsch zu glauben, die Marine bräuchte in erster Linie Seeleute. Beinahe könnte man sagen, daß alle anderen Zivilberufe in der Marine mehr gefragt sind als der des "richtigen" Seemannes. Der genannte Dienstzweig 70, der die Männer der Amphibik, des Küstenumschlages, der Küstensicherung und des Kraftfahrzeugwesens umfaßt, vereinigt in sich fast die gesamte Skala aller handwerklichen Berufe: Kranfühhrer, Bauzeichner, Straßenbauer, Büchsenmacher, Schneider, Schuster, Tischler, ja sogar kaufmännische Angestellte, Feuerwehrmänner und Anwaltsgehilfen findet man in diesem Dienstzweig - und alle werden gebraucht und entsprechend ihrer Ausbildung eingesetzt. Man fährt bei der Marine nicht nur zur See, man kann mit einem Bein auch an Land bleiben, wie die Soldaten auf unserem Bild. Es ist schon ein abwechslungsreiches Leben, das die "Pioniere zur See", wie man diese Männer auch nennen könnte, führen.
Bild Ernst Korpjuhn
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So was nannte man früher mal Strandmeister, wenn ich da nicht ganz falsch liege, also mal zumindest den Chef dieser Leute. Eigentlich ziemlich ungesund, sich als erste an eine verteidigte Küste zu begeben mit praktisch keiner Bewaffnung... Die ABC Schutzmaskentasche hätten die auch noch zu Hause lassen können. Aber so war es halt damals.
Grüße
Wolf
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Hallöle,
gehe ich recht i.d. Annahme, daß die Herren einen eigenen Strand vermessen, der nicht verteidigt wird, weil es halt der eigene ist :?:
Und dadurch die ABC-Schutzausrüstung Sinn macht weil der Feind, das Anlanden von Nachschubgütern zu verhindern sucht.
Servus der murkser
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Nein ,die Strandmeister kommen unserer eigenen Amphibischen Abteilung zuvor.
Die sind quasi die Pioniere und checken aus ,ob der Strand tragfähig ist.
Kommt ganz selten vor,das man gezwungen ist wie in Dünnkirchen ,vom Strand her
den Rückzug zu machen.Auch da haben die das sagen,wer wo zuerst einbooten darf.
Die Strandmeister und die Amphibische Abteilung ,wurden wegrationalisiert.
Wegen der Verteidigung,man kann nicht die ganze Küste ala Atlantikwall besetzen
und zum anlanden sucht man sich auch was ruhiges aus.
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Hallo Zusammen,
es hat mit dem Foto von stiwa nichts zu tun, aber die Strandmeister gibt es nicht mehr.
Seit 2018 hat das Seebataillon in Eckernförde (ich bin als Reservedienstleistender dort eingesetzt) wieder eine "Gruppe Amphibischer Einsatz" (Grp AmphEins).
Die verlorengegangenen Fähigkeiten werden Stück für Stück wieder aufgebaut.
- Wir kooperieren mit dem Korps Mariniers (NDL) und nutzen deren Verbringungsplattform "Karel Dorman", langfristig wird das SeeBtl dem Korps Mariniers unterstellt werden
- Wir erhalten im Jahr 2019 noch 3 x Geländetransportfahrzeug BV 206 S "Hägglunds"
- Wir haben noch ein Mehrzwecklandungsboot MZL "Lachs" (bin heute damit gefahren), das hat aber eher einen anderen Zweck als bei der Indienststellung
Beste Grüße,
Semjon -
Hallo Semjon,
hast Du eine Regattabegleitfahrt gemacht?
Bin auf "Lachs" in der nächsten Zeit wohl häufiger an Bord...
VG
Andreas
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