
Keine Millitär-Modellbau-Ausstellung mehr im deutschen Panzermuseum Munster
- Pi90
- Erledigt
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Da fehlen mir die Worte.
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Für Leute ohne FB-Zugang hier der Text:
ZitatKEINE MILITÄR-MODELLBAUAUSTELLUNG MEHR IM PANZERMUSEUM
Zwanzig Jahre lang gab es im Panzermuseum einen festen Programmpunkt: Die Militär-Modellbauausstellung in den Hallen des Hauses. Zuerst zu Ostern, später zu Pfingsten, präsentierten sich Dutzend Fans des Hobbys ihre Modelle, die manchmal wirklich eine atemberaubende Qualität hatten. Dazu traten einige kommerzielle Stände, an denen sich die Fans mit neuem Material versorgen konnten. Die zweitägige Veranstaltung hatte eine hervorragenden Ruf in der Modellbauszene und faszinierte auch den einen oder anderen Menschen für das Thema, der sich vorher gar nicht dafür interessiert hat. Über die Jahre hinweg profitierten beide Seiten voneinander: Anfangs, als das Museum noch nicht so medial präsent war wie heute, war die fleißige Werbung der Veranstalter auch immer eine gute Werbung für das Museum. Später, als das Museum immer öfter in den Medien auftauchte und vor allem in den Sozialen Medien sehr präsent war, wurden viele Leute über das Museum auf die Veranstaltung aufmerksam. Besonders hervorzuheben ist das alljährliche fleißige Spendensammeln zugunsten der Kinderkrebshilfe, das fester Bestandteil jeder Ausstellung war.
Mit der Pandemie wurde die Veranstaltung, wie so viele andere, vorläufig eingestellt.
In der Zwischenzeit hat sich im Panzermuseum hinter den Kulissen viel getan. Eine neue Dauerausstellung wurde entwickelt, die ab Februar in unseren Hallen zu sehen sein wird. Sie wird den Anspruch verwirklichen, den das Haus in der letzten Dekade entwickelt hat und nur durch bürokratische Verzögerungen bisher nicht vollständig umsetzen konnten: Die Panzer in den Hallen in einen historischen Kontext einzubetten – und zwar in die hellen Seite des Themas wie z.B. Kameradschaft und technische Leistungen ebenso, wie in die dunklen Seiten des Themas wie z.B. Leiden und Verbrechen. Über 50 Texte und über 150 Fotos, Grafiken und andere Medien werden diese Inhalten transportieren. Die Tonalität des Hauses wird sich damit zum ersten Mal nach 40 Jahren Bestehen des Hauses drastisch ändern.
Da Corona zwar nicht vorbei ist, aber doch immer mehr in den Griff bekommen wird, stand nun natürlich die Frage im Raum, ob denn Pfingsten 2023 die Modellbauaustellung wieder zu Gast im Panzermuseum sein soll. Heute gab es dazu ein Gespräch mit den beiden Organisatoren der Ausstellung und das Ergebnis des Termins lautet: Nein, die Ausstellung wird künftig nicht mehr im Museum stattfinden.
Neben vielen Detailgründen ist dabei ein Umstand grundsätzlich entscheidend: Das Wesen der Messe und das Wesen der neuen Ausstellung passen nicht mehr zusammen.
Die Ausstellung war die vergangenen Dekaden eine beinahe rein technische: Panzer stand neben Panzer und die Objekttexte gaben auch Informationen über das jeweilige Fahrzeug weiter, aber größere historische Zusammenhänge gab es nicht. Man konnte das Panzermuseum also wie ein Traktorenmuseum oder ein Autohaus besuchen – als rein technische Schau. Das Panzermuseum hat bereits die letzten 10 Jahre den Anspruch gehabt, die historische Einbettung vorzunehmen, aber das fand aus Geldmangel bisher nicht durch die Ausstellung statt. Durch Audioguides, ja. Durch Führungen, ja. Aber nicht durch die Dauerausstellung an sich.
Das war museologisch schade, hatte aber den Effekt, dass ein fröhliche und lockere Veranstaltung wie die Modellbauaustellung auch gut 2 Tage in den Hallen zu Gast sein konnte. Große Panzer und kleine Panzer in einer Halle, das ergab Sinn, solange nichts weiter drumherum war. Deswegen haben wir die Ausstellung auch so lange gern zu Gast bei uns gehabt.
In der neuen Ausstellung passen die beiden Sachen aber nicht mehr zusammen. Die neue Ausstellung wird viele Informationen beinhalten über die dunkle Seite von 100 Jahren Panzerei – in Wort und Bild. Und dazwischen passt eine lockere, fröhliche Veranstaltung nicht mehr.
Fotos von verbrannten Leichen, die aus Panzern geborgen werden, sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Texte über die Zwangsarbeit in Auschwitz III sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Fotos von Leichenbergen sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Texte über das Ertrinken in Panzern sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Fotos von Menschen unter Panzerketten sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Wir haben uns daher dazu entschlossen, dass das Museum nicht mehr der richtige Ort für die Modellbauausstellung ist, die ja ein fröhliches und entspanntes Zusammenkommen von Menschen mit dem gleichen Hobby ist. Und das soll sie auch bleiben – und das geht eben ab 2023 nicht mehr in den Hallen des Panzermuseums.
Wir selber bedauern den Wegfall eines traditionellen Events im Jahr ebenfalls – speziell, weil es ja mal nicht am Geld scheitert, wie so vieles andere, und weil es auch keinen Streit oder dergleichen gab. Wir wünschen im Gegenteil dem Team und den Ausstellerinnen und Ausstellern alles Gute und haben unsere Hilfe angeboten. Wenn eine Ersatz-Location in der Nähe gefunden wird, werden wir daher gerne Kombitickets anbieten; wir werden die Ausstellung und den neuen Ort auf unseren Kanälen bewerben (auch wenn er weiter weg ist) und was uns sonst noch an Kooperationsmöglichkeiten einfällt.
Wir wünschen allen Modellbaufans alles Gute!
Ralf Raths
Direktor
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Für Leute ohne FB-Zugang hier der Text:
Fotos von verbrannten Leichen, ...Leichenbergen,...Menschen unter Panzerketten ..., sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Texte über die Zwangsarbeit in Auschwitz III,... das Ertrinken in Panzern..., sind kein passender Hintergrund mehr dafür.
Und wie passen dann Würstchen / Bierbuden bei Stahl auf der Heide zu den Hintergründen?
Irgendwie kann ich die Entscheidung nur schwer nachvollziehen.
Schade für die Modellbauer.
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Ist wohl eine neue Variante von "political correctness"
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Als ehemaliger Onlinehändler bin ich ein Mensch, der einen gewissen Fokus auf Einnahmen, Ausgaben, Geschäftsmöglichkeiten und so weiter hat. Eine über Jahre gewachsene Veranstaltung, die Publikum und Aufmerksamkeit angezogen hat auszuladen ist extrem unklug. Zumal wenn es sich um harmlose Modellbauer handelt.
Da hätten sich bestimmt Räumlichkeiten finden lassen, wo gerade keine Panzer mit ertrunkener Mannschaft oder Leichenbergen gezeigt werden. Oder das wird für den Zeitraum der Veranstaltung abgehängt. Mit der Aktion fehlen Besucher, die wieder kommen und Aufmerksamkeit in der Presse.
Die Frage ist auch: wer besucht zukünftig das Panzermuseum, wenn das eher ein schuldbewusster Pflichtbesuch wie im Konzentrationslager wird ? Ich finde es richtig, auch Kriegsverbrechen oder die Verbrechen des zweiten Weltkrieges zu behandeln. Aber offenbar leben wir in einer Welt, in der es Panzer gibt und die auch verwendet werden.
Um so besser, wenn sie dann eines Tages im Museum stehen und Kinder drin herum klettern können. Oder es nur noch Vorlagen für Modellbauer sind.
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Zitat
Und wie passen dann Würstchen / Bierbuden bei Stahl auf der Heide zu den Hintergründen?
Das ist dann wohl die nächste Veranstaltung die eingestellt wird
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"political correctness"
"Political Castration" trifft es eher....
Das gehöhrt doch dazu! Ich bin kein Modellbauer und habe es auch nicht so mit filigranen Sachen ,
aber das was die Mädels und Jungs in diesem Maßstab zaubern....
Meinen tiefsten Respekt haben Sie Alle....
Wenn dann die Modelle noch fahren und qualmen - das ist doch zu Geil !!;-)
Ich freue mich immer wenn Ich auf "Treffen" die Modelle oder detailgetreue Dioramen sehe....
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Auch Museen unterstehen einem gesellschaftlichen Wertewandel, und diese Strömungen beeinflussen auch Entscheidungen.
Neben Politischer Korrektheit fließen auch Toleranz, Vielfalt und Diversität ein und da stört halt eine etablierte Modellausstellung.
Es bleibt zu hoffen, daß die Modellbauer so weitsichtig sind und eine andere Option haben, sich zu präsentieren.
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hatte es schon im RC-Panzer Forum geschrieben.
Jeder Modeelbauer kennt die Geschichte und weiß auch um den Einsatz seines Modells. Aber es begeistert die Technik und nicht die Wirkung der Waffen.
Ich gehe ins Panzermuseum um die Technik der Fahrzeuge anzusehen. Wenn das im DPM nicht geht, dann gehe ich halt nach SInsheim oder Speyer. Da wird auch Militärtechnik dargestellt. Auch ein gesprengter Panther oder durchschlagene PzVI und ein zerstörter Jagdpanther. Auch da sind Menschen gestorben. Aber verbieten wir jetzt das Eisnbahnmuseum weil Waffen transportiert wurden, oder Menschen deportiert? (Vergleich aus dem PC-Panzer Forum geliehen)
Aber in Zeiten wo man nichtmal bei den Geschlechtern bis 2 zählen kann was will man da erwarten.
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Zitat
Es bleibt zu hoffen, daß die Modellbauer so weitsichtig sind und eine andere Option haben, sich zu präsentieren
Oder sich einfach anpassen und anstatt einer fröhlichen, entspannten Veranstaltung lieber Leichenberge und von Panzerketten zermalmte Körper in ihre Dioramen einbauen- das passt dann auch wieder in das neue "Panzermuseum" <X
Wir sind echt am Arsch
Sorry- das konnte ich mir nicht verkneifen
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Ein Vollausfall der Museumsleitung, denn die Beschäftigung mit Militärmodellbau ist eben AUCH ein Aspekt der Rezeption von Militärgeschichte. Ihn auszublenden dient nicht der wissenschaftlichen Wahrheit, sondern verdeckt Teile der Realität und Vielfalt des menschlichen Lebens.
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Die ganzen Panzer der Bundeswehr wurden in den letzten 50 Jahren nicht eingesetzt, wenn ich es recht sehe. Bitte korrigiert mich, falls ich falsch liege.
Der kalte Krieg, Technik und Panzer, die praktisch nur zur Bedrohung angeschafft wurden sind ein weiterer Aspekt, zu dem ein Museum eine Ausstellung + Dokumentation machen könnte. Es gibt in Deutschland nur wenige Museen (hauptsächlich in der ehemals geteilten Stadt Berlin), die sich mit diesem Teil unserer Geschichte befassen.
Total verkrampft, die Modellbauer auszuladen, um sich "realistischer" positionieren zu wollen. Anstatt naheliegende, interessante Thematiken in die Ausstellung aufzunehmen. Nicht jeder Panzerkrieg wird geführt. Aber doch verbirgt sich dort eine spannende Geschichte, die erzählt werden kann. Das wäre ein Grund für mich, das Museum aufzusuchen, um etwas zu lernen.
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Bin auch sehr enttäuscht von der Museumsleitung.
War auch schon bei Stahl auf der Heide und dort wurden Panzer eher gefeiert als gefürchtet.
Das passt dann ja wohl auch nicht mehr ins Bild.
Immerhin durfte ich es mal erleben
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Ich verstehe Euch nicht so ganz?
Wenn ich irgendwo nicht mehr gern gesehen werde, gehe ich halt woanders hin - Fertig!
Auch die Modellbauer sind doch nicht auf das Museum angewiesen und werden woanders mit Kusshand aufgenommen. Warum die ganze Aufregung?
Fragt sich der Ludwig
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Jammerschade - bei so einer Ausstellung hatte ich damals den Sandlatscher mit seinem 1:1 Modell kennen gelernt . . .
Wo soll ich das neue Produkt denn nun jemals zu sehen bekommen
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Die ganzen Panzer der Bundeswehr wurden in den letzten 50 Jahren nicht eingesetzt, wenn ich es recht sehe. Bitte korrigiert mich, falls ich falsch liege.
Ja, da ist dir die letzten ~30 Jahre wohl etwas entgangen. Ich meine richtig zu zählen - wir gehen der 29. "Einsatzweihnacht" entgegen.
Und weil es eh schon politisch ist (auch wenn unerwünscht, man wird es halt nie 100% diskutieren können):
schuldbewusster Pflichtbesuch wie im Konzentrationslager
Ich war mit meinen Kindern bislang in allen Konzentrationslagern in Reichweite. Nicht schuldbewusst (ich bin ein Kind der 70er, wofür sollte ich mich schuldig fühlen?), eher warnend. Besonders eingängig wurde das im Coronaherbst 2021 in Buchenwald, wo die Ausstellung die Rolle der Medien und der Ärzteschaft beleuchtet. Es war auch ein gutes Zitat von Viktor Klemperer ausgestellt, leider habe ich den Text nicht abfotografiert.
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Wir sollten nicht in die Schuld & Sühne Frage abdriften.
Für mich persönlich ist dieser Teil des Themas mit einem Satz erschlagen:
Niemals vergessen, aber auch nicht die Schuld auf die eigenen Schultern laden.
Zurück zum Modellbau:
Ja ich baue BW Modelle, weil es für eine kurze Zeit in meinem Leben ein Teil war und mich auch ein Stückchen zu dem gemacht hat, was ich bin. Bin ich deshalb ein Kriegsverherrlicher? Sicher nicht, sonst wären wir alle schuldig hier, die olivgrüne Autos fahren.
Die Ausrichtung des Panzermuseums bleibt abzuwarten. Ich bin nur gespannt, ob man dann auch konsequenterweise Fotos vom zerstörten Marder in Afganhistan aufstellt.
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Tja dann wird das Panzermuseum wohl auch eine "Alterbeschränkung" einführen müssen , wenn dort so "krasse" Fotografien =O gezeigt werden sollen !!
Es wird ja wohl keinem , sagen wir mal 10 Jährigen zugemutet werden, Bilder von verbrannten Panzerbeatzungen oder überrollten Menschen ansehen zu müssen (können).
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Ich war zutiefst erschrocken über die Verschlimmbesserung des ehemaligen Armeemuseums in Dresden - droht das jetzt auch in Munster?
Detlev
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