Die Fregatte Hessen und das Munitionsproblem

Das kennzeichnet übrigens ein weiteres Problem, mit dem alle Modernen Armeen zu kämpfen haben: Die im Zuge der Digitalisierung beschleunigten Lebenszyklen von Subsystemen und die damit einhergehende Notwendigkeit, dass "Plattformen" die notwendige Flexibilität mit sich bringen müssen im Lauf immer kürzerer Phasen auf Stand gebracht werden zu können ohne dabei grundlegend umgebaut werden zu müssen. Grad was die Sensorik an geht kann ein heutiges Waffensystem nicht mehr ohne "modulares Netzwerk" auskommen bei dem einzelne Komponenten ohne weiteres ausgetauscht werden können bzw. neue Funktionen Plug&Play hinzugefügt werden können - und da ist es egal. ob wie von Land-See- oder Luft-Streitkräften reden.

Jens

Um es mal auf den für mich einzig interessanten Punkt zu bringen:
Unabhängig von der Frage, wie es momentan mit einer Ersatzbeschaffung für die 2001 beschafften Raketen aussieht, ist es unverantwortlich, die Fregatte mit einen nicht ausreichenden Munitionsvorrat in den Einsatz zu schicken. Wenn, wie oben einmal angesprochen, wirklich eine Anschlussversorgung durch Versorgungsschiffe gesichert wäre (seien es eigene oder solche von anderen Verbündeten), hätte das der Sprecher des Verteidigungsministeriums garantiert schon hinaus posaunt, weil man sich damit aus der Schußlinie der öffentlichen Kritik hätte bringen können.

Ganz so einfach ist aber auch nicht.

Es könnte ja Vereinbarungen und Verträge geben, die nicht öffentlich sind und sein sollen.

Man kann nicht immer von öffentlichen Verlautbarungen auf Realitäten schließen.

Wissen wir, ob nicht gerade ein Versorger dafür vorbereitet wird und morgen eine Pressemitteilung ergeht, wonach der Versorger X auf dem Weg in das "östliche Mittelmeer" ist?

Möglicherweise wird man erstmal sehen wollen, wie der Bedarf an Munition vor Ort ist, bevor man den Gesamtbestand da hin schickt und hier nichts mehr hat?

und die SM-2 ist nicht alles, was man da hat.

Zitat von Prospero

Um es mal auf den für mich einzig interessanten Punkt zu bringen:
Unabhängig von der Frage, wie es momentan mit einer Ersatzbeschaffung für die 2001 beschafften Raketen aussieht, ist es unverantwortlich, die Fregatte mit einen nicht ausreichenden Munitionsvorrat in den Einsatz zu schicken. Wenn, wie oben einmal angesprochen, wirklich eine Anschlussversorgung durch Versorgungsschiffe gesichert wäre (seien es eigene oder solche von anderen Verbündeten), hätte das der Sprecher des Verteidigungsministeriums garantiert schon hinaus posaunt, weil man sich damit aus der Schußlinie der öffentlichen Kritik hätte bringen können.

Absolut treffend auf den Punkt gebracht. Danke.

Die Ursachen für die Mangelwirtschaft bei der BW sind vielschichtig, man kann sicher

seitenweise williwichtige Abhandlungen darüber schreiben und Gründe herbeten,

warum das so ist, warum es so sein muß und es gar nicht anders sein kann, muß

oder darf. Ist im Endeffekt alles sekundär und spiegelt das grundsätzliche Dilemma in

unserem Land wieder - es wird viel zu viel gelabert und viel zu wenig gemacht.

Die alles entscheidende Quintessenz dieser und vieler, vieler anderer Mängellagen,

mehr oder weniger oder auch gar nicht bekannter Art:

Wir sind in keiner Weise Verteidigungsfähig. Nicht zu Land, nicht zu Wasser, und

auch nicht in der Luft. Weder Personell noch Materiell. Das ist das Entscheidende.

Und das macht mir Angst.

Man kann sich alles schönreden und man kann versuchen, für jedes Versagen eine Entschuldigung zu finden. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre / Jahrzehnte gehe ich gerade bei unserem Verteidigungsministerium grundsätzlich immer vom ungünstigsten Fall aus. Ich habe jedes Vertrauen in unsere Staatsführung verloren, unabhängig von der Partei.

Wenn man nur mal nachdenkt wie viele Munitionslager leer stehen. Oder noch besser, zu wer weiß was umgebaut oder abgerissen sind , der wundert sich auch nicht das jetzt nichts da ist!

So Einfach ist das!

In der modernen Just in Time Bevorratung ist nicht wirklich etwas vorhanden.

Ist doch in der Industrie genauso.

War ja mit den Schutzmasken nicht anders.

Viele Grüße Bernd

Letztendlich muss nach meinem Verständnis spätestens der Kapitän der Fregatte den Einsatz soweit durchplanen das er und seine Mannschaft handlungsfähig sind .

Wenn das bereits nach ein paar Tagen in Frage gestellt wird hat er versagt .

Irgendwer MUSS im Job aufpassen .

Und das sich ganz allgemein heute niemand mehr für irgendwas verantwortlich zeigen will kann ich bestätigen, das fängt im Supermarkt beim Personal an und zieht sich bis ganz nach oben durch .

O.K., es gab Bestellungen von Euro 3 Fahrzeugen beim Daimler, die zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr zulassungsfähig waren. Die Beschaffungsbehörde hat verlangt, das Daimler eine Ausnahme erwirkt, das diese Fahrzeuge zulassungsfähig sind. Ich sollte das Gutachten schreiben, was mir nicht schwer gefallen wäre. Nur kann eine Kreisverwaltung dem Bund keine Ausnahme erteilen (Nach der gesetzlichen Herachie nicht möglich.). Also habe ich gesagt, sollen die militärischen aaS in Mönchen-Gladbach gefälligst die Ausnahme formulieren, was die aber verweigert haben. Auf die Bundeswehr wurden die Fahrzeuge trotzdem zugelassen, weil die dringend gebraucht wurden.

Es ging damals um Dingo II mit Euro 3 Motoren, weil die Bundeswehr kein AD Blue haben wollte. Heute haben sie es.

So ganz nebenbei frage ich mich: Was will das Militär mit EURO 6 E. Krieg ist dreckig, macht Umweltverschmutzung ohne Ende. Da kommt es auf die paar Fahrzeuge auch nicht an. Und die Panzermotoren sind eh aus den Abgasreinigung raus, weil stärker als 560 kW.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Grüße

Wolf

Zitat von killnoizer

Letztendlich muss nach meinem Verständnis spätestens der Kapitän der Fregatte den Einsatz soweit durchplanen das er und seine Mannschaft handlungsfähig sind .

Wenn das bereits nach ein paar Tagen in Frage gestellt wird hat er versagt .

Der Kapitän dieser Fregatte ist doch in der militärischen Hierarchie so ein kleines Licht, dass er die hier möglicherweise schief gelaufenen oder bewusst vernachlässigten Versorgungsvorgänge gar nicht beeinflussen kann. Er kann melden, dass nach seiner Ansicht seine Fregatte nicht genug Munition hat. Das war es, mehr Möglichkeiten hat er erst mal nicht.
Er kann sich dann im Rahmen der Vorgaben der Wehrbeschwerdeordnung über die nach seiner Meinung unzureichende Ausstattung des Schiffes beschweren. Er kann sich an die Frau Wehrbeauftragte wenden. Unmittelbar bewirken wird auch das gar nichts.
Wenn er den Befehl zum Auslaufen verweigert, sind wir beim Ungehorsam (§ 19 WStG) oder bei der Gehorsamsverweigerung (§ 20 WStG). Es würde mich sehr wundern, wenn ein Stabsoffizier es darauf ankommen lassen würde.

Zitat von killnoizer

Letztendlich muss nach meinem Verständnis spätestens der Kapitän der Fregatte den

Einsatz soweit durchplanen das er und seine Mannschaft handlungsfähig sind .

Und was soll der Kapitän machen, nachdem er einen eklatanten Munitionsmangel festgestellt hat?

Ein paar alte Hülsen sammeln, das vorher bei diversen Schützenkameraden zusammengeschnorrte

NC-Pulver reinkippen und mit frischen Geschossen ausm Internet-Shop wiederladen?

Wenn nix am Lager liegt, kann nix rausgenommen werden.

Das dreht sich im Kreis wenn keiner was machen kann 😁 .

Grundsätzlich muss man eben auch wollen, und dann ALLE .

Das mit den Vorräten ist doch nicht nur bei der Bundeswehr so!

Da können sich doch viele an die eigenen Nasen packen!

Wer ist denn noch bereit etwas für schlechte Zeiten beispielsweise zu investieren?? Was im besten Falle ja nie benutzt wird!?

Wie war es denn in dem starken Winter 🥶 vor 14-15 Jahren?? Es hatte doch so gut wie keine Gemeinde oder Stadt einen ordentlichen Vorrat an Streusalz!! Und bei vielen zu Hause ist es auch nicht anders! Ich habe immer einen guten Stapel Sandsäcke zu Hause gehabt. Als bei uns in Erftstadt das Hochwasser war, war ich in unserer Straße der einzige. Und alle kamen und fragten hast Du auch für uns ein paar? Ich habe alles verteilt. Als ich nach 3 Tagen die Gelegenheit hatte, das mir jemand aus Süddeutschland für kleines Geld noch weitere bringen wollte, da brauchte kein Mensch hier noch welche. Ich habe dann für uns und sage und schreibe 3 Nachbarn ein paar Hundert geordert die dann auch schnell mit DPD hier waren.

Die Anderen meinten, das passiert ja nicht noch mal und dann bekommen wir bestimmt von der Stadt Sandsäcke umsonst.

Und das ist das Problem, alles verlässt sich auf andere. Keiner will ein paar Euro 💶 ausgeben.

Viele Grüße Bernd

die BW ist ja nun kein Privathaushalt. Und Sandsäcke gibt es ja noch im Gegensatz zu der Rakete. Seit zu Guttenberg ist da zu viel gespart worden. Und die Beschaffungsstelle ist ja auch ein besonderes Thema. Von daher leider nicht verwunderlich

Gruß Bernd

Moin,

die SM-2 ist doch die Rakete, die auf einer Fregatte beim Start explodiert Ist? Und vor ein paar Tagen sollen davon bei einem Start im Roten Meer zwei Raketen kurz nach dem Start ins Wasser gefallen sein. Zum Glück, denn sie wurden wohl versehentlich auf eine amerikanische Aufklärungsdrohne abgeschossen.

Die US-Marine soll diese Rakete schon 2015 nach Fehlstarts ausgemustert haben, also gibt es dafür bestimmt schon einen Nachfolger.

Gruß Stefan

Es kann auf die SM-2 Block IIIC umgerüstet werden. Die Niederlande und Deutschland haben sich eine Extrawurst gebraten und das System in das Thales S-1850M und Smart-L Radar eingebunden. Eine Umrüstung erfordert nun besondere Anpassungen. Plug and Play geht leider nicht.

Hier mal ein Bericht mit Informationen vom Chef:

Marine: Fregatte „Hessen“: Ist sie voll einsatzfähig?

Gruß von der Küste

24-volt

Zitat von 24-volt

....mit Informationen vom Chef:

Das ist ein, mit üblichem blabla versehener, Artikel ohne wirkliche Information. So wie Nachrichten.

Was wirklich ist werden nur Insider erfahren und das ist auch gut so.

Ich war nie bei der Armee, aber wäre trotzdem nicht so blöde meinem Gegner in der Frühstückszeitung mitzuteilen dass ich wenig Munni habe.